Sarah Paulson und Holland Taylor: Liebe trotz Age Gap von 32 Jahren
Die Schauspielerinnen Sarah Paulson (50) und Holland Taylor (82) sind seit zehn Jahren ein Paar. Wegen des Altersunterschieds von über 30 Jahren werden sie gleichermaßen kritisch betrachtet wie bewundert. Was ist das Erfolgsrezept ihrer Beziehung?
Imago/ Cover-Images Sarah Paulson und Holland TaylorErschienen in der L-MAG-Ausgabe 6-2024 (Nov./ Dez.)
Von Paula Lochte
Sie lernen sich 2005 auf einer Dinnerparty kennen. Holland Taylor kommt zu spät, sodass nur noch ein Stuhl frei ist: Es ist der Platz neben Sarah Paulson, der das Herz in die Hose rutscht. „Sie war die wahrscheinlich schönste Frau, die ich je gesehen hatte“, wird Sarah Paulson später der New York Times sagen.
Die beiden kabbeln sich den ganzen Abend lang. Taylor macht sich darüber lustig, wie jung Paulson ist. Die war damals gerade dreißig geworden. Als sie das Restaurant verlassen, knipsen sie ein Spaßfoto. Sie lehnen sich an ein geparktes Auto und schneiden Grimassen. Mehr passiert nicht, denn beide sind zu diesem Zeitpunkt vergeben. Paulson hängt das Foto an ihren Kühlschrank.
Eine Direktnachricht, ein Dinner - und sie werden ein Paar
Zweite Chance: Fast ein Jahrzehnt später kreuzen sich ihre Wege erneut. Das Foto hängt zu dem Zeitpunkt immer noch an Paulsons Kühlschrank. Die beiden beteiligen sich an einer Videoaktion für reproduktive Rechte.
Mittlerweile gibt es den Kurznachrichtendienst Twitter, der damals noch nicht für die Allmachtsfantasien Elon Musks, sondern für Aufbruch und Vernetzung steht. Paulson und Taylor folgen einander. Und Schauspielerin Taylor („The L Word“, „Two and a Half Men“) schickt ihrer 32 Jahre jüngeren Kollegin Paulson („American Horror Story“, „Ratched“) eine Direktnachricht. Oder war es anders herum? Da sind sich die beiden nicht einig. Jedenfalls gehen sie danach essen – und werden ein Paar.
Showtime Holland Taylor (Mitte) mit Rachel Shelley und Cobie Smulders in „The L Word“ (2005)„Der Altersunterschied hat auch mich erst erschreckt“
„Der Altersunterschied schockiert sicherlich viele Leute – und hat auch mich erst erschreckt“, sagt Holland Taylor Ende 2015 in einem Radiointerview mit WNYC. Da sind sie seit einigen Monaten zusammen. „Aber es ist das Wunderbarste und Außergewöhnlichste, was mir in meinem Leben hätte passieren können.“
Dieses Interview ist das erste überhaupt, in dem die damals 72-Jährige über ihre Bisexualität spricht. Ihr Coming-out? „Nein, ich habe mich nicht geoutet, denn ich war schon immer out.“
Tatsächlich hatte sich Holland Taylor schon zuvor für LGBTIQ*-Rechte und für Aidskranke eingesetzt – und in den Nullerjahren in der lesbischen Kultserie „The L Word“ mitgespielt: als Matriarchin und Kunstmäzenin des Peabody-Clans, die ihrer Tochter Helena und Museumsdirektorin Bette mal Türen öffnet, mal das Leben schwermacht.
Sarah Paulson wiederum habe Ältere schon immer faszinierend gefunden, sagt sie. Seien es ihre Lehrerinnen, ihre achtzehn Jahre ältere Ex-Freundin (die Schauspielerin Cherry Jones) oder dann eben Holland Taylor. Der Fokus verschiebe sich, wenn man mit jemand Älterem zusammen sei: „Man schätzt die gemeinsame Zeit mehr und das, was wirklich wichtig ist“, sagt sie im New York Times-Interview. Und dass sie sich nie um Konventionen geschert habe, wenn es um die Liebe ging.
Lieblingspaar vieler Lesben
Dennoch war sie aufgeregt vor dem ersten Date mit Taylor, telefonierte mit Freundinnen: 32 Jahre Altersunterschied. Geht das? Aber sowas von!
Seit Sarah Paulson und Holland Taylor vor mittlerweile zehn Jahren ein Paar geworden sind, sorgen sie innerhalb wie außerhalb der lesbischen Community für glänzende Augen. Fans kommentieren in den Sozialen Medien, die beiden seien ihr Vorbild, Lieblingspaar, Hoffnungsträgerinnen. Kurzum: „alles“.
StudioCanal Sarah Paulson als Cate Blanchetts Ex in „Carol“ (2015)Was ist ihr Erfolgsrezept? Sarah Paulson und Holland Taylor pfeifen auf gesellschaftliche Erwartungen. Dazu gehört auch, wie sie zusammenleben. „Wir verbringen viel Zeit zusammen, aber wir wohnen nicht zusammen“, erzählte Paulson vergangenes Jahr im Podcast „Smartless“. Das sei das Geheimnis ihrer glücklichen Langzeitbeziehung. Ein gemeinsames Haus mit getrennten Schlafzimmern wäre laut Paulson hingegen keine Option: Sie würden viel zu gern nebeneinander einschlafen.
Vermutlich auch Teil ihres Erfolgsrezeptes: Sie unterstützen sich und erklären einander ihre Liebe, auch öffentlich. „Ich halte sie für die klügste, weiseste, witzigste und außergewöhnlichste Person, die ich je kennengelernt habe“, sagt Paulson über Taylor. „In meinem Alter verliebt zu sein in eine so großartige Künstlerin, mit einem so freien Geist und von so einer Schönheit“ sei unglaublich – so Taylor über ihre jüngere Partnerin.
Andere ermutigen, mutig zu sein
Zum 80. Geburtstag im Januar 2023 schreibt Paulson auf Instagram an ihre Partnerin gerichtet: Was ist der Sinn des Lebens? „Wenn wir darüber sprechen, landen wir immer wieder an dem Punkt, dass es darum geht, etwas beizutragen.“ Taylor habe dies getan, in ihrem Umfeld wie in der Kunst. „Aber eine Sache kann ich ganz konkret bezeugen: Du hast mich verändert. Du bist wichtig für mich. Mein Leben mit dir zu teilen, hat allem anderen einen Sinn gegeben.“
Nase rümpfen, Augenbrauen hochziehen, tuscheln. Auch diese Reaktionen gibt es auf die Beziehung der beiden. Wie gehen sie damit um? „Mit wem ich mein Bett, mein Zuhause und meine Seele teile, ist meine Sache und ich will mich nicht verstecken“, sagt Sarah Paulson der Zeitschrift Home Country.
Gleichzeitig könne die Normalisierung einer Beziehung wie der ihrer vielleicht etwas bewegen: „Wir machen Hoffnung und gehen ein gewisses Risiko ein.“ Vielleicht sei das mutig. „Das kann andere dazu ermutigen, mutig zu sein.“

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