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Lesbisches Paar ertränkt sich aus Verzweiflung

Asha Thakor (30) und Bhavna Thakor (28) haben sich am 10. Juni gemeinsam in dem Fluss Sabarmati in Gujarat (Indien) ertränkt. Mit in den Tod genommen haben sie die dreijährige Tochter.

Foto: Canva/Juan Moyano

Von Michael Lenz

19.6.18 - Asha und Bhavna haben keine Zukunft mehr gesehen. „Wir haben diese Welt verlassen, um zusammen leben zu können. Diese Welt hat uns das Zusammenleben nicht erlaubt, weil wir keine Männer bei uns haben“, hieß es laut indischen Medien in einer mit Lippenstift geschriebenen Notiz der Frauen.

Der dramatische Selbstmord eines lesbischen Paares in Indien wirft ein Schlaglicht auf die verheerende gesellschaftliche Situation von Lesben im Land. Die 30 Jahre alte Asha Thakor und ihre 28-jährige Lebenspartnerin Bhavna Thakor hatten sich am 10. Juni in dem Fluss Sabarmati in Gujarat (West-Indien)ertränkt. Mit in den Tod genommen hatten sie die dreijährige Tochter aus einer früheren Ehe einer der Frauen.

„Indien ist eine patriarchalische Gesellschaft. Das sind so manche andere Gesellschaften auch. Aber bei uns kommt erschwerend noch das Kastensystem hinzu“, klagt Abha Bhaiya, einer der prominentesten Feministinnen Indiens, telefonisch gegenüber L-MAG. Häufig sehen sich Frauen, jeder sexuellen Orientierung, in Indien mit Diskriminierung, Zwangsverheiratungen, sexuelle Belästigungen und Vergewaltigung konfrontiert. Besonders erschreckend und brutal: in dem südostasiatischen Land müssen Lesben, aber auch schwule Männer und Transsexuelle sogenannten „korrektive Vergewaltigung“ befürchten.

„In der Regel sind es Eltern oder nahe Verwandte, die ein homosexuelles Familienmitglied vergewaltigen“, weiß Deepthi Tadanki durch die Recherche für ihren Film „Satyavati“, der die fiktive Geschichte einer lesbischen Inderin erzählt, die genau das erleiden musste. Es gibt kaum konkrete Informationen und Zahlen über das Ausmaß in Indien. „Es wird nicht offen darüber gesprochen und die Opfer schweigen aus Scham und Angst“, weiß Tadanki.

Wenige Tage nach dem Selbstmord von Abha und Bhaiya bat ein lesbisches Paar in Uttar Pradesh um Polizeischutz, weil die Eltern sie gewaltsam trennen wollten. Die beiden 18 und 20 Jahre alten Frauen, die seit drei Jahren zusammen sind, drohten mit Selbstmord, wenn sie getrennt werden. Der örtliche Polizeichef sagte gegenüber indischen Medien, die beiden Frauen könnten bis zur Lösung des Konflikts mit ihren Familien zu ihrem eigenen Schutz in der Polizeiwache bleiben.

Die beiden Frauen hatten bei der Polizei einen Antrag auf Heirat abgegeben. Die Ehe ist für homosexuelle Paare in Indien längst nicht möglich. Homosexualität ist noch immer illegal. Der aus der britischen Kolonialzeit stammenden Paragraf 377 bezieht sich jedoch ‚nur’ auf männliche Homosexualität. Die Ignoranz der weiblichen Sexualität durch die Briten, ist auch in der indischen Gesellschaft tief verwurzelt. Eine Lesbenaktivistin klagt: „Darüber wird nicht gesprochen.“

Auch im Hinduismus, der Mehrheitsreligion in Indien, ist Homosexualität ein Tabuthema. „Ich habe Hindupriestern ins Gesicht gesagt, dass ich schwul bin“, sagt Harish Iyer, der bekannteste Aktivist für LGTB-Rechte in Indien. „Sie lächeln und reden dann über was ganz anderes, als ob sie nichts gehört hätten.“

 

 

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