L-Mag

Von Susie Sexpert zum Surabaya-Thriller - der Lesbenverlag Krug & Schadenberg wird 25!

Der Berliner Verlag Krug & Schadenberg wurde 1993 gegründet, weil sonst niemand "Susie Sexperts Sexwelt für Lesben" herausbringen wollte. Zum 25. Geburtstag unterhielten wir uns mit Andrea Krug, die den Verlag mit Dagmar Schadenberg bis heute führt.

Krug & Schadenberg Andrea Krug und Dagmar Schadenberg

Von Claudia Lindner

28.11.18 - Seit 25 Jahren machen Andrea Krug und Dagmar Schadenberg Erzählungen, Romane und Sachbücher für Lesben, in denen eben um Lesben und ihre Freundinnen geht. L-MAG sprach mit Verlagsgründerin Andrea Krug über die Geschichte von Krug & Schadenberg, die aktuellen Herausforderungen und ihre neuesten Highlights.

L-MAG: Wie kamt ihr auf die Idee zur Gründung eines Verlags für lesbische Literatur?

Andrea Krug: Dagmar Schadenberg und ich haben uns beim Orlanda Frauenverlag hier in Berlin kennen gelernt und dort zusammengearbeitet, Dagmar als Buchgestalterin und ich als Lektorin. Dann wurde uns auf der Frankfurter Buchmesse von der Verlegerin Frédérique Delacoste ein Buch angeboten, das wir fantastisch fanden: Susie Sexpert’s Lesbian Sex World von der US-amerikanischen Autorin und Sex-Aktivistin Susie Bright. Dagmar und ich wollten das Buch gern bei Orlanda machen, konnten die Kolleginnen aber nicht davon überzeugen. So haben wir eben unseren eigenen Verlag gegründet, der, anders als Orlanda oder der Verlag Frauenoffensive, ein exklusiv lesbisches Programm machen wollte. Viel Literatur für Lesben gab es vor 25 Jahren nämlich nicht! Und wir waren und sind bis heute ein Zwei-Frauen-Verlag!

Wie war euer Start damals, und wie hat sich der Verlag entwickelt?

Der Start war fulminant, klar, mit einem Buch über Lesbensex! Es war das einzige Buch von uns, das jemals im Spiegel besprochen wurde, hat uns aber auch in der Szene viel Aufmerksamkeit gebracht und große Begeisterung angesichts der humorvoll-entspannten Offenheit, mit der Susie Bright über Sextoys und Sexpraktiken geredet hat. Damals gab es noch eine blühende lesbische Infrastruktur von Frauenbuchläden, Lesbenprojekten und einer vielfältigen Frauenzeitungs-Landschaft, und das war natürlich enorm hilfreich, was die Verbreitung unserer Bücher anging. Das hat sich heute sehr verändert.

Was waren für euch echte Highlights aus den letzten 25 Jahren?

Neben Susie Sexperts Sexwelt für Lesben würde ich Leslie Feinbergs Stone Butch Blues nennen, das mittlerweile ein Klassiker der (Trans-)Genderliteratur ist. Erzählt wird von der Suche nach einer Identität jenseits starrer Geschlechterkategorien im Spannungsfeld der Butch-Femme-Kultur der sechziger Jahre, von Stonewall, Gewerkschaftskämpfen und der neuen Frauenbewegung, und damit macht Leslie Feinberg Geschichte lebendig. Das Stichwort Geschichte bringt mich zu einem weiteren Highlight: Sarahs Töchter, ein Roman über jüdische Lesben, die vor 120 Jahren aus Russland nach New York emigriert sind – eine faszinierende, sehr berührende Geschichte.

Der Buchhandel hat sich durch die „digitale Revolution“ sehr verändert. Wie seid ihr mit diesem Wandel umgegangen?

Durch die Ausdünnung der Buchhandlungs-Landschaft ist es für die Leserinnen sehr viel schwerer geworden, unsere Bücher vor Ort zu finden, und der Online-Handel ersetzt das nicht. Wir hatten merkliche Umsatzrückgänge, aber zum Teil können wir das durch unsere E-Books ausgleichen. Wir versuchen auch mehr denn je, neue Ideen für unser Programm zu entwickeln und nutzen auch verstärkt die Social Media, um unsere Stammleserinnen zu pflegen und neue Leserinnen zu gewinnen, denn ohne sie kann es uns auf Dauer nicht geben!

Wie hat sich eure Leserinnenschaft über die Jahre verändert?

Wir haben ein breites Spektrum an Leserinnen – Lesben sind ja bekanntlich überall. Und sicher gehören sie allen Altersgruppen an, wie wir etwa bei Büchertischen auf dem Lesbisch-schwulen Stadtfest in Berlin oder beim L-Beach feststellen. Unter den Frauen, die direkt bei uns bestellen, gibt es viele, die schon seit Jahren Kundinnen sind, aber es kommen auch immer wieder neue Leserinnen hinzu, und die bestellen auch Bücher, die sich eher an jüngere Frauen wenden. Ich denke also, es ist sehr gemischt, und ich hoffe, dass weiterhin leidenschaftliche Leserinnen nachwachsen!

Braucht es heute überhaupt noch einen lesbischen Verlag?

Unsere Leserinnen finden: Ja! Wir auch! Allerdings braucht es heute weniger Coming-Out-Literatur und mehr literarisch Interessantes. In die Richtung wollen wir uns weiterhin orientieren und haben da auch schon einige faszinierende Texte in der Warteschleife.

A propos: was sind zurzeit eure Highlights und vielversprechenden Neuerscheinungen, auf die sich unsere Leserinnen freuen können?

Ein aktuelles Buch, das zu Debatten anregt, ist auf jeden Fall Ahima Beerlages Lesbisch – Eine Liebe mit Geschichte. Die Autorin ist fortwährend zu Lesungen eingeladen und trifft immer auf ein diskussionsfreudiges und sehr wertschätzendes Publikum. Der Ava-Lee-Thriller Der schottische Bankier von Surabaya ist ein Auftakt zu einer ganzen Reihe, die im Laufe der nächsten Jahre bei uns erscheinen wird. Mit Ava Lee schlagen wir nun zum 25. Verlagsjubiläum ein ganz neues Kapitel auf!

Das komplette Verlagsprogramm von Krug & Schadenberg steht auf ihrer Webseite.

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