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K-Word #514: Neues aus der Lesbenwelt

Happy Couple in „Alles was zählt“, Ellen DeGeneres, „frivoler“ Kuss zwischen Andrea Kiewel & Beatrice Egli, Inge Meysel, Melissa Etheridge, Beyonces lesbische Schwiegermutter hat geheiratet - und mehr!

Von Karin Schupp

7.7.2023 - Ausnahmsweise mal kein soaptypisches monatelanges Hin und Her: In Alles was zählt (RTL, Mo-Fr, 19:05 Uhr) haben die Eiskunstläuferin Chiara und ihre Trainerin Ava schon zwei Wochen nach dem ersten Kuss Mitte Juni (K-Word #511) ihren Plan aufgegeben, professionellen Abstand wahren zu wollen. Jetzt sind die beiden ein Paar, wollen das allerdings geheim halten. Wodurch sie immer häufiger in Erkärungsnot kommen, auch in der kommenden Woche - irgendeine Soap-Story muss ja schließlich noch übrig bleiben!

RTL+/ Screenshot „Alles was zählt“: Ava (Laura Egger, l.) und Chiara (Alexandra Fonsatti) hätten aber auch nicht direkt Sex im Haus ihrer Chefin haben müssen, wenn sie ihre Beziehung geheim halten wollen

Am letzten Wochenende erinnerte Ellen DeGeneres auf Instagram mit einem Foto an ihre Hochzeit mit Portia de Rossi 2008. Damit wies die Moderatorin auf die Entscheidung des US-Supreme Courts vor acht Jahren hin, die Ehe für alle zu öffnen. Ihre Ehe war anfangs nur unter kalifornischem Recht legal, seit 26. Juni 2015 gilt sie im ganzen Land. Ausdrücklich dazugeschrieben hat sie’s nicht, aber angesichts des Rechtsrucks des Obersten Gerichtshofs ist das leider kein Urteil, dessen Fortbestand als selbstverständlich angesehen werden kann – wir werden womöglich weiter dafür kämpfen müssen.

Die Fußball-WM rückt näher, und heute Abend (7. Juli, 20:30, ARD) findet das letzte Vorbereitungsspiel des DFB-Teams gegen Sambia statt, der endgültige WM-Kader wird voraussichtlich am Wochenende bekannt gegeben. Die FIFA verbietet übrigens weiterhin die Regenbogen-Kapitänsbinde, die auch das deutsche Team gerne getragen hätte, und präsentierte stattdessen Binden mit Botschaften wie „Bildung für alle“, „Gleichstellung der Geschlechter“, „Frieden“ und „Inklusion“. Letztere gilt als Alternative zur klassischen Regenbogenbinde und ähnelt am stärksten dem „One Love“-Motiv, das bei der Männer-WM in Katar ebenfalls verboten war. Kapitänin Alexandra Popp, die sich für den Regenbogen ausgesprochen hatte, gab laut DFB ihr Okay: das Team würde sich in den Motiven „gut wiederfinden.“

FIFA Alles in allem gibt die FIFA damit nur ein mäßig besseres Bild ab, zumal in den Gastgeberländern Australien und Neuseeland ja ohnehin ein liberales Klima herrscht

Ach du meine Güte, das genügt also schon, um die Boulevardpresse zum Hyperventilieren zu bringen: „Beatrice Egli und Andrea Kiewel knutschen im Fernsehgarten“, titelte die tz, und die Gala schrieb: „Andrea Kiewel und Beatrice Egli im Knutschmodus“. Dabei hatte die ZDF-Fernsehgarten-Moderatorin der Schlagersängerin nur ein harmloses Küsschen auf den Mund gegeben (s. Foto) - und das nach einer Plänkelei, ob denn wohl was mit ihrem derzeitigen Duett-Partner Florian Silbereisen laufe. Die DSDS-Siegerin (2013) fühlte sich dann sogar noch bemüßigt, darauf zu reagieren: „Es gibt Schlagzeilen: Das ist frivol. Und ich denke so, wenn zwei Frauen sich küssen – ist das frivol? Ich finde, das ist Schwesternzusammenhalt. Und ja, wir halten zusammen – das definitiv!“, schrieb sie in ihrer Instagram-Story.

ZDF/ ScreenshotKiwi (l.) und Beatrice, ihr solltet aber schon wissen: Wenn zwei Frauen sich küssen, ist das nicht immer nur Schwesternzusammenhalt...

In Berlin-Friedrichshain wird demnächst eine bisher namenlose Straße den Namen von Inge Meysel tragen. Die Schauspielerin (1910-2004), die das Label „Mutter der Nation“ verpasst bekam, machte in den 1980er Jahren als Feministin, Aids-Aktivistin und Unterstützerin von Hausbesetzungen von sich reden und erfreute uns damals mit einem fröhlichen Coming-out: „Ich war bisexuell – ich, die Mutter der Nation“, verkündete sie 1992 in der TV-Talkshow Auf der Couch und legte 1993 in III nach Neun noch einen drauf: „Ja, ich, bin lesbisch“, sagte sie. „Ich will nie wieder mit einem Mann leben. Na und…?“ Ob sie nach einer Affäre mit einer Kollegin, als sie 19 war, noch weitere Frauenbeziehungen hatte, verriet die Berlinerin leider nicht. Bekannt sind von ihr ansonsten nur zwei Hetero-Ehen.

HR/ NDR/ Holtz Inge Meysel (mit Josef Offenbach) im damaligen Serienhit „Die Unverbesserlichen“ (1965-1971)

Am letzten Wochenende heiratete Gloria Carter, Mutter von Jay-Z, ihre Partnerin Roxanne Wilshire. Zu den Gästen gehörten neben ihrem Sohn auch ihre Schwiegertochter Beyoncé, deren Mutter Tina Knowles, Kelly Rowland, Tyler Perry und die lesbische TV-Moderatorin Robin Roberts. Jay-Z hat schon häufig über seine lesbische Mutter gesprochen und ihrer Geschichte seinen Song „Smile“ (2017) gewidmet, in dem sie auch selbst zu hören ist (K-Word #246).

Empfehlenwert, wenn auch leider ohne eine einzige lesbische Figur: It’s a Sin von Russell T. Davies (Queer As Folk) erzählt ohne Melodramatik von der Aids-Krise im London der 1980er Jahre: Was für vier junge Schwuler und ihrer Heterofreundin als große Party beginnt, die man sich durch die Gerüchte um eine „Schwulenkrankheit“ nicht vermiesen lassen will, wird im Laufe von zehn Jahren zum Kampf um Leben, Tod und Akzeptanz – berührend und traurig, aber auch voller Kraft, Humor und Lebensfreude. Die Serie mit Olly Alexander, Callum Scott Howells, Neil Patrick Harris und Stephen Fry steht schon länger bei Magenta TV, heute (7. Juli) laufen alle fünf Folgen auf ZDFneo (23:15 Uhr), ab morgen stehen sie kostenlos in der ZDF-Mediathek.

Der Rolling Stone veröffentlichte eine Liste der „50 Most Inspirational LGBTQ Songs of All Time“, und Melissa Etheridge is not amused: Sie fehlt darauf nämlich. Interessant: Während die männlichen Interpreten der „inspirierendsten LGBTQ-Songs aller Zeiten“ so gut wie alle schwul sind, sind doppelt so viele Hetero-Frauen wie lesbische und bisexuelle Sängerinnen dabei. Auf die Liste schafften es aber immerhin unter anderem Hayley Kiyoko, Jessie J., Betty Who, Brandi Carlile und die Band Muna - allerdings mit weit weniger bekannten queeren Hymnen als der von Etheridge zitierte Song „Come To My Window“ und andere ihrer Hits.

„Crimen“, also Verbrechen, heißt der Song der mexikanischen Sängerin Bruses, und auf Instagram konkretisierte sie: „Es ist kein Verbrechen, dich zu lieben, wie ich will.“ Das Video ist als „Episode 2“ aus ihrer EP „Cuando Ella Me Besó, Probé a Dios“ betitelt (= Als sie mich küsste, stellte ich Gott auf die Probe“) – da kommen wohl noch Folgen auf uns zu. Übrigens: Die 12 besten Musikvideos des 1. Halbjahrs 2023 stellen wir am Sonntag hier auf l-mag.de vor.

Achtung: Firefox zeigt möglicherweise zurzeit nicht die eingebundenen Videoclips an! Wechselt in diesem Fall zu einem anderen Webbrowser!

K-Word: Jeden Freitag neu auf l-mag.de!

Weiterlesen: K-Word #513: Neues aus der Lesbenwelt

 

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