L-Mag

Von Isabel Lerch

l-mag.de, 2.12.2014 – Lann Hornscheidt lehrt Gender Studies an der Berliner Humboldt-Universität und forscht unter anderem zu Sprache. Das ist in der Gender-Debatte ein umkämpftes Feld: Das Binnen-I, die Gender Gap oder ein kleines Sternchen – in den letzten Jahren gab es von Gender-Forschern und Feministinnen viele Vorschläge zur Revolutionierung der deutschen Sprache. Lann Hornscheidt liefert nun einen neuen. Hornscheidt fühlt sich weder als Mann noch als Frau und möchte daher geschlechtsneutral angesprochen werden. Statt den weiblichen und männlichen Endungen wählt Hornscheidt das „x“. Die richtige Anrede in einer Mail sähe dann so aus: „Sehr geehrtx Profx. Lann Hornscheidt“.

Die Reaktion: ein gewaltiger Shitstorm bis hin zu Morddrohungen

Prompt entfachte Hornscheidt mit ihrer Idee eine heftige Debatte im Internet. Oder um es pessimistischer zu formulieren: einen gewaltigen Shitstorm. Die Kommentare reichen von vergleichsweise harmlosen Äußerungen zu angeblich falschen Normen oder Steuergeldverschwendungen bis hin zu dem aggressiven Vorwurf, Lann Hornscheidt zerstöre mit dieser Idee die deutsche Kultur.

In einem Interview mit dem RBB gestand Hornscheidt kürzlich sogar, dass sich unter die vielen Rückmeldungen teilweise auch Morddrohungen mischen. Doch anstatt den Vorschlag zurückzuziehen, reagiert Hornscheidt auf solche Mails souverän: „Ich benutze sie für meine Forschung, denn als Linguistin bin ich sehr daran interessiert, wie Menschen Diskriminierungen sprachlich äußern – da habe ich jetzt hervorragendes Material, um das zu untersuchen.“

Vielleicht ahnte Hornscheidt, wie heftig die Reaktionen auf ihre Idee sein würden. Überrascht ist die Lehrkraft von dem Shitstorm jedenfalls nicht: „Ich glaube, dass die Idee der Zweigeschlechtlichkeit eine ganz wichtige Grundfeste dieser Gesellschaft ist. Mir war schon klar, wenn daran gekratzt wird, dass es dann eine große Irritation zur Folge haben wird.“

Lann Hornscheidts Webseite: www.lannhornscheidt.com