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„The L Word“: Interview mit Generation Q

Sie brachten neuen Wind in die Serie. Die Generation Q von „The L Word“ besteht aus einem Cast mit jungen, queeren Schauspielerinnen. L-MAG sprach mit zwei Hauptdarstellerinnen: Rosanny Zayas (Sophie) und Arienne Mandi (Dani).

Hilary Bronwyn Gayle SHOWTIME So frisch verliebt bleibt es nicht die ganze erste Staffel. Dani (Arienne Mandi, li.) und Sophie (Rosanny Zayas) sind nur fast das Traumpaar

Von Lawrence Ferber


30.09.2020 – Sie sind ein wichtiger Teil der neuen „Generation Q“: Sophie (Rosanny Zayas), Produzentin von Alices neuer TV-Show, und ihre Partnerin Dani (Arienne Mandi), erfolgreiche PR-Managerin, die zunächst in dem gewinnbringenden Business ihres Vaters arbeitet, dann jedoch die Seiten wechselt. Das Paar lebt gemeinsam in einer WG mit dem trans Mann Micah (Leo Sheng).
Rosanny Zayas war bisher nur in kleinen Rollen zu sehen, etwa in einer Folge von „Orange is the New Black“ (Staffel 7). Wie die meisten ihrer Cast-Kolleginnen ist die New Yorkerin selbst Teil der LGBT-Community und definiert sich als pan­sexuell. „Ich verliebe mich in die Persönlichkeit und wie wir als Menschen zueinander passen“, sagte sie in einem Interview.
Arienne Mandi wiederum ist ganz neu im Business und spielt in „The L Word“ ihre erste Hauptrolle. Das einzige Cast-Mitglied, das in Los Angeles geboren ist und dort aufwuchs, ist auch im echten Leben queer. Ihrem Instagram-Konto nach zu schließen, hatte sie vor einem Jahr noch eine Freundin, zurzeit scheint sie jedoch single zu sein.
L-MAG sprach mit den beiden Newcomerinnen über ihre Rollen, wie der neue und der alte Cast zusammenfanden und über die lesbische Szene in Los Angeles.

L-MAG: Dani wird als „kompliziert“ be­schrieben. Kannst du das erklären?

Arienne Mandi: Dani ist in einer Familie aufgewachsen, für die sie sehr hart arbeitet. Zu ihrem Vater hat sie ein besonders enges Verhältnis. Nach dem Motto: Die beiden gegen den Rest der Welt. Im Laufe der Serie merkt sie aber, dass sie das, was sie für „ihre Welt“ hielt, vielleicht gar nicht so will. Ich kann das sehr gut nachempfinden. Plötzlich ändert sich deine Sicht auf die Welt, auf verschiedene Leute und deine Motivation. Alles, was du dein ganzes Leben lang gelernt hast, wird in Frage gestellt. Dani macht genau das durch. Sie sieht die Welt aus ihrer Perspektive und lernt, ihre eigene Meinung zu entwickeln und dem, was sie will und wer sie ist, wirklich nachzugehen.

Und wie sieht das bei Sophie aus?

Rosanny Zayas: Ich denke, Sophie arbeitet sehr hart und hatte immer schon große Träume und Ziele. Eines davon ist es, Alice zu helfen, eine Fernsehshow zu machen, die queer und offen ist und ehrlich damit umgeht, wie Alice ihr Leben heute lebt. Das ist ziemlich cool. In der ursprünglichen „L Word“-Serie haben wir Alice dabei begleitet, sich selbst zu finden. Jetzt hat sie ihre eigene Show und ist super erfolgreich. Gleichzeitig sieht man die Höhen und Tiefen beim Dreh einer Fernsehshow und wie Sophie Alice dabei unterstützt, ihre eigene Stimme noch mehr zu finden.

Und wie ist die Pärchen-Dynamik zwischen Dani und Sophie?

Rosanny: Auch das hat Höhen und Tiefen. Dani hat eine sehr starke Persönlichkeit, sie sagt geradeheraus, was sie in der Beziehung will. Sophie dagegen ist das Herz der Beziehung und muss oft die emotionale Seite übernehmen und Dinge ansprechen, über die Dani nicht reden möchte. Das zieht sich durch die ganze Serie. Man merkt, wie sehr sie sich lieben und wie sehr sie füreinander da sind.

Arienne: Sophie ist die ganze Staffel über Danis Anker und sie erleben einige Veränderungen zusammen.  

Gibt es eine persönliche Beziehung zwischen euch und euren Figuren und deren Beziehung?

Arienne: Ja, ich ziehe viel aus meinem eigenen Leben und einiges auch aus den Erfahrungen meiner Mutter. Ich bin in Los Angeles aufgewachsen, meine Mutter ist Chilenin, mein Vater Iraner, Dani hat einen ähnlichen Hintergrund. Die kulturelle Erziehung ist mit meiner ziemlich identisch. Und ich bin Dani sehr ähnlich. Sie behält viele Dinge für sich – ich bin genauso, ich öffne mich nicht so schnell. Für mich war das sehr emotional, diese Dinge in der Serie zu durchleben.

Rosanny: Ich bin eine Dominikanerin aus New York, Sophie auch, deshalb hängt mein Herz sehr an ihr. Ich habe das immer im Hinterkopf und frage mich: Wie kann ich dem emotionalen Teil dessen, was meine Figur durchmacht, wirklich gerecht werden? Das Drehbuch ist so toll und die Autorinnen haben eine spezielle Beziehung zwischen Dani und Sophie kreiert. Es gibt Situa­tionen, die die beiden durchgemacht haben, die mich einerseits an eine Frau erinnern, die mich sehr verletzt hat und in denen ich gleichzeitig an eine Person denken muss, von der ich mich sehr geliebt gefühlt habe. Das alles bringe ich mit in meine Beziehung von Dani und Sophie.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen den „Generation Q“-Neulingen und den Charakteren der Original-Serie? Ist eine zum Beispiel die neue Shane oder die neue Alice?

Arienne: Meiner Meinung nach ist das Tolle an „Generation Q“, dass wir so unterschiedlich sind. Wenn ich Dani aber zu jemanden in Beziehung setzen müsste, dann mit Bette. Wir sind zwar sehr verschieden, was unsere kulturellen Hintergründe angeht, aber wir haben beide mit Familienproblemen zu kämpfen und sind beide auf die gleiche Art und Weise stark und berechnend. Aber eigentlich sind alle neuen Charaktere sehr einzigartig, originell und erfrischend.

Rosanny: Sophie wurde völlig neu erfunden. Es gab zwar auch schon hispanische Charaktere in der alten Serie, aber nicht so spezifisch wie eine Dominikanerin aus New York. Man sieht dieses Mal sogar ihr dominikanisches Essen, das gab es in der Originalserie bisher nicht.
Wie haben sich der neue und der alte Cast kennengelernt? Seid ihr euch nahe gekommen?

Arienne: Wir nennen sie „die OGs“- die ursprünglichen Drei – Kate, Leisha und Jennifer. Sie sind gleich auf uns zu­gekommen und haben in der ersten Woche des Shootings ein gemeinsames Abendessen organisiert. Wir saßen stundenlang zusammen und haben uns unterhalten. Wir versuchen, auch außerhalb der Arbeit Zeit miteinander zu verbringen und sie haben wirklich ihre Türen für uns geöffnet und wollen, dass wir uns einerseits wohlfühlen und sie aber auch Zeit für sich haben. Es hat sich sehr nach Familie angefühlt.
 

Hilary Bronwyn Gayle SHOWTIME Dani (li) und Sophie gut gelaunt zusammen. Wie es wohl in der 2. Staffel mit ihnen weitergeht?

Habt ihr auch über Jenny gesprochen und darüber, wie sie gestorben ist oder wagt es niemand, ihren Namen auszusprechen? 

Arienne: Oh mein Gott. Sie war nicht meine Lieblingsfigur, das kann ich schon mal sagen. Ich mag die Schauspielerin, Mia Kirshner, aber Jenny war nicht gerade meine Favoritin. Interessant ist, das wir in „Generation Q“ kein Jennifer-Schechter-Äquivalent haben, glaube ich zumindest. Es gibt ganze Foren, in denen sich Leute die Köpfe über die arme Jenny heiß reden. Sie hat definitiv für Drama gesorgt. 

Rosanny: Wir sind alle Fans der Serie, deshalb fragen wir uns auch, was mit Jenny wohl passiert ist. Aber ich denke, ich über­lasse das den Drehbuch-Autorinnen.

Wie originalgetreu stellt die Serie heutiges lesbischen und queeres Leben in Los Angeles dar?

Arienne: Die queere Szene in L.A. ist sehr auf Coolness bedacht. Manchmal etwas konkurrierend, dennoch liebevoll. 

Rosanny: Ich habe das Gefühl, die Welt verändert sich jeden Tag. Ich kann aber sagen, dass alle sehr hart an der Serie arbeiten und versuchen, alles so wirklichkeitsgetreu wie möglich darzustellen. Die Drehbuch-Autorinnen, die Schauspielerinnen, die Kostümdesignerinnen – wir alle wollen sicherstellen, dass es auch das widerspiegelt, was wir heute erleben. 

Arienne: Unser Set war unglaublich queer – die Regisseurinnen, Produzentinnen und Schauspielerinnen. Es ist immer noch eine lesbische Serie, aber es hat sich ausgeweitet zu so viel mehr. Wir haben das ganze Spektrum abgedeckt, das ist großartig.   

Natürlich muss ich auch nach dem „Chart“ fragen, auf dem alle sexuellen und emotionalen Bande notiert waren, die es in „L Word“ gab. Hängt eine solche Übersicht derzeit auch im Büro der Drehbuch-Autorinnen?

Arienne: Nicht wirklich, aber ich habe dort sehr viele Post-its und Pfeile gesehen. Sie haben den Überblick über die Serie und die Dinge, die passieren werden. Alles kann sich ändern, die Serie verfolgt das Drama jeder einzelnen Person. 

Dieses Interview erschien zuerst in der Print-Ausgabe von L-MAG Mai/Juni 2020.

 

Alle acht Folgen von The L Word: Generation Q stehen beim Streamingdienst Sky Ticket.

 

Weiterlesen:

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Kolumne von Karin Schupp

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