L-Mag

Von Cyborgs, Sommer und großem Kino

Zarte Liebe, queerer Trash, lesbische Teenager und interessante Biografien - wir stellen wir euch die interessantesten Berlinale-Filme mit lesbischem Inhalt vor.

Dyke Hard - Foto: Nicklas Dennermalm

Von Karin Schupp

l-mag.de, 5.2.2015 - Heute beginnt in Berlin eines der größten Filmfestivals der Welt, die Berlinale, und damit auch der weltweit bedeutendste LGBT-Filmwettbewerb: der seit 1987 verliehene Teddy Award. Vor allem die Sektion „Panorama“ ist dafür bekannt, eine große Anzahl von Filmen mit lesbischen, schwulen und - zunehmend auch - Trans-Themen zu präsentieren. Während 2014 der Lesbenanteil enttäuschend gering war, sieht es in diesem Jahr wieder besser aus:

Dyke Hard (Schweden): Eine Lesbenband will zu einem Bandwettbewerb fahren, und das Unheil nimmt seinen Lauf. Cyborgs, Dykes on Bikes, Ninjakämpferinnen, ein tödliches Rollerderby-Team, eine superfiese Knastdirektorin und Sex mit einem Geist - Regisseurin Bitte Andersson, eigentlich Comiczeichnerin, lässt in ihrer Action-Horror-Science Fiction-Musical-Komödie nichts aus und stellte offenbar die komplette Queer-Szene Stockholms vor der Kamera - knallbunter Trash hoch zehn!

Sangaile (Litauen) - so heißt die verschlossene 17-Jährige, die den Sommer mit ihren Eltern auf dem Land verbringt und sich nur für eine Sache interessiert: die Flugshows in ihrer Nähe. Das ändert sich, als sie Auste kennen lernt, die das pure Gegenteil von ihr ist: sinnlich, fröhlich, fantasievoll und kreativ. Zum ersten Mal lässt Sangaile jemanden näher an sich ran, und traut sich mit Austes Unterstützung zum ersten Mal in das Cockpit eines Kunstfliegers. Ein Jugendfilm, der nicht von einem sexuellen Coming Out erzählt, sondern von einem Coming Out des Muts. Die lesbische Regisseurin Alanté Kavaïté gewann für Sangaile am Sonntag beim Sundance Filmfestival den Regie-Preis "World Cinema Dramatic Directing Award".

Sangaile (Julija Steponaitytė, links) und Auste (Aistė Diržiūtė) - Foto: Films Distribution

Der letzte Sommer der Reichen (Österreich): Für die schöne, arrogante Konzernchefin Hanna stehen Sex, Drogen und Alkohol an der Tagesordnung, und dass sie dabei eine junge Frau mit Karrierehoffnungen missbraucht, ist íhr egal. Weil ihr Großvater, der Firmenpatriarch, ihrem Weg zur Macht im Wege steht, engagiert sie einen Killer. Als sie in seiner Krankenschwester, der Nonne Sarah, eine ebenbürtige Loverin findet, scheint ihr Glück perfekt. Aber hat sie wirklich alles unter Kontrolle? Ein böse Gesellschaftssatire und der erste Lesbenfilm des schwulen „Enfant Terrible“-Regisseurs Peter Kern.

Stories of Our Lives (Kenia): Gefahren und Ausgrenzung stehen für Schwule, Lesben, Transgender, Bi- und Intersexuelle in Kenia an der Tagesordnung, doch dazwischen gibt es auch immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, Liebe und leidenschaftliche Affären. Erzählt werden fünf Geschichten, die auf echten Lebensereignissen von basieren, etwa die von der rebellischen Kate, die zwar mit einem Jungen liiert ist, aber auch in ihre Mitschülerin Faith verliebt ist. In Kenia ist der Film von Jim Chuchu seit einigen Wochen verboten.

Der dänische Dokumentarfilmer Jannik Splidsboel begleitet in Misfits drei junge Homosexuelle, die in der christlich-konservativen Kleinstadt Tulsa/ Oklahoma leben und dort täglichen Anfeindungen der evangelikal-homophoben Bevölkerung ausgesetzt sind. Eine von ihnen ist die lesbische Larissa (17).

Ins Experimentelle geht Je suis Annemarie Schwarzenbach (Frankreich) von Véronique Aubouy: 16 junge Schauspielerinnen und Schauspieler abieren in wechselnden Rollen als die lesbische Schweizer Autorin und Globetrotterin (1908-1942) und deren Freunde und Geliebte.

Außerdem: Feelings Are Facts: The Life of Yvonne Rainer  (USA, Regie: Jack Walsh) ist eine Dokumentation über die 80-jährige US-Choreographin, Tänzerin und Filmemacherin, die eine der wichtigsten Vertreterinnen des postmodernen Tanzes ist und mit 56 Jahren ihr lesbisches Coming Out hatte. Der japanische Jugendfilm Wonderful World End erzählt die enge Freundschaft zwischen der 17-jährigen Video-Bloggerin Shiori und der schüchternen Ayumi (den Trailer gibt's leider nur auf Japanisch). Und eher queer als lesbisch: im italienischen Wettbewerbsfilm Vergine Giurata (Sworn Virgin) von Laura Bispuri geht's um eine junge Frau, die ihrem Leben als Virgine entfliehen will. Virgines sind Frauen in Nordalbanien, die als Männer leben und alle männlichen Privilegien haben, dafür aber darauf verzichten müssen, ihre Sexualität auszuleben. Mit diesem Thema beschäftigt sich auch der Dokumentarfilm Hakie - Haki. Ein Leben als Mann von Anabela Angelovska.

Das gesamte Programm, die Anfangszeiten und alle weiteren Infos: www.berlinale.de

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