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Handball ohne Regenbogen

Homophobie im internationalen Handball? Bei der aktuell laufenden Männer-EM wurde dem schwedischen Kapitän verboten, eine Kapitänsbinde in Regenbogenfarben zu tragen. Zuvor waren bei der Frauen-WM im Dezember lesbische Delegierte ausgeladen worden.

Foto: Uta Zorn

Von Uta Zorn

l-mag.de, 18.1.2016 - Was ist denn bloß los in den internationalen Handball-Verbänden? Bereits bei der Frauen-WM in Dänemark im Dezember 2015 wurde der Vorwurf der Homophobie im Weltverband IHF laut. Das Exekutivkomitee berücksichtigte die beiden mit Frauen verheirateten Schiedsrichterinnen Carmen Manchado und Jutta Ehrmann-Wolf trotz bester Qualifikation nicht als technische Delegierte. Der Präsident Hassan Moustafa habe ein Problem mit ihrem Lebensstil, wurde aus Verbandskreisen kolportiert (l-mag.de berichtete).

Die Vereinigung der europäischen Handballclubs (FCH) hat Anfang Januar eine Protestnote an den IOC-Präsidenten Thomas Bach gerichtet und ihn aufgefordert, „Vorkommnisse dieser Art in Zukunft zu unterbinden“. Die IHF und ihr umstrittener Präsident äußerten sich bislang nicht.

Queere Solidarität aus Schweden

Unter den aktiven Handballern ist die Solidarität für queere Sportler groß. Johan Jepson, Kapitän des schwedischen Erstligisten Kristiansstad, trägt seit Saisonbeginn den Regenbogen als Binde am Arm. Das hat wiederum den Spielführer des schwedischen Nationalteams inspiriert. Um ein „Statement für Toleranz und die Gleichwertigkeit aller Menschen“ zu setzen, trug Tobias Karlsson, der in Flensburg spielt und Botschafter der Euro Games 2015 in Stockholm war, die Regenbogen-Kapitänsbinde bereits bei vier Testspielen und sagte ein paar Tage vor Beginn der Männer-EM (15.-31.1. in Polen): „Ich trage die Binde so lange, bis mich jemand aufhält.“

Plötzlich gab's eine Kleiderordnung für Kapitänsbinden

Da ließ sich die Europäische Handballföderation (EHF) nicht lange bitten und verteilte am Abend vor Turnierbeginn erstmalig eine Kleiderordnung an die Teams. Diese legt fest, dass Kapitänsbinden einfarbig oder in Landesfarben gestaltet sein müssen.

Eine „seltsame Entscheidung“ findet der deutsche Kapitän Steffen Weinhold. Auch der isländische Nationalspieler Gudjon Valur Sigurdsson (rechts im Bild) und der Norweger Bjarte Myrhol, die im Turnier ebenfalls mit dem Regenbogen am Arm auflaufen wollten, zeigten nach dem Verbot auf Twitter Flagge.

Karlsson verteilt nun Regenbogen-Binden an die schwedischen Fans und bittet: „Wenn ich schon nicht darf, sollen sie die damit verbundene Botschaft verbreiten.“ Heute Abend treffen Schweden und Deutschland bei der EM aufeinander, vielleicht wagt die Kamera ja den einen oder anderen Zoom auf die Oberarme der Fans.

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