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Discover Football: Zeit, dass sich was dreht

In Berlin treffen sich ab heute beim Frauenfußball-Kulturfestival „Discover Football – Home Game“ über 100 Fußballspielerinnen aus aller Welt zum Kicken und Diskutieren. Einer der Höhepunkte: Ein Spiel gegen das iranische Frauennationalteam.

Discover Football/ Dana Roesiger

Von Isabel Lerch

l-mag.de, 31.8.16 - Dass Frauenfußball weit mehr als nur Sport ist, zeigt die Arbeit der Berliner Initiative Discover Football: Seit 2009 vernetzt das Projekt fußballbegeisterte Frauen aus der ganzen Welt und bietet ihnen eine Plattform, auf der sie sich auch über ihre politischen und gesellschaftlichen Probleme abseits des Platzes austauschen können.

Vom 31.8.-4.9. veranstaltet Discover Football zum fünften Mal ein internationales Frauenfußball-Kulturfestival in Berlin, bei dem über 100 Fußballerinnen ihren Sport ausüben und in Workshops diskutieren. Der Themen-Schwerpunkt liegt dabei auf der aktuellen Situation von Migrations- und Fluchtbewegungen und der Frage, wie der Fußball als Mittel der internationalen Verständigung und Solidarität hier helfen kann.

Ein ganz besonderes Rückspiel gegen den Iran

Eröffnet wird das Festival mit einem ganz besonderen Spiel: Das iranische Frauenfußball-Nationalteam tritt gegen eine Berliner Auswahl an. Es ist das symbolische Rückspiel für ein vor zehn Jahren ausgetragenes spektakuläres Match: Damals, am 28. April 2006, spielte das Berliner Frauenteam Al-Dersimspor in Teheran gegen das Team Irans. Es war das erste öffentliche Frauenfußballspiel in einem iranischen Stadion seit der Revolution 1979, nach der das Land zu einer Islamischen Republik erklärt worden war.

Das Spiel fand weltweite Beachtung und schenkte dem iranischen Frauenfußball eine bis dahin nie gekannte Aufmerksamkeit. Die Geschichte dieses Ereignisses wird in dem Dokumentarfilm „Football Under Cover“ (Trailer) erzählt, der im Anschluss an das Eröffnungsspiel gezeigt wird.

Die Berlinerin Valerie Assmann, die damals in Teheran selbst auf dem Platz stand, war das Spiel ein ganz besonderes Erlebnis: „Es war ein ganz surrealer Moment und emotional überwältigend“, sagt sie. „Danach gab es plötzlich eine riesengroße Aufmerksamkeit für den Frauenfußball in Iran. Sehr viele Mädchen und Frauen wollten nun endlich Fußball spielen." Investitionen flossen, ein Ligasystem wurde aufgebaut - mit sichtbaren Erfolgen, wie Assmann zu berichten weiß: „Im Vergleich zu 2006 haben die Spielerinnen sich sehr stark weiterentwickelt. Einige spielen heute bei ausländischen Clubs.“

"Der Frauenfußball sagt viel über die jeweilige Gesellschaft aus"

Dennoch haben die iranischen Spielerinnen zu kämpfen: „Die Frauen geben viel und geben viel auf, um Fußball zu spielen. Im Gegenzug erwarten sie Aufmerksamkeit, die sie nicht bekommen. Der iranische Verband interessiert sich nicht für sie und auch nicht für ihre Erfolge“, sagt die Berlinerin und unterstreicht die politische Bedeutung des Sports: „Der Frauenfußball funktioniert sehr gut als Mikrokosmos und sagt viel über eine jeweilige Gesellschaft aus und insbesondere über die Rolle der Frau in dieser. Wir als Frauen treten in die Männerwelt ein und nehmen, was uns zusteht.“ Umso mehr freut sie sich, dass das schon lange geplante Rückspiel endlich stattfindet, denn zwei frühere Versuche, das Team nach Deutschland zu holen, scheiterten an den iranischen Behörden.

Discover Football Festival 2016, 31. August – 4. Sept., Willy-Kressmann-Stadion, Berlin (Kreuzberg), Eintritt frei, weitere Infos auf Facebook

Iran vs. Football Under Cover All Stars am 31. Aug., 19:15 Uhr; der Eröffnungsabend wird von den L-MAG-Verlegerinnen Gudrun Fertig und Manuela Kay moderiert

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