L-Mag

Im verflixten siebten Jahr: L-Beach 2016

Mäßiges Line-Up, kaum Neues und deutlich weniger Publikum als bisher. Bei der siebten Ausgabe des L-Beach-Festivals am Wochenende vermisste man an mancher Stelle die Liebe zum Detail - großartige Momente gab es dennoch. Eine Bilanz.

Wolken über L-Beach... - Foto: Isabel Lerch

Von Isabel Lerch

l-mag.de, 25.4.2016 – Es war dieser eine Moment. Nur eine kurze Irritation, die allerdings viel über das diesjährige L-Beach Festival aussagte, das an diesem Wochenende zum siebten Mal Lesben an die Ostsee lockte. Was war geschehen? Während der traditionellen Eröffnungsveranstaltung im halbleeren L-Circus enterte Veranstalterin Claudia Kiesel die Bühne. Sie wollte sich den Fragen der Besucherinnen stellen – keine schlechte Idee, schließlich lebt das Festival vor allem von seinem treuen Publikum.

Gute Frage, nächste Frage...

Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln las Moderatorin Shirin wahllos ein paar auf Zettel geschrieben Fragen vor. Dann kam diese: „Claudia, warum wird dein Festival von Jahr zu Jahr liebloser?“ Ein erwartungsvolles Schweigen erfüllte das Zelt. Kiesel war sichtlich irritiert, Shirin druckste ein wenig herum und ging sofort zur nächsten Frage über. Ähm. Noch ein bisschen Smalltalk, Lob an die Fans, die L-Beach jedes Jahr so besonders machen und dann zurück hinter den Vorhang. Eine Antwort blieb Kiesel ihrem Festivalpublikum aber schuldig.

Peaches befriedigt die Massen und huldigt Prince mit "Purple Rain" (siehe unten) - Foto: Isabel Lerch

Ein bisschen Liebe, ein bisschen Lieblosigkeit

Dabei traf sie einen wunden Punkt: Die fehlende Liebe zum Detail vermisste man in diesem Jahr an einigen Stellen. Da wäre das Programm, das erst kurz vor Festivalbeginn vollständig online stand, oder das mäßige Line-Up, das diesmal die großen Namen vermissen ließ. Dazu ein eher dünnes Rahmenangebot, das wenig Neues bot, und ein nur kleiner L-Market mit wenigen Ständen.

Hier und da gab es aber besonders viel Liebe: Die begeisterten Longboarderinnen Mitzi und Sonja teilten ihre Leidenschaft für Rollbretter und cruisten mit einer großen Gruppe den Deichweg entlang. Die sympathischen Dudettes aus den Niederlanden bescherten den Besucherinnen mit ihren Wohnzimmer-Konzerten ein tolles Erlebnis, und auch die Newcomer-Bühne war eine schöne Neuerung.

Toby Beard rockte mit Stimmgewalt den L-Circus (da hatte auch Heather Peace, Headlinerin am Donnerstag, ihren Spaß - siehe unten!), und DJ Hildegard war ein musikalischer Genuss. Die Techno-Expertin lieferte ein grandioses Set, und die Live-Begleitung durch Saxophonistin Peggy Sachs setzte dem Ganzen die Krone auf. Wem das immer noch nicht genug Liebe war, der konnte sich an all den glücklichen Paaren sattsehen, die L-Beach bevölkerten. Löffelchen auf der Tanzfläche. Auch das ist echte Liebe.

 

Mit Vulva-Hut und "Purple Rain"

Sex statt Liebe bot nur sie: Die kanadische Sängerin Peaches legte einen großartigen Auftritt hin - das absolute Highlight des Festivals. Ihre fulminante Show begann mit einem übergroßen Vulva-Hut und endete mit einem beeindruckenden Bad in der jubelnden Menge. Spätestens als sie zu Ehren von Prince eine Interpretation von „Purple Rain“ inszenierte, war auch die letzte Lesbe im Zelt begeistert.

Dennoch: Das Gefühl einer gewissen Lieblosigkeit bleibt. Liebe braucht Engagement, Überraschungen und manchmal eine Neuerfindung. Vielleicht bietet L-Beach 8 neben dem bekannten L-Circus und der L-Hall auch wieder mehr L-iebe zum Detail! Es wäre dem Festival zu wünschen – so ein Wochenendausflug ans Meer, mitten hinein in die lesbische Welt ist nicht nur wirklich toll, sondern auch wichtig.


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