L-Mag

11 Werbespots mit L-Faktor

Werbung ist immer auch ein Spiegel der Gesellschaft - und wenn sie lesbische Paare zeigt, bedeutet das, dass wir in diesem Land im Mainstream angekommen sind. Wir stellen elf Werbespots vor, die im letzten halben Jahr erschienen sind.

Screenshot Heiraten - und dann erst mal ein Eis...

Von Karin Schupp

l-mag.de, 25.5.2017 - Werbung will nur eines: Ein Produkt verkaufen. Und ganz nebenbei zeichnet sie damit ein aktuelles Bild der Gesellschaft, denn um bei möglichst vielen Menschen einen Kaufwunsch auszulösen, wählt sie in der Regel Themen und Motive, die allseits akzeptiert sind. Wenn in Werbespots also Lesben und Schwule auftauchen, heißt das, dass wir tatsächlich im Mainstream angekommen sind (und erzkonservative Grüppchen sind die letzten, die das nicht wahrhaben wollen, wie die beiden ersten Beispiele zeigen).

Vorstellbar sind wir für die Agenturen zwar nur als (Hochzeits-)Paar oder Kleinfamilie, aber das ist bei den heterosexuellen Werbegesichtern ja auch nicht anders (nur den Schwulen wird ab und an die Rolle der „schrillen Tunte“ zugeteilt). Diese elf Werbespots gingen im letzten halben Jahr on air:

1. Magnum Eis (Australien): Mit dieser Hochzeit musste sich der australische Werberat beschäftigen: Es hatte Beschwerden gegeben, dass er „zur Familienfernsehzeit Lesbianismus“ promote. Magnum-Hersteller Unilever entgegnete, „Geschlecht und sexuelle Orientierung fair, unvoreingenommen und tolerant zu behandeln (…) und eine ernsthafte Darstellung einer Trauungszeremonie zu zeigen“ – und darf die Werbung weiterhin verwenden.

 

2. Zales Jewelers (USA): Auch dieser Schmuckhersteller bekam Ärger, weil er nicht nur drei Heteropaare, sondern auch ein lesbisches Brautpaar zeigte: „Er glorifiziert und normalisiert die Sünde“, schäumte die homophobe Gruppe „One Million Moms“. Die christlich-fundamentalistische Hate Group (die nicht annähernd eine Million Mitglieder hat und auch schon zu einem H&M-Boykott aufrief; wir berichteten) nimmt allerdings niemand ernst – und die kritisierten Hersteller freuen sich über die zusätzliche Publicity…

 

3. ANZ (Neuseeland): Mit dem Hashtag #HoldTight ermuntert diese neuseeländische Bank lesbische und schwule Paare zum Händchenhalten in der Öffentlichkeit. Der Clip erschien zum Auckland Pride, den die ANZ sponsert.

 

4. Mercedes Benz (Australien): Auch hier stehen Hände im Mittelpunkt – der deutsche Autohersteller wünschte mit „Love is Love“ allen heterosexuellen und homosexuellen Paaren einen schönen Valentinstag. Hierzulande erschien der Clip nicht, aber…

... der aktuelle deutsche Mercedes-Werbespot "Grow up", der junge, lifestylige Zielgruppen ansprechen will, zeigt immerhin für eine Millisekunde einen Kuss zwischen zwei Frauen:

Screenshot

5. Mercedes Benz (Deutschland/ International): … Und dieser Kurzfilm, der nur online zu sehen ist, zeigt die Geschichte hinter diesem Partyküsschen: "Natasha" und "Kate" waren einmal unzertrennlich, bis Kate urplötzlich verschwand – denn ganz offensichtlich war sie unglücklich in Natasha verliebt („Du wolltest mich nicht! Das hat wirklich wehgetan“, sagt sie). Mercedes fehlt jedoch der Mut zum Klartext: Wer nicht genau hinschaut, kann die Story auch als Zerwürfnis bester Freundinnen verstehen.

 

6. LoveScout 24 (Deutschland): Deutsche Werber trauen sich halt nur selten, lesbische Paare in den Mittelpunkt zu stellen – eine seltene Ausnahme ist da dieser Werbespot einer Dating-Plattform. Was die Bilder allerdings mit dem Text zu tun haben, wird nicht wirklich ersichtlich.

 

7. Siroop (Schweiz): „Sirup auf Liebe, Liebe auf Sirup“, textete die Werbeagentur dieses Onlineshops mit klebrigem Namen reichlich gaga – aber davon abgesehen bleiben keine Fragen offen: Hier knutschen die Models Tamy Glauser und Dominique Rinderknecht, die auch privat ein Paar (K-Word #171) und in ihrer Schweizer Heimat echte Mediendarlings sind.

 

8. Telekom (Deutschland): „Für alle, die Familie sind“, ist dieses neue Telekom-Produkt, und das gilt für die unterschiedlichsten Modelle – auch für eine lesbische Regenbogenfamilie (und die unvermeidlichen Dragqueens).

 

9. Apotheken-Umschau (Deutschland): Dieser Image-Werbespot für Apotheken zählt auch ein Frauenpaar, das Nachwuchs erwartet, und ein schwules Elternpaar zur Kundschaft. Einfach nur Kopfschmerzen oder Durchfall traut man uns wohl nicht zu…

 

10. Nina Ricci (Frankreich/ International): Dieses Paar, das ein neues Parfüm bewirbt, befindet sich offensichtlich noch ganz am Anfang seiner Beziehung – davon hätte ich jetzt gerne einen Teil 2 oder 3…

 

11. Campbell’s (USA): Eine ganz klassische Werbestory, nur eben mit einem Lesbenpaar: Die eine isst Suppe, und ihre Frau, die einen Teller eben noch dankend abgelehnt hat, bekommt Futterneid… Das Ehepaar ist echt: Jill Goldstein und Nikki Weiss-Goldstein heirateten 2010 in der lesbischen Realityserie The Real L Word und haben inzwischen zwei Kinder.

 

 

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