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Kinotipp „Bulldog“: Hilfe, Mama hat eine Freundin!

In „Bulldog“ gerät die symbiotische Beziehung zwischen einem 21-Jährigen und seiner jungen Mutter ins Wanken, als die sich in eine Frau verliebt. Der Film mit den queeren Schauspielerinnen Karin Hanczewski und Lana Cooper startet am 2. Feb. im Kino.

missingFILMs Ungesunde Enge: Toni (Lana Cooper) und Bruno (Julius Nitschkoff)

Von Karin Schupp

1.2.2023 - Wer sie nicht kennt, würde sie für Geschwister oder Kumpel halten, vielleicht sogar für ein Paar. Aber Toni (Lana Cooper) und Bruno (Julius Nitschkoff) sind Mutter und Sohn, die nur 15 Jahre voneinander trennt. Die beiden sind ein eingespieltes und unzertrennliches Team und scheinen sich selbst genug zu sein. Es ist Vorsaison auf Ibiza, zusammen arbeiten sie als Putzhilfen in einer Ferienanlage, zusammen wohnen sie dort in einem kleinen Appartment, und zusammen schlafen sie sogar im selben Bett.

Die traute Zweisamkeit ist jedoch dahin, als Hannah (Karin Hanczewski) in Tonis Leben tritt, bald auch bei ihnen einzieht und Bruno schließlich sogar seine Bettseite streitig macht.

„Bist du jetzt lesbisch, oder was?“

Bruno reagiert wie ein Fünfjähriger, dem man seine Mama wegnimmt. „Bist du jetzt lesbisch, oder was?“, mosert er eifersüchtig und irrlichtert wütend und eifersüchtig durch die Gegend. Doch während man noch den Kopf über den kindischen 21-Jährigen schüttelt, merkt man, dass die symbiotische Beziehung mitnichten einseitig ist und Toni ihn genauso wenig loslassen will wie er sie.

missingFILMs Karin Hanczewski als Hannah

Und dass Bruno tatsächlich der „Erwachsene“ der beiden ist und er nicht ganz zu Unrecht glaubt, auf seine sprunghafte Mutter „aufpassen“ zu müssen, wird für ihn immer stärker zur Belastung.

Hannah, die - wie auch Bruno bald merkt – viel bessere Qualitäten als zuverlässiger Anker hat, forciert den Ablösungsprozess zwar nicht aktiv, beschleunigt ihn aber allein durch ihre Anwesenheit.

Kein Film über eine lesbische Beziehung

Auch wenn Bulldog auf den ersten Blick sehr queer wirkt (und zwar auch hinter der Kamera: Regisseur/ Drehbuchautor André Szardenings ist schwul, Lana Cooper und Karin Hanczewski outeten sich vor zwei Jahren im Rahmen der #actout-Kampagne): Er ist kein Film über ein lesbisches Paar - Toni und Hannah sind oft nur im Hintergrund zu sehen oder sogar nur zu hören -, sondern über einen jungen (offenbar heterosexuellen) Mann, der weiß, dass er bald eine Entscheidung treffen muss.

„Ich wollte einen cis Mann zeigen, dessen Leben nur von Frauen und/ oder queeren Charakteren kontrolliert oder beeinflusst wird, und damit Bruno auf eine Art und Weise zeigen, wie normalerweise Frauen im Kino gezeigt werden“, sagt Szardenings, der hier seinen Abschlussfilm an der Kölner Filmschule vorlegt.

Auch wenn es der Welt nun wahrlich nicht an Filmen über cis Männer mangelt und es sich durchaus angeboten hätte, das Ganze aus Tonis (und Hannahs) Sicht zu erzählen: Gelungen ist ihm ein authentischer und - trotz nüchterner Bildsprache - emotionaler Film mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen aller drei Hauptdarsteller:innen.

Bulldog, D 2022. Regie/ Buch: André Szardenings. mit Julius Nitschkoff, Lana Cooper, Karin Hanczewski u.a., Kinostart: 2. Februar 2023

 

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