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Chantal Akerman gestorben

Am Montag starb in Paris die einflussreiche lesbische Regisseurin, die als Pionierin des feministischen Films gilt. In "Ich, du, er, sie" machte sie schon lange vor "Blau ist eine warme Farbe" mit einer langen Lesbensexszene Furore.

Chantal Akerman (1950-2015) - Foto: Imago/ Manfred Segerer

Von Karin Schupp

l-mag.de, 7.10.2015 - Am Dienstag verstarb die Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Chantal Akerman in Paris. Sie wurde 65 Jahre alt. Ihren Tod bestätigte gestern ihre Schwester Sylviane Akerman, die französische Tageszeitung Le Monde berichtete, dass sie sich das Leben genommen habe.

Die gebürtige Belgierin, die abwechselnd in New York und Paris lebte, gilt als eine der einflussreichsten Regisseurinnen aller Zeiten. Erfolgreiche KollegInnen wie Todd Haynes (Carol), Sally Potter (Orlando), Michael Haneke (Das weiße Band) und Stacie Passon (Concussion) bezeichneten ihr Werk als Inspiration.

Akerman drehte 47 Spiel-, Dokumentar- und experimentelle Filme, ihren ersten Kurzfilm bereits als 17-Jährige: In Saute Ma Ville (1968) spielt sie selbst eine junge Frau in den letzten Stunden vor ihrem Selbstmord. Als ihr Schlüsselwerk gilt Jeanne Dielmann (1975), der eine alleinerziehende Mutter drei Stunden lang bei ihren Alltagsverrichtungen begleitet. Ihr einziger kommerzieller Film, Eine Couch in New York (1996) mit Juliette Binoche und William Hurt, machte sie auch einem breiten Publikum bekannt. 

Feministisch, queer - aber nicht im "LGBT-Ghetto"

Auch wenn Akerman häufig feministische und queere Themen wählte - Ich, du, er, sie (Je, tu, il, elle, 1974) und Les rendez-vous d’Anna (1978) gelten als Lesbenklassiker -, wollte sie sich, wie sie sagte, nicht "ghettoisieren" lassen und schickte ihre Werke daher ausdrücklich nicht auf LGBT-Filmfestivals.

Chantal Akerman und Claire Wauthion in "Ich, du, er, sie" - Foto: Screenshot

Über Ich, du, er, sie, der 40 Jahre vor Blau ist eine warme Farbe eine lange und kontroverse Lesbensex-Szene zeigte, sagte sie 1998 in der Times lapidar: „Alle hielten ihn für politisch. Aber es war eine normale Liebesgeschichte. Es ist kein feministischer Film. Ich sage nicht, dass es ein lesbischer Film ist, denn wenn ich das täte, würden Sie ihn mit einem voreingenommen Blick ansehen.“

Wie die New York Times berichtet, habe Akerman seit dem Tod ihrer Mutter im vergangenen Jahr unter Depressionen gelitten. Natalia Akerman, polnische Immigrantin und Holocaust-Überlebende, steht in No Home Movie, dem letzten Film ihrer Tochter, im Mittelpunkt. Die Dokumentation hatte im August beim Filmfestival in Locarno Premiere. 

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