L-Mag

Unter dem Deckmantel der Aufklärung

Am letzten Sonntag erschien in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ein Artikel über Sexualaufklärung in der Schule, der in der Community für Ärger sorgte: unter anderem vermischt er bewusst Sex mit sexueller Vielfalt. Ein Kommentar.

Vielfalt? Erst die Unterschiedlichkeit macht uns einzigartig! - Foto: Chris, CC-BY-NC-ND

Von Kerstin Fritzsche

l-mag.de, 18.10.2014 - „Kinder sollen ihre ‚Lieblingsstellung‘ zeigen, Puffs planen, Massagen üben. Die sexuelle Aufklärung missachtet Grenzen. Die Politik will es so. Kinderschützer schlagen Alarm.“ So beginnt der Artikel "Unter dem Deckmantel der Vielfalt", in dem es um die Methoden von Sexualaufklärung in Nordrhein-Westfalen gehen soll - und biegt gleich nach dem „Kondomführerschein“ für Achtklässler zum Streit um die „sexuelle Vielfalt“ in Baden-Württemberg und Niedersachsen ab (wir berichteten):

Sexualaufklärung im Unterricht wird also direkt mit Aufklärung über sexuelle Vielfalt gleichgesetzt. Einziger Anhaltspunkt: NRW hat dies im Bildungsplan verankert, was aber unerwähnt bleibt. Ebenso wenig steht da, dass das ehrenamtliche Projekt SchLAu (schwul-lesbische Aufklärung in Schulen) in NRW gegründet wurde und in mehreren Bundesländern verbreitet ist. Im Artikel ist SchLAu die böse Exekutive für die Grünen im Ländle, mit denen das Thema "sexuelle Vielfalt" weg aus der Sexualkunde im Bio-Unterricht hin in andere Fächer verlagert werden soll. Stimmt nicht: Tatsächlich geht es darum, auch in anderen Fächern zu zeigen, dass es Lebensformen jenseits von Mann-Frau-Kind gibt.

Panikmache statt Abbau von Vorurteilen

Die Autorin, eine freie Mitarbeiterin, bleibt auf Sex fixiert, baut einseitige Kommentare ein („Was sollen Muslime davon halten?“, „Es gibt keine Altersgrenzen mehr.“), um zu dem Schluss zu kommen: freiberufliche Sexualpädagogen verdrängen die Lehrer, und vielleicht ist die „Verklemmung“ von Schüler/innen ja doch nicht so schlecht.

Richtig übel wird es dann auf der Suche nach den Vordenkern der „neuen Aufklärungswelle“. Da werden über alte Bücher von umstrittenen Pädagogen gefährliche Verbindungen zur Reformpädagogik und – Stichwort Odenwaldschule – Pädosexualität hergestellt.

Was ist denn hier passiert? Noch im April hatte die FAZ die Gruppe SchLAu Frankfurt für eine Reportage begleitet. Wurde die intern nicht gelesen? Der aktuelle Artikel trägt dazu bei, LGBT weiterhin gesellschaftlich in die Schmuddelecke zu stellen und den Abbau von Vorurteilen zu verhindern. Und er spielt einem gewissen politischen Milieu in die Hände, dessen Verbin-dungen und Veröffentlichungen unter dem Deckmantel der Aufklärung zum Schutz der „Kernfamilie“ aufzudröseln auch so manches enthüllen würde. Das hier ist Panikmache unter dem Deckmantel des Journalismus.

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