L-Mag

l-mag, 28.12.2016

1. Carolin Emcke wird mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt (wir berichteten). In ihrer sehr persönlichen und viel beachteten Rede (hier in voller Länge auf Youtube) bezieht die lesbische Journalistin und Autorin klar Stellung gegen Gewalt, Hass und den Rechtsruck unserer Gesellschaft und fordert Gleichheit für Lesben und Schwule: „Niemand verliert seine Rechte, wenn sie allen zugesichert werden."

2. Nadine Angerer und Magda Golombek verpartnern sich in Frankfurt/M. "Mrs. & Mrs. Angerer" sind seit 2013 ein Paar, ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten sie auf der FIFA Gala im Januar 2014, wo Natze zur Weltfußballerin des Jahres gekürt wurde.

3. Jodie Foster  bekommt einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, und Kristen Stewart, die in Panic Room (2002) ihre Tochter spielte, hält die Laudatio. „Sie war immer das Paradebeispiel, wie ich einmal werden wollte“, sagt sie (und meint damit wohl ihre berufliche Karriere und nicht ihre sexuelle Orientierung…).

4. Der erste Heiratsantrag während der Olympischen Spiele in Rio ist lesbisch: Isadora Cerullo wird mit dem brasilianischen Rugby-Team zwar nur Neunte, bekommt dafür aber nach dem Rugby-Finale einen Heiratsantrag von Marjorie Enya, seit zwei Jahren mit Cerullo zusammen und als Volunteer im Stadion. „Sie ist die Liebe meines Lebens“, sagte Enya danach der BBC. „Ich wollte zeigen, dass die Liebe gewinnt.“

5. Kate Richardson-Walsh und Helen Richardson-Walsh holen mit dem britischen Hockey-Team den Olympiasieg und sind damit das erste gleichgeschlechtliche Ehepaar, das bei Olympischen Spielen zusammen Gold gewinnt. Insgesamt treten in Rio mindestens 50 offen lesbische und bisexuelle Sportlerinnen an (wir stellen sie hier und hier vor) - so viele wie nie zuvor! - und 21 von ihnen mit Erfolg: Gäbe es ein „L/ B-Team“, stünde es auf Platz 20 des Medaillenspiegels!

6. Ellen DeGeneres erhält die höchste Auszeichnung der USA: die Medal of Freedom (wir berichteten). In seiner Rede würdigt Präsident Barack Obama ausdrücklich ihre Verdienste für Akzeptanz von Homosexuellen und ihre Fähigkeit, "uns daran zu erinnern, dass wir mehr gemeinsam haben, als uns bewusst ist".

7. Kerstin Ott ist unsere erste lesbische Butch in den Charts! Ihren Song „Die immer lacht“ summen bis dahin alle mit (mittlerweile hat er Doppelplatin!), im März lernen wir sie in der ZDF-Talkshow Markus Lanz besser kennen (hier anschauen). Und siehe da: Die Sängerin des vor zwölf Jahren entstandenen Ohrwurms, der dank eines Remixes von Stereoact zum Superhit wurde, geht – anders als die meisten lesbischen Promis hierzulande – völlig offen mit ihrem Lesbischsein um und verkörpert genau die Form von sympathischer Sichtbarkeit, die wir uns wünschen!

8. Liebeserklärung bei den Emmy Awards: Sarah Paulson (Carol) wurde für ihre Rolle in American Crime Story ausgezeichnet und beendete ihre Dankesrede mit: „Holland Taylor, ich liebe dich!“ Das blieb nicht unbeantwortet: Ihre Lebensgefährtin twitterte aus New York eine Liebeserklärung nach der anderen gen Hollywood.

9. Mit Twitter-Hashtags wie #LGBTFansDeserveBetter (=LGBT Fans verdienen etwas Besseres) trendete am 3. März weltweit der Tod der lesbischen Figur Lexa in der Serie The 100. Und der gewaltige Shitstorm wird bald grundsätzlich, denn lesbische/ bisexuelle Frauen sterben zu lassen, ist gute alte TV-Tradition: Allein in der US-Saison 2015/16 widerfährt das 30 Charakteren! Die gefährliche Botschaft: Lesbisch sein kann nur tragisch enden! Fans schaffen Online-Communities, produzieren Clips (auch mit dt. Untertiteln, s. unten), finanzieren eine Plakatkampagne und spenden an ein Krisentelefon für LGBTQ-Jugendliche (bis heute über 155.000 Euro!). Das Thema erreicht die Mainstreammedien, und TV-Produzenten geloben Besserung - wie ernst sie es meinen, wird die aktuelle TV-Saison zeigen!

10. „Im Moment bin ich einfach nur sehr in meine Freundin verliebt“, sagt  Kristen Stewart in der britischen Elle (Sept. 2016) und vollendet damit ihr öffentliches Coming Out nach den Stufen Dementi (2014), No Comment (Anfang 2015) und – seit August 2015 – Ich-bin‘s-aber-ich-sage-nicht-was-ich-bin. Ihre Hetero-Lover habe sie immer vor der Öffentlichkeit geschützt, „aber als ich mit einer Frau zusammenkam, merkte ich: Es zu verstecken, führt zu der Annahme, dass ich nicht dazu stehe oder mich dafür schäme, also habe ich mich geöffnet, und ich bin so viel glücklicher!“ Klassische Worte nach einem Coming Out! (Mit besagter Freundin ist sie leider inzwischen nicht mehr zusammen.)

11. ZDF-Moderatorin Dunja Hayali bekommt im Februar die Goldene Kamera 2016 in der Kategorie „Beste Information“. Laudator Michael Mittermeier: „Ihr beherztes Engagement und ihre irakischen Wurzeln machen sie täglich zum Ziel nazistischer Anfeindungen. Ich habe großen Respekt davor, dass du ohne Hass im Herzen weitergehst und trotzdem alle Meinungen zulässt!“ In ihrer beeindruckenden Dankesrede beklagt Hayali die „Verrohung der Sprache“ in den sozialen Netzwerken und mahnt uns: „Seien Sie offen, bleiben Sie fair, differenzieren Sie!“

12. Abby Wambach ist die erste lesbische Barbie – komplett mit Kurzhaarschnitt und Undercut. „Das werden jetzt alle coolen Kids haben wollen!“, freut sich die Ex-Kapitänin des US-Fußballnationalteams (seit Dez. 2016 im sportlichen Ruhestand) bei der Präsentation der Puppe. Wermutstropfen: Hersteller Mattel bringt die Puppe nicht in den Handel, sie bleibt ein limitiertes Sammlerstück.

Viele dieser Frauen, die uns die schönsten Momente 2016 schenkten, stehen auch auf unserer Liste der "50 echten Idole und liebsten Vorbilder" - alle anderen Namen könnt ihr in der aktuellen L-MAG (Jan/ Feb. 2016) nachschmökern: Auf Mykiosk.com findet ihr die Kiosks in eurer Nähe.

Schöne Ereignisse waren natürlich auch die Promi-Coming Outs 2016, die wir euch hier vorstellen.