L-Mag

Lesbenhochzeit sorgt für Kirchen-Eklat

Die Schweiz diskutiert über einen Priester, der ein lesbisches Paar traute und damit bei seinem Bischof in Ungnade fiel. Gemeinsam mit seiner Gemeinde wehrt er sich jetzt gegen seine Strafversetzung.

Jetzt nicht in Ohnmacht fallen, Bischof Huonder: das ist nicht die Kirche von Bürglen... Foto: Brian Talbot, CC-BY-NC

Von Karin Schupp

l-mag.de, 22.2.2015 – Eine Lesbenhochzeit soll ihm zum Verhängnis werden: Im Oktober 2014 erteilte der katholische Pfarrer des Schweizer Dorfes Bürglen, einem Frauenpaar den kirchlichen Segen - gut drei Monate später gab der Churer Bischof Vitus Huonder die Strafversetzung von Wendelin Bucheli bekannt: bis spätestens Sommer soll er seinen Posten räumen - schließlich stehe zu befürchten, dass „aus seiner Kirche ein Zentrum für die Segnung von homosexuellen Paaren“ werde.

Bischof Huonder, der als ultrakonservativ gilt, sorgte bereits 2013 mit einem Hirtenbrief für Aufsehen, in dem er die Gleichstellung Homosexueller als einen „Angriff auf Ehe und Familie“ verurteilte, sich gegen „Genderismus“ und das „Streben der Frau nach Gleichheit mit dem Mann“ aussprach.

Die Gemeinde steht hinter ihrem Pfarrer

Bucheli lehnte die Demission ab und sagte in einer Stellungnahme nach der Messe am letzten Sonntag unter Beifall der Kirchenbesucher (siehe Video), dass er das Lesbenpaar „mit tiefem Frieden im Herzen“ getraut habe, räumte aber ein, „dass ich die Segnung zu wenig diskret vorgenommen habe“ und bat diejenigen, „die dadurch verletzt worden sind, nun um Verzeihung.“

Den Kirchenrat und die Mehrheit der 4000-Einwohner-Gemeinde im Kanton Uri hat er auf seiner Seite, in einer Online-Petition fordern bereits fast 40.000 Unterzeichner, dass Bucheli Pfarrer in Bürglen bleibt. Von katholischen Würdenträgern erfährt er in dem - mittlerweile in allen Medien ausgetragenen - Konflikt allerdings wenig Unterstützung: einzig der Abt des Schweizer Klosters Engelberg stellte sich auf seine Seite und forderte den Rücktritt von Bischof Huonder.

Auch Papst Franziskus ist kein Hoffnungsträger

„Wenn jemand homosexuell ist, Gott sucht und guten Willens ist, wer bin ich, um über ihn zu richten?“, sagte Papst Franziskus 2013 und gewährte einer Gruppe lesbischer und schwuler Katholiken aus den USA bei seiner letzten Generalaudienz am Mittwoch Plätze in der ersten Reihe. Allzu viele Hoffnungen sollte man dennoch nicht in ihn setzen: auch Franziskus toleriert Homosexuelle nur, wenn sie sexuell enthaltsam leben, warnte zudem in diesem Jahr schon vor der „Zerstörung“ der Familie durch eine „Neu-Definition“ der Ehe und unterstützte das - zum Glück abgeschmetterte - homophobe Referendum in der Slowakei (wir berichteten).

Evangelisch sein bringt übrigens auch nicht viel: die Evangelische Landeskirche in Württemberg bekräftigte in dieser Woche, dass sie auch weiterhin keine Segnungs-Gottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare erlauben werde.

Aktuelles Heft

Metamorphosen - queeres Leben und Sterben

Genderneutrale Erziehung - Elizabeth Kerekere, Aktivistin aus Neuseeland - Internationales FrauenFilmFestival - LGBTIQ* Community in Armenien mehr zum Inhalt




Deine online-Spende

 

Ganz einfach, und doch so wirkungsvoll:

Unterstütze uns, damit l-mag.de weiter aktuell bleibt!

Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!

Deine online-Spende

 

Ganz einfach, und doch so wirkungsvoll:

Unterstütze uns, damit l-mag.de weiter aktuell bleibt!

Vielen Dank!
Dein L-MAG Online-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!
x