L-Mag

Die allererste Lesbenaktivistin

Heute vor 110 Jahren hielt die Journalistin Theodora Anna Sprüngli in Berlin die erste lesbenpolitische Rede weltweit und outete sich bei dieser Gelegenheit - ein gewaltiger Tabubruch! - öffentlich als homosexuell.

Von Karin Schupp

l-mag.de, 9.10.2014 - Vor genau 110 Jahren wurde Lesbengeschichte geschrieben: Am 9. Oktober 1904 hielt die 24-jährige Theodora "Theo" Anna Sprüngli (1880-1953) in Berlin die erste lesbenpolitische Rede der Welt. Die Journalistin mit dem Pseudonym Anna Rüling sprach auf der Jahres-hauptversammlung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) über „Homosexualität und Frauenbewegung“ und machte damit Lesben zum ersten Mal politisch sichtbar. Mit ihrem öffentlichen Coming Out vor rund 300 Zuhörern brach sie zudem ein Tabu, das auch beim WhK - immerhin die erste Schwulenorganisation der Welt - galt: über die eigenen Homosexualität zu sprechen, hielten viele der Mitglieder für „unwissenschaftlich“.

In ihrem Vortrag erklärte Sprüngli die Frauenbewegung zur „kulturge-schichtlichen Notwendigkeit“ und Homosexualität zu einem „angeborenen sexuellen Trieb“, kritisierte andere lesbische Frauenrechtlerinnen, die ihre Homosexualität versteckten, und forderte sie und die (fast ausschließlich männliche) Homosexuellenbewegung dazu auf, sich „gegenseitig zu Recht und Anerkennung verhelfen“.

Als echte Lesben-Ikone taugt Sprüngli allerdings nicht: während des Nationalsozialismus erwies sie sich als glühende Patriotin und Kriegsbefür-worterin, auch wenn sie wohl kein NSDAP-Mitglied war. Privat ist über sie nur bekannt, dass sie aus einer Hamburger Mittelschichtsfamilie stammt, in eine Ehe gedrängt wurde und durch ihre erste lesbische Beziehung 1904 zur Aktivistin wurde.

In Berlin erinnerten die Grünen, die Linken, die Schwusos und der LSU (Lesben und Schwule in der Union) gemeinsam an den Jahrestag. Treffende Überschrift ihrer parteiübergreifenden Erklärung: „Lesbische Sichtbarkeit beginnt auch mit Erinnerung.“

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