Lesbische Hortleiterin muss gehen, weil sie heiraten will
Die katholische Caritas duldet lesbische Mitarbeiterinnen nur, solange sie nicht verpartnert sind. Eine Hortleiterin in einer bayerischen Kleinstadt musste deswegen jetzt ihren Job aufgeben.
UPDATE, 29.8.2015: Die Hortleiterin bekommt ihren Job zurück (mehr Infos: hier). Der Grund: in ihrer Diözese ist das geänderte Arbeitsrecht der katholischen Kirche (darüber berichteten wir hier) in Kraft getreten.
Von Julius Brockmann
l-mag.de, 23.4.2015 – Im bayerischen Holzkirchen musste eine Hortleiterin einen Aufhebungsvertrag unterschreiben, weil sie ihre Freundin heiraten will. Ihr Arbeitgeber ist der katholische Wohlfahrtsverband Caritas, der verpartnerte Lesben und Schwule in Führungspositionen nicht duldet.
Den Eltern der Kinder teilte die Leiterin ihre Absetzung in einem Brief mit. „Ich werde im Juli meine Freundin heiraten“, schrieb sie laut der Lokalzeitung Holzkirchner Stimme. „Weil dieser Schritt nicht mit der Grundordnung der katholischen Kirche vereinbar ist, muss ich die Hortleitung abgeben.“ Im Brief ebenfalls zu Wort kommt Caritas-Kreisgeschäftsführerin Beate Haslinger-Naß. Sie zollt der Hortleiterin für ihre Entscheidung Respekt und Anerkennung und verweist zugleich darauf, dass die Konsequenzen, die eine Hochzeit nach sich zieht, jederzeit bekannt gewesen seien.
Eine Sprecherin der Caritas erklärt, was damit gemeint ist: laut Grundordnung der Kirche seien eingetragene Lebenspartnerschaften und Tätigkeiten in Führungspositionen, insbesondere im erzieherischen Dienst, nicht miteinander vereinbar. Der Sozialverband schließe homosexuelle Mitarbeiterinnen jedoch nicht grundsätzlich aus, so dass nicht alle Lesben und Schwule automatisch ihren Job aufgeben müssten.
„Bei solchen Nachrichten überlege ich ernsthaft aus der Kirche auszutreten“, wird eine Mutter, die selbst Katholikin ist, in der Lokalzeitung zitiert. Der Holzkirchner CSU-Bürgermeister Olaf von Löwis kritisierte die Entscheidung als „falsch“, und auch in der Landespolitik sorgt der Fall für Aufsehen, da zwar die Caritas Träger der Einrichtung ist, der Hort aber größtenteils durch Gemeinde und das Land Bayern finanziert wird. Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote von den Grünen appelliert daher an die Kirche, ihr Arbeitsrecht nicht weiterhin strikt durchzusetzen. Zudem fordert sie: „Bei staatlich geförderten Einrichtungen sollte das Land Bayern darauf pochen, dass diskriminierungsfreies Arbeiten ermöglicht wird.“
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