Irland schreibt Geschichte: Deutliches „Yes“ für die Ehe-Öffnung
In Irland wird gefeiert: Mit großer Mehrheit stimmte die Bevölkerung gestern für die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule. Damit führt weltweit zum ersten Mal ein Land die „Homo-Ehe“ per Volksentscheid ein.
Von Sabine Mahler
l-mag.de, 23.5.2015 - Was gestern in Irland passierte, ist beispiellos: Zum ersten Mal in der Geschichte hat ein ganzes Land in einer Volksbefragung für die Öffnung der Ehe gestimmt. Und zwar sehr eindeutig. Die Wahlbeteiligung mit mehr als 65 Prozent war immens, und das Ergebnis ist nicht minder beeindruckend: Die letzten Hochrechnungen laufen noch, aber man geht von einer zwei Drittel Mehrheit für das „Yes“ zur Gleichstellung schwuler und lesbischer Paare aus.
Ein positives Ergebnis war durchaus zu erwarten, standen doch sowohl die Regierungsparteien Fine Gael (Christdemokraten) und Labour (Sozialdemokraten) als auch die beiden großen Oppositionsparteien Fianna Fáil und Sinn Féin gemeinsam hinter der Homo-Ehe. Ein so eindeutiges Ergebnis ist dennoch bemerkenswert, denn auch eher konservative und ländliche Gegenden sprachen sich deutlich für die Eheöffnung aus.
Einziger ernst zu nehmender Gegner der Homo-Ehe in Irland war – wer hätte es gedacht – die katholische Kirche. Doch die hat ihre Niederlage bereits eingeräumt. Und diese ist nicht unerheblich, deutet sie doch auf einen massiven Einflussverlust der Kirche in einem eigentlich traditionell konservativen Land hin. Stattdessen zeigt das Wahlergebnis das moderne Verständnis der irischen Bevölkerung für Begriffe wie „Respekt“ und „Toleranz“.
Auch die Disharmonie innerhalb der Kirche ist nicht zu übersehen: Auf der einen Seite haben mehrere Bischöfe in ihren Hirtenbriefen dazu aufgerufen, mit „Nein“ zu stimmen, während sich auf der anderen Seite eine Vielzahl prominenter Katholiken für ein „Ja“ aussprach. Diese Uneinigkeit innerhalb der Kirche wird in Zukunft noch spannend werden, denn die Volksbefragung bezog sich ausschließlich auf die staatliche Zeremonie im Standesamt. Die katholische Kirche kann weiterhin selbst entscheiden, ob sie Lesben und Schwule nun auch vor Gott traut.
Irland ist weltweit der 22. Staat, der die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnet. Und in Deutschland? Da regiert Angela Merkel mit ihrem unguten Bauchgefühl, und erst letzte Woche bekräftigte die Große Koalition, dass die Homo-Ehe in dieser Legislaturperiode nicht kommen wird.
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