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Wer hat Angst vor sexueller Vielfalt?

In Niedersachsen machen Parteien und Politiker gegen den neuen Bildungsplan zu sexueller Vielfalt und Identität mobil. Die Unterstützer der Pläne, darunter auch der Landesschülerrat, halten dagegen.

Foto: die puppenstubensammlerin, CC-BY-NC-SA [M]

Von Nadine Michel

l-mag.de 21.9.2014 – „Früh-Sexualisierung an Grundschulen – Nein, Danke“ – unter diesem Motto fand am Freitag eine Demonstration in Hannover statt. Mit Plakaten warnten die - allerdings nur wenigen - Teilnehmer davor, sexuelle Vielfalt an Schulen zu thematisieren: Bilder, die seit Anfang des Jahres bereits aus Stuttgart bekannt sind. Wie im Südwesten möchte auch in Niedersachsen die Landesregierung Inhalte zu sexueller Vielfalt und Identität im neuen Bildungsplan 2016 verankern (wir berichteten). Im Herbst soll der von Grünen und SPD eingebrachte Antrag beraten werden. Zu der Demo hatte Gerriet Kohls von den Freien Wählern aufgerufen, der auch eine Online-Petition gegen die Aufklärung an Schulen gestartet hat. Diese wurde bislang von über 6.500 Menschen unterschrieben.

Kinder nicht mit Schwulen und Lesben alleine lassen...

Für Aufregung sorgten auch Äußerungen der CDU-Abgeordneten Karin Bertholdes-Sandrock. „Auf keinen Fall kann es sein, dass beispielsweise Schwule und Lesben in den Klassen allein gegenüber den Kindern auftreten“, sagte sie der Nordwest-Zeitung. Später versuchte sie, ihre Aussagen zu relativieren, wiederholte aber in einer Pressemitteilung: „Der Antrag legt nahe, dass SPD und Grüne [die schulische Sexualerziehung] auch in die Hände von Außenstehenden legen wollen. Das lehnen wir ab, weil Lehrerinnen und Lehrer ihre Verantwortung für ihre Unterrichtsstunden nie abgeben dürfen – und in der Regel auch nicht abgeben wollen.“

Kritisiert wurde Bertholdes-Sandrock dafür unter anderem von Tjark Melchert vom Landesschülerrat Niedersachsen: "Schulaufklärungsprojekte sind immer super angekommen bei den Schülern. Wir freuen uns sehr über den Antrag der Regierung und begrüßen die vorgesehen Maßnahmen. Ich glaube, dass dies dazu beiträgt, Diskriminierung in Schulen nachhaltig zu bekämpfen."

Johannes Kahrs, Beauftragter der SPD-Bundestagsfraktion für die Belange von Lesben und Schwulen, sagte: „Dieser unterschwellige Vorwurf, Lesben und Schwule hätten einen schlechten Einfluss auf Kinder oder schlimmeres, ist unerträglich.“ Bertholdes-Sandrock widerspreche dem Kurs der Bundesregierung, die Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierung an Schulen begrüßt.

Demo gegen Bildungsplan-Gegner

Am 29. September will die Jugendorganisation der Partei Alternative für Deutschland (AfD) in Lüneburg gegen sexuelle Vielfalt im Unterricht werben. Die Jusos Niedersachsen, die Grüne Jugend sowie die Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen rufen hier zu einer Gegendemonstration auf. „Wir wollen das Schüren von Vorurteilen der AfD nicht unkommentiert lassen und stellen uns gegen Homophobie und Sexismus“, heißt es in dem Aufruf.

Demo für sexuelle Vielfalt und Toleranz und gegen Homophobie, Sexismus und die AfD, am 29. September, 18 Uhr, Lüneburg, Schnellenberger Weg 21 (vor dem Lokal „Adlerhorst“)

Infos zur Demo: https://www.facebook.com/events/335889759916172/

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