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Frauen im Film: schwach, sexy - oder gar nicht da

Oscar-Gewinnerin Geena Davis ließ das Frauenbild in Kinofilmen weltweit untersuchen - mit erschreckenden Ergebnissen. Auch das deutsche Kino macht da keine Ausnahme.

Geena Davis (r.) mit Susan Sarandon in "Thelma & Louise" - Foto: Verleih

Von Karin Schupp

l-mag.de 25.9.2014 - Die Filme von Oscargewinnerin Geena Davis spielte starke Frauen in Thelma & Louise, Eine Klasse für sich und als erste weibliche US-Präsidentin in der TV-Serie Welcome, Mrs. President. Als Mutter einer 12-jährigen Tochter störte sie sich aber so sehr am allgemeinen Frauen- und Mädchenbild in den Medien, dass sie beschloss, es wissen-schaftlich untersuchen zu lassen.

Ihr Geena Davis Institut für Gender in den Medien gab mit der Unterstützung von UN-Women und der Rockefeller Stiftung die erste weltweite Studie über weibliche Charaktere in Kinofilmen in Auftrag, die am Montag vorgestellt wurde. Analysiert wurden 120 erfolgreiche Filme aus elf Ländern, darunter USA, Brasilien, China, Indien, Russland, Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

Das erschreckende, aber wenig überraschende Ergebnis: Frauen sind im Kino unterdurchschnittlich häufig vertreten, werden viel seltener als Männer in einflussreichen Rollen besetzt und häufiger sexualisiert dargestellt. Diese tief sitzende Diskriminierung und Stereotypisierung von Frauen und Mädchen wird nur hier und dort aufgebrochen - zum Beispiel durch Regisseurinnen, Produzentinnen oder Drehbuchautorinnen, die aber ebenfalls stark unter-repräsentiert sind.

Die wichtigsten Ergebnisse:

- In der Weltbevölkerung machen Frauen die Hälfte aus - in Filmen sind dagegen weniger als ein Drittel der sprechenden Charaktere (31%) weiblich.

- Besonders männlich dominiert sind Action- und Abenteuerfilme: hier beträgt der Frauenanteil nur 23%.

- Frauen spielen viel seltener Berufstätige als Männer: nur 23% der Ange-stellten im Film sind weiblich, 77% sind männlich.

- An der Spitze sieht’s noch schlechter aus: nur 14% der Führungsposi-tionen und 9,5% der Rollen von Politikern wurden mit Frauen besetzt.

- Stattdessen werden weibliche Charaktere in 24% der Fälle halbnackt oder nackt gezeigt - doppelt so viele wie bei den Männern. Und das betrifft weibliche Teenager schon genauso häufig wie junge Frauen (21-39 Jahre).

Am besten schnitten Großbritannien, Brasilien und Südkorea ab: sie vergaben 36-38% ihrer Sprechrollen an Frauen.

Deutschland sticht hingegen nicht positiv hervor: der Frauenanteil in den untersuchten zehn deutschen Filmen betrug 35%, und die Sexualisierung war besonders hoch: 39% der Schauspielerinnen wurden fast oder ganz nackt gezeigt.

Geena Davis in einem witzigen Clip "für Gleichberechtigung im Kino, Fernsehen und Bogenschießen" (nur auf YouTube direkt anschaubar):

„Frauen sind in beinahe allen Sektoren weltweit ernsthaft unterrepräsentiert, nicht nur auf dem Bildschirm“, sagt Geena Davis zu den Ergebnissen. „Die Medienbilder können einen positiven Einfluss auf unsere Wahrnehmungen ausüben. Wie können wir Mädchen dazu ermutigen, wissenschaftliche und technologische Karrieren zu beginnen? Indem wir scharenweise Frauen casten, die in Filmen im Bereich der Wissenschaft, der Technologie, der Politik, des Rechts und in anderen Fachrichtungen arbeiten.“

Einen Anfang könnte die Filmindustrie selbst machen: sobald eine Frau in einer wichtigen Funktion - Regie, Produktion, Drehbuch - hinter der Kamera steht, zeigt die Zahl der weiblichen Charaktere signfikant an. Bisher ist das aber nur in einem vor vier Filmen der Fall. Auch hier sticht Deutschland nicht positiv hervor: mit einem Anteil von 7% Regisseurinnen, 22% Drehbuch-autorinnen und 24% Produzentinnen liegen wir nur knapp über dem Durchschnitt.

Zu Lesben sagt die Studie übrigens nichts: es ist wohl davon auszugehen, dass die Anzahl lesbischer Rollen nicht in einer zählbaren Höhe lag.

Eine Zusammenfassung der Studie "Gender Bias Without Borders" auf deutsch: https://www.unwomen.de/fileadmin/user_upload/aktuelles/aktuelle_nachrichten/Pressemitteilung_Geena_Davis_Studie_UEbersetzung.pdf 

Studie auf Englisch: seejane.org/symposiums-on-gender-in-media/gender-bias-without-borders/ 

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