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Homo? Okay! Nur meine Tochter bitte nicht...

Eine neue Studie der Bundesregierung untersuchte die Einstellungen gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen. Ergebnis: Die Akzeptanz von Homosexualität ist hoch – sinkt jedoch deutlich, je näher das Thema ins Private hineinreicht.

Tjook, CC-BY-NC-ND

Von Dana Müller

l-mag.de, 14.1.2017 - Wie steht es eigentlich mit der Akzeptanz von Homosexualität in Deutschland? Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat 2017 zum „Themenjahr für sexuelle Vielfalt“ erklärt. Unter dem Motto „Gleiches Recht für jede Liebe“ ist es Ziel, auf Diskriminierung von Homo- und Bisexuellen aufmerksam zu machen und Homosexuelle über ihre Rechte aufzuklären. Zudem soll die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von nicht-heterosexuellen Menschen gestärkt werden.

Um dafür eine Arbeitsgrundlage zu schaffen, wurde eine Befragung zu den „Einstellungen gegenüber Lesben, Schwulen und Bisexuellen in Deutschland“ durchgeführt, deren erste Ergebnisse am Donnerstag veröffentlicht wurden.

Gesellschaftliche Akzeptanz ist hoch, aber abstrakt

Daraus ergibt sich ein deutliches Bild: Die repräsentative Studie zeigt eine allgemeingesellschaftliche, abstrakte Akzeptanz von Homosexualität, die so lange gilt, bis es konkrete Berührungspunkte im eigenen Leben gibt.

Grafik 1 - Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Gleiche Rechte gerne - aber nicht "so einen Wirbel" machen

Tatsächlich fordert eine überwältigende Mehrheit gleiche Rechte für Homosexuelle. Über 80 % sind dafür, dass Homosexuelle heiraten dürfen, 76% würden lesbischen und schwulen Paaren die Adoption erlauben (Grafik 1), und rund 70 % halten CSDs für „eine gute Sache“ (Grafik 2). Das klingt nach einer offenen und vielfältigen Gesellschaft.

Je konkreter jedoch das eigene Umfeld betroffen ist, umso ablehnender stehen die Befragten zu Schwulen und Lesben. So finden 44 %, dass „Homosexuelle aufhören sollten so einen Wirbel um ihre Sexualität zu machen“ (Grafik 2).

Grafik 2 - Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Bitte nicht küssen!

Und während sich nur jede/r Zehnte daran stört, wenn sich Heteropaare öffentlich küssen, wird die gleiche Geste der Zuneigung bei lesbischen Paaren von 28 % und bei schwulen Paaren sogar von 38 % der Befragten als „unangenehm“ empfunden (Grafik 3).

Grafik 3 - Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Lieber nicht in der eigenen Familie

Noch deutlich wird die Tendenz, wenn es um das konkrete Umfeld geht. Während ein Coming Out am Arbeitsplatz tendenziell wenig problematisch zu sein scheint - gerade mal 12 % hätten ein Problem mit homosexuellen Arbeitskollegen und –kolleginnen -, sieht es bei den eigenen Kindern anders aus: 40 Prozent fänden es „unangenehm“, einen schwulen Sohn oder eine lesbische Tochter zu haben (siehe Grafik 4).

Gerade im sensiblen Bereich Familie herrschen also weiterhin Bedenken und Ablehnung. Umso wichtiger, dass Schwule und Lesben immer wieder Gesicht zeigen und im eigenen Umfeld über Vorurteile sprechen. Vielleicht ist das Themenjahr der Antidiskriminierungsstelle ja ein willkommener Anlass!

Grafik 4 - Quelle: Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Für die Studie befragte das Sozialwissenschaftliche Umfragezentrum GmbH in Duisburg (SUZ) 2.103 Personen ab 16 Jahren telefonisch.

Im Frühjahr sollen die detaillierten Ergebnisse veröffentlicht werden, der vorläufige Kurzbericht steht hier.

Mehr Informationen zum „Themenjahr für sexuelle Vielfalt“ und anderen Themenfeldern der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: www.antidiskriminierungsstelle.de 

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