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Von Dana Müller

l-mag.de, 2.2.2017 - Es ist eine fast unglaubliche Geschichte. 1962, die Welt befindet sich im Kalten Krieg. Erstmals in der Weltgeschichte wird der größenwahnsinnige Machtkampf der zwei Supermächte USA und Sowjetunion auch im Weltraum ausgetragen. Während die Angst vor einem Atomkrieg wächst, stellen sich die beiden Gegner die Frage: Wem gehört der Weltraum?

Bisher hat die Sowjetunion ihren Platz behauptet: 1957 startete der erste künstlichen Erdsatellit „Sputnik 1“, 1961 umkreiste der russische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch die Erde. In den USA steht die NASA unter enormen Zugzwang.

Genies, Kämpferinnen - aber doppelt diskriminiert

Hinter diesen Kulissen führten drei brillante Frauen einen ganz persönlichen Kampf, der lange vergessen wurde. Die Mathematikerinnen Katherine Johnson (Taraji P. Henson) und Dorothy Vaughan (Octavia Spencer) und die Ingenieurin Mary Jackson (Janelle Monáe) waren Genies, Überfliegerinnen und Kämpferinnen. Doch als afroamerikanische Frauen standen sie gleich zweifach am Rand der Gesellschaft, denn in den USA herrschte immer noch Rassentrennung, separate Schulen, Busse und Toiletten für Weiße und Schwarze sind Alltag.

Eigentlich hatten sie also keine Chance, Teil der Weltgeschichte zu werden. Und trotzdem wurden sie es! Weder von der Rassentrennung noch vom Patriarchat ließen sie sich davon abhalten, ihren persönlichen Weg zu gehen, und trugen maßgeblich dazu bei, den Kampf ums Weltall für die USA herumzureißen.

Sie ermöglichten den ersten bemannten Raumflug der USA

Dank ihrer Berechnungen und Erkenntnisse konnte schließlich John Glenn an Bord der „Friendship 7“ den ersten bemannte Raumflug der USA um die Erde absolvieren. Katherine Johnson brachte den mathematischen Durchbruch zur Berechnung des Wiedereintritts in die Atmosphäre. Dorothy Vaughan brachte sich am ersten Großrechner IBM selbst programmieren bei, und Mary Jackson war die erste weibliche NASA-Ingenieurin.

Höchste Zeit also, dass ihre Geschichte erzählt wird! Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen bringt diese drei Kämpferinnen auf die Leinwand, die es wagten, nicht nur über den mathematischen, sondern auch über den gesellschaftlichen und politischen Tellerrand hinauszuschauen. Diese drei Frauen wollten nichts weiter als rechnen. Sie wollten keine Revolution, keinen politischen Kampf, sondern einfach ihrer Leidenschaft nachgehen.

Ihr Beispiel zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen

Um so unfassbarer sind die Diskriminierungen, die sie erlebten. Der Film zeigt deutlich, wie Unterdrückung und Ausgrenzung wirken und politische Entscheidungen auch unseren ganz persönlichen Alltag beeinflussen. Er zeigt aber auch, dass es sich lohnt zu kämpfen.

„Wenn auch nur ein Mädchen nach dem Film sagt: ,Ich dachte immer, Mathematiker seien Nerds - aber hey, Taraji P. Henson spielt diese Rolle, ich bin gut in Mathe, ich kann auch Mathematikerin werden' – dann habe ich meinen Job gut gemacht“, erklärte Produzentin Donna Gigliotti.

Michelle Obama: "Sie haben nicht auf die Zweifler gehört"

Und Michelle Obama sprach bei einem Screening im Weißen Haus die berührenden Worte: „Sie haben nicht auf die Zweifler gehört, nicht auf die Hater. Denn die gibt es immer – auch heute. Sie haben auf die anderen Stimmen gehört - Lehrer, die ihnen sagten, sie hätten eine besondere Gabe. Denn in all dem Krach, den man hört, ist immer auch eine Stimme der Kraft, Schönheit und des Positiven. Egal was für negative Sachen man hört, es gibt immer einen Funken Hoffnung. Und du allein hast die Wahl! Diese Frauen haben ihre Wahl getroffen!“

Schöner kann man es kaum zusammenfassen. Hidden Figures ist ein Film über Emanzipation, Unterdrückung und Diskriminierung, den wirklich jede Frau gesehen haben sollte! Zu Recht führte er in den USA über zwei Wochen die Kinocharts an und erhielt kürzlich drei Oscar-Nominierungen, darunter auch als „Bester Film“.

"Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen", USA 2016, Regie: Theodore Melfi, mit: Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe, Kirsten Dunst, Kevin Costner u.a., 127 Min., Kinostart: 2. Februar 2017