L-Mag

"Solidarität vermitteln, Opfern helfen, Empowerment fördern"

In Berlin startete gestern Deutschlands erste Anti-Gewalt-Hotline speziell für lesbische, bisexuelle und queere Frauen. L-Support, ein ehrenamtliches Projekt, will homophobe Übergriffe dokumentieren, Betroffene beraten und Öffentlichkeitsarbeit leisten.

Das engagierte ehrenamtliche Team von L-Support - Foto: Bastian Finke

Von Melanie Götz

l-mag.de, 18.5.2016 – Gestern, zeitgleich mit dem Internationalen Tag gegen Homo- und Transphobie, fiel in Berlin der Startschuss für das Anti-Gewalt-Projekt L-Support. In den Schöneberger Räumen des schwulen Anti-Gewaltprojekts MANEO stellte Katrin Salloch, ehrenamtliche Mitarbeiterin und Mitbegründerin von L-Support, das Berliner Anti-Gewalt-Projekt für weibliche Homophobie-Betroffene vor.

Homophobe Gewalt melden und Unterstützung bekommen

„Homophobe Gewalt gegen Frauen ist bislang wenig bis gar nicht als solche sichtbar“, erklärt sie zu den Motiven der Gründerinnen, eine zentrale Hotline speziell für Lesben, bisexuelle und queere Frauen einzurichten. Dort können sie Gewaltvorfälle, Drohungen und Übergriffe melden sowie Beratung in Anspruch nehmen – telefonisch, persönlich, via Online-Formular, per E-Mail und auf Wunsch auch anonym. Ergänzend kann frau* Verhaltenstipps und Informationen zum Umgang mit homophober Gewalterfahrung, zu Unterstützungs- und Hilfsangeboten einholen oder sich an entsprechende Stellen weitervermitteln lassen.

L-Support versteht sich als ergänzendes frauenspezifisches Angebot innerhalb der Berliner LGBTI-Community und kooperiert dabei mit MANEO, das Räumlichkeiten zur Verfügung stellt sowie seine Erfahrung und Infrastruktur mit dem Schwesterprojekt teilt.

Lesben zeigen eine extrem geringe Anzeigebereitschaft

Die Dokumentation und Auswertung der gemeldeten Vorfälle sollen Licht in das große Dunkelfeld homophober Gewalt gegen Frauen bringen und helfen, gewaltpräventive Ansätze zu erarbeiten. Bislang, so Salloch, werde das Thema Homophobie und homophobe Übergriffe mehrheitlich als ein Problem bei schwulen Männern wahrgenommen. Die Gründe dafür sehen die L-Support-Gründerinnen auch in der extrem schwach ausgeprägten Anzeigebereitschaft von betroffenen Frauen, die den geringen Dokumentationsgrad – polizeistatistisch in Berlin lediglich drei bis zehn Fälle pro Jahr – homophober Gewalt gegen Frauen mitbedingt.

Mit Blick auf eine EU-Studie von 2013 zum Umgang mit Diskriminierung und Hasskriminalität zeichnet Salloch diese Diskrepanz nach: Zwar erfuhren demnach rund ein Drittel der Lesben körperliche Gewalt oder Gewaltandrohung im öffentlichen Raum. Angezeigt werden diese aber gerade einmal im unteren einstelligen Bereich, selbst gegenüber LGBTI-Organisationen ist das Meldeverhalten gering ausgeprägt. Die Opfer von Übergriffen nähmen diese erfahrungsgemäß selbst als vermeintlich „zu unwichtig“ wahr und nicht ernst – „ein Problem, das wir auch schon von schwulen Männern kennen“, so Salloch.

Gewaltbetroffene sollen sich nicht alleingelassen fühlen

Dazu kommen Scham und die Angst, nicht ernst genommen zu werden. L-Support will daher den niedrigschwelligen Zugang zu Information und Unterstützung erleichtern. „Wir möchten dazu beitragen ein Gefühl der Solidarität zu vermitteln, Opfern helfen und Empowerment fördern, so dass Gewaltbetroffene sich nach Vorfällen nicht alleingelassen fühlen“, sagte Solloch. Mit gewaltpräventiver Öffentlichkeitsarbeit will man Szeneeinrichtungen und potenziell Betroffene in Szene-Orten persönlich und mit Infoflyern zur Hotline ansprechen, um vor Ort gezielt zu sensibilisieren.

Dazu braucht es das Engagement vieler Freiwilliger, Vernetzung und Mitarbeit aus der Community selbst. Bislang arbeiten zehn ehrenamtliche Frauen – allesamt selbst lesbisch oder bisexuell – für L-Support, das sich vorerst aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanzieren muss, bis entsprechende Projektfördermittel generiert sind. Weitere ehrenamtliche Unterstützung ist daher sehr willkommen.

Mehr Infos gibt es bei L-Support.net.

Hotline: 030-21 62 29 9  (persönlich besetzt am Sa. & So. 17-19 Uhr, sonst Mailbox)


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