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Queerfeindliche Gewalt beim CSD: Verdächtiger nach Tod von trans Mann in U-Haft

Er ging beim CSD Münster dazwischen, als ein Mann zwei Frauen lesbenfeindlich beschimpfte - und bezahlte mit seinem Leben: Trans Mann Malte C. (25) starb am Freitag. Der mutmaßliche Täter sitzt in U-Haft, Tatvorwurf: queerfeindliche Gewalt.

5.9.2022 (red.) - Er ging dazwischen, als ein Mann beim CSD in Münster am 27. August zwei teilnehmende Frauen mit den Worten „lesbische Hure“ und „verpisst euch“ beschimpfte - und bezahlte für seine Zivilcourage mit seinem Leben. Als Malte C. (25) den Täter aufforderte, die Beleidigungen zu unterlassen, schlug der ihm unvermittelt ins Gesicht, sodass er das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf hart auf dem Asphalt aufschlug.

Der junge trans Mann, Mitglied der Selbsthilfegruppe TransIdent Münster, wurde im Krankenhaus zunächst in ein künstliches Koma versetzt, erlag aber am Freitagmorgen seinen schweren Verletzungen.

Der Tatverdächtige ist einschlägig vorbestraft - und schweigt

Ebenfalls am 2. September wurde der Tatverdächtige am Münsteraner Hauptbahnhof festgenommen. Eine Ermittlerin der Mordkommission hatte dort den 20-Jährigen anhand vorliegender Fotos und Videobilder erkannt. Dem wegen Betäubungsmitteldelikten und Körperverletzung vorbestraften Mann wirft die Staatsanwalt Körperverletzung mit Todesfolge vor, der Fall wird als „queerfeindliche Gewalt“ eingeordnet. Er sitzt nun in Untersuchungshaft und schweigt bisher zum Tatvorwurf.

UPDATE, 5.9., 14:30 Uhr: Nicht mehr gesucht wird sein unbekannter Begleiter, der nach der Tat mit ihm geflohen ist. Wie die Staatsanwaltschaft heute bekanntgab, habe er sich am Sonntag bei der Polizei gemeldet und gelte seit seiner Vernehmung nicht mehr als tatverdächtig.

Entsetzen und Mahnwachen in ganz Deutschland

In Münster wurden derweil die Flaggen an den städtischen Gebäuden auf Halbmast gesetzt, am Freitag versammelten sich bis zu 6500 Menschen zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Prinzipalmarkt. Auch Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) besuchte die Kundgebung und sagte dem WDR: „Ich bin erschüttert, entsetzt, traurig und auch wütend. Das Ereignis zeigt, dass es immer noch nicht bei allen angekommen ist, dass wir eine offene Gesellschaft sind, dass die Vielfalt ein Reichtum ist. Und dass wir gegen jede Art von Angriffen gegen Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung vorgehen müssen.“

Auch bundesweit sorgte Maltes Tod für Bestürzung, in vielen Städten - Berlin, Bielefeld, Darmstadt Erlangen, Frankfurt/M., Hamburg, Köln, Leipzig, Mainz, Magdeburg, Mannheim, München, Nürnberg und Recklinghausen - gab es am Wochenende Mahnwachen.

„Großes Problem mit Hass gegen queere Menschen“

„Dieser menschenfeindliche Angriff ist ein queerfeindliches Hassverbrechen, das uns wütend und betroffen macht“, schrieb André Lehmann, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland (LSVD), in einer Pressemitteilung. „Wir fordern die Ermittlungsbehörden auf, diese Tat unverzüglich als LSBTI-feindliches Hassverbrechen zu benennen und einzuordnen. … Diese Tat zeigt einmal mehr, wie sehr wir Aktionspläne gegen Trans- und Homophobie benötigen.“

Sven Lehmann (Grüne), der Queerbeauftragte der Bundesregierung, der gerade erst letzte Woche einen „Nationalen Aktionsplan für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ vorgelegt hatte, schrieb auf Twitter: „Ich hoffe, dass Maltes Tod unsere Gesellschaft aufrüttelt. Wir haben auch in Deutschland ein großes Problem mit Hass gegen queere Menschen. Queerfeindliche Gewalt ist eine Bedrohung, die tödlich enden kann. Wir alle müssen uns jeden Tag gegen diese Gewalt stellen.“

 

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