L-Mag

Von Sabine Mahler

l-mag.de, 2.5.2015 – Was bisher nur in Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau möglich ist, wird nun auch in Berlin und Brandenburg umgesetzt: Die dortige Evangelische Landeskirche will ab 2016 die Segnung homosexueller Paare den Traugottesdiensten heterosexueller Paare gleichstellen.

Die Kirche möchte sich nun ein Jahr Zeit lassen, um Vorbereitungen zu treffen: Die notwendigen liturgischen Ordnungen und Texte müssen erarbeitet und die kirchenrechtlichen Voraussetzungen sollen geschaffen werden. Auch möchte sich die Kirche auf mögliche Gegenwehr in ländlichen Gemeinden einstellen. Für die Gleichstellung der Traugottesdienste für homosexuelle und heterosexuelle Paare setzten sich vor allem die Berliner Kirchenkreise Stadtmitte, Steglitz, Charlottenburg-Wilmersdorf sowie die Landesjugendversammlung ein. Das verbleibende Jahr soll nun genutzt werden, um auf dem Land für die Traugottesdienste von Lesben und Schwulen zu werben, bis der endgültige und offizielle Beschluss auf der Frühjahrssynode 2016 fallen wird.

Kritik aus den eigenen Reihen gibt es tatsächlich schon, aber anders als erwartet: Auf dem LGBT-Blog „Kreuz und Queer“ der Evangelische Kirche wird das verbleibende Jahr Wartezeit bis zur Umsetzung der Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren als unnötige, weitere Geduldsprobe auf dem Weg der Gleichstellung kritisiert.

Darüber hinaus kann das Vorhaben der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu Spannungen zwischen der evangelischen und der katholischen Kirche führen. In katholischen Gemeinden sind bisher nicht einmal Segnungen für LGBTI-Paare möglich (neben vielen weiteren Einschränkungen, die auch für z.B. heterosexuelle Geschiedene gelten). Mit dem Beschluss der Frühjahrssynode 2016 wird die Kluft zwischen beiden Kirchen noch größer.