Rabatt nur für Vater-Mutter-Kind-Familien
Herbst und Schmuddelwetter - eine gute Zeit, um ins Spaßbad zu gehen. Dachten sich auch zwei lesbische Regenbogenfamilien im Erzgebirge. An der Kasse bekamen sie jedoch keinen Familienrabatt. Ein Einzelfall ist das nicht.
Von Julius Brockmann
l-mag.de, 20.11.2016 – „Langeweile ist woanders“ lautet der Werbespruch des Erlebnisbads Aqua Marien in Marienberg. Das sehen die meisten Besucher genauso, auf Facebook finden sich viele gute Bewertungen. Dazwischen haben aber auch Regenbogenfamilien ihrem Ärger über das Personal des Schwimmbads Luft gemacht, sie fühlen sich diskriminiert. Unter ihnen Christin Schulz, die das Thema in der Lokalzeitung Freie Presse öffentlich machte.
Kein Rabatt für Regenbogenfamilien
Sie berichtet von einem Erlebnis an der Kasse: Eine Familienkarte für sich, ihre Freundin und ihren Sohn bekam sie nicht. Die Mitarbeiterin soll dies mit dem Hinweis verweigert haben, dass der Rabatt nur für Mutter-Vater-Kind-Konstellationen gelte. Auch ein befreundetes Lesbenpaar mit zwei Kindern bekam keinen Familienrabatt. Dasselbe erlebte in diesem Jahr auch eine Regenbogenfamilie in einem rheinland-pfälzischen Schwimmbad; als wir darüber berichteten, erzählten Leserinnen auf L-MAG-Facebook-Seite (am 20. Okt.) von ähnlichen Erfahrungen.
Im Aqua Marien-Bad soll die Mitarbeiterin schriftliche Nachweise dafür gefordert haben, dass die beiden Frauen ein Paar sind. Hetero-Eltern, so Christin Schulz, hätten hingegen nicht ihre Ausweise zeigen müssen.
Auf der Facebook-Seite des Bades beschwert sich nicht nur sie. Eine andere Besucherin schrieb Mitte Juli: „Dass es Regenbogenfamilien gibt, sollte selbst ins Erzgebirge vorgedrungen sein.“
Homophobe Reaktionen auf Facebook
Auch offen homophobe Kommentare sind dort zu lesen. Ein User schreibt etwa: „Genau an so einem dummen Mist geht Deutschland zu Grunde! Familie = Vater / Mutter / Kind(er) Punkt. Begreift es endlich!“ Eine Frau geht so weit, dass sie abwertend von „Forellen/ Lachs/ Wombat“-Familien spricht. Der Betreiber, die Stadtwerke Marienberg, schwieg damals wie heute dazu, seine einzige Reaktion: Seit dem Bericht der Freien Presse wurden alle Kommentare zu diesem Thema von der Bewertungsseite gelöscht.
Antworten werde man via Facebook nicht, da dort keine vernünftige Diskussion möglich sei, teilte der Betreiber L-MAG mit, man stehe aber für persönliche Gespräche zur Verfügung. Zumindest gegenüber der Presse heißt es: „Die liebevoll als Regenbogenfamilien bezeichneten, gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften mit Kind sind uns ebenso willkommen wie ‚klassische‘ Vater-Mutter-Kind-Familien.“
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