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Sterben die Szeneviertel aus?

Eine kanadische Studie hat ergeben, dass sich die traditionellen Szeneviertel der US-amerikanischen Großstädte zusehends auflösen. Auch in Deutschland ist dieses Phänomen zu beobachten.

Foto: Opacity, CC-BY-NC-ND

Von Sabine Mahler

l-mag.de 6.8. - Weltbekannte Szeneviertel wie The Castro in San Francisco, Boystown in Chicago und Chelsea in New York haben immer weniger homosexuelle Bewohner, belegt der Soziologe Amin Ghaziani in seinem Buch „There Goes the Gayborhood“. Durchschnittlich sind heute acht Prozent weniger Schwule und 13 Prozent weniger Lesben in den Stadtvierteln zu finden als noch vor zehn Jahren. Entsprechend mehr Heteros leben jetzt in den „Gayborhoods“. Neben der Gentrifizierung ist die inzwischen breite Akzeptanz von Homosexualität in der westlichen Welt ein Hauptgrund für diese Entwicklung. Schwule und Lesben fühlen sich heute auch in anderen Teilen ihrer Stadt wohl und anerkannt. Dementsprechend orientieren sie sich inzwischen bei der Wohnungssuche an anderen Kriterien. Auffallend hoch war in Ghazianis Studie beispielsweise die Zahl der homosexuellen Elternpaare in (Hetero-) Nachbarschaften mit guten Schulanbindungen.

Ähnliche Entwicklungen sind auch in Deutschland zu beobachten. Gerade der vieldiskutierte Umzug des Berliner „SchwuZ“ vom Kreuzberger Mehringdamm nach Neukölln im Frühjahr setzte ein deutliches Zeichen für den Wandel der Szene in der Hauptstadt. Auch in München löst sich die Szene im Glockenbachviertel immer weiter auf. Auf dem ohnehin schon teuren Pflaster dürfte allerdings die Gentrifizierung eine enorme Rolle spielen: 2013 wurden im Glockenbachviertel mit dem Immobilienprojekt „The Seven“ die teuersten Eigentumswohnungen Münchens errichtet.

Trotz der gewachsenen Akzeptanz von Lesben und Schwulen in der heterosexuellen Nachbarschaft warnt Ghaziani in seinem Buch vor dem Verschwinden der Szeneviertel, schließlich waren diese ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur politischen und gesellschaftlichen Anerkennung der Gay-Communitiy. Außerdem würde mit dem Untergang der Szene nicht nur ein großes Stück LGBT-Kultur, sondern auch ihre Historie verloren gehen.

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