L-Mag

BDSM und Kink: „Recht auf Leidenschaft für alle“

Dee, Covermodell der aktuellen L-MAG-Ausgabe, bietet „Kink Coachings“ an. Im Interview erklärt sie, was das ist und was man dabei lernen kann

Marcus Witte

Von fs

10.7.2022 - Dee ist eins der beiden Models auf der Titelseite der L-MAG im September/Oktober und lebt in Berlin, wo sie unter anderem ein Label für Fetisch- Wäsche gegründet hat. Nach einer Weiterbildung zum Life Coach ist die 38-Jährige aktuell auch als Kink Coach unterwegs.

L-MAG: Dee, was magst du selbst an BDSM?

Die Vielfalt und die Möglichkeit, alle Facetten der eigenen Persönlichkeit in einem sicheren, konsensbasierten und wertfreien Rahmen ausleben zu können. Das ist für mich Freiheit.

Du bietest Kink-Coachings für Frauen, Lesben und andere queere Personen an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Kink-Coaching ist ein Weg, bewusster und achtsamer an das Thema Kink heranzugehen. Im Online-Einzelgespräch kann man herausfinden, worauf man steht, welche Gefühle und Bedürfnisse bedient werden wollen, wie man einen Rahmen schafft, in dem man sich sicher fühlt. Außerdem ist das Coaching einfach ein Raum, in dem all die Fragen gestellt werden dürfen, die man sich sonst nicht zu fragen traut.

Mit was für Fragen kommen die Leute zu dir? 

Viele kommen auf mich zu, weil sie Partner:innen haben, die mit ihnen spielen wollen, sie selbst aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Andere haben das Gefühl, wegen ihren Vorlieben vielleicht ein „schlechter Mensch“ zu sein oder dass irgendwas mit ihnen nicht stimmt. Wiederum andere merken, dass sie sich wegen ganz persönlicher Themen zu Kink hingezogen fühlen und suchen einen Raum, in dem sie das besprechen können.

Bei BDSM geht es zum Beispiel um das Spielen mit Schmerz oder mit Machtdynamiken... das klingt für manche erstmal abschreckend, gegenüber dem Thema gibt es oft noch Berührungsängste. Wie reagierst du, wenn Leute mit Ängsten oder mit Vorurteilen gegenüber BDSM oder Kink auf dich zukommen?

BDSM ist konsensbasiert. Beide Seiten wollen es. Das darf man nicht vergessen. Wir können BDSM nicht mit Gewalt, realer Machtausübung oder Missbrauch vergleichen. Das ist grundverschieden und das unterscheidende Element ist Konsens. Außerdem denke ich: Wer den Reiz nicht versteht, der muss ihn auch nicht verstehen. BDSM ist nicht für jeden. Wenn aber eine gewisse Neugierde da ist, würde ich dazu einladen, ein Coaching mit mir auszuprobieren und Fragen zu stellen. Oft merkt man dabei, woher die ganzen Assoziationen und Vorurteile kommen. Wenn man das weiß, kann man sich überlegen, was davon wirklich im Einklang mit dem eigenen Selbst ist und was nicht.

Stell mal einen speziellen „Kink“ von dir vor, und was du genau daran toll findest!

„Sploshing“ (von englisch „spritzen“, Anm. d. Red.)! Das ist Spielen mit verschiedenen Substanzen auf nackter Haut, zum Beispiel mit Essen, und macht Riesenspaß! Sich einfach maßlos einzusauen während man mit Sprühsahne, gekochter Spaghetti und Wackelpudding rum matscht ist einfach nur herrlich. Ein Vergnügen für das innere Kind. Ich weiß, sowas assoziiert man vielleicht nicht mit BDSM und Kink: aber die Kink-Welt ist eben vielfältig und es geht dabei auch nicht immer um Sex.

Du hast mit Pique Lingerie ein eigenes Modelabel gegründet, das Fetisch-Lingerie in großen Cup-Größen anbietet. Warum war dir das wichtig?

Mir wurde schon früh anhand von Medien und darin verbreiteten Bildern suggeriert, dass ein erfülltes und abenteuerliches Sexleben nur für diejenigen verfügbar ist, die schlank, jung und weiß sind und idealerweise ein B-Körbchen tragen. Das mickrige Dessousangebot für meine J-Körbchen hat das nur noch bestätigt. Deswegen wollte ich Dessous kreieren, die kurvigen Frauen die Botschaft senden, dass sie ein Recht auf Leidenschaft und erfüllenden Sex haben. Nichts soll sie aufhalten, um das Sexleben zu haben, das sie verdienen!

kink-coaching.com

piquelingerie.com

Instagram: @pique_lingerie

BDSM:
Steht für
„Bondage“, „Discipline“/ „Dominance“, „Submission“/„Sadism“ und „Masochism“ (auf Deutsch: Fesseln, Disziplinierung/ Dominanz, Unterwerfung/Sadismus und Masochismus). BDSM beschreibt eine Vielfalt sexueller oder erotischer Spielarten, bei denen auf physischer und/oder psychischer Ebene ein Machtgefälle zwischen den Beteiligten aufgebaut wird. Eine vertrauensvolle Kommunikation und Einvernehmlichkeit (das heißt alle stimmen dem was passiert, explizit zu) sind dabei zentral wichtig.

Kink:
Englischer Begriff für
„Knickoder „Macke“. Ein Kink beschreibt eine sexuelle Praxis abseits der Norm.

Definitionen: Normix Hillemann

 

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