K-Word #405: Neues aus der Lesbenwelt
Nach „Princess Charming“ auch Princess Farming: „Bauer sucht Frau“ mit lesbischer Kandidatin, Ulrike Folkerts zur #allesdichtmachen-Aktion, Demi Lovato, Eurovision Song Contest, „Sex and the City“ wird queer, weitere Serien- und Film-News - und mehr!
Von Karin Schupp
21.5.2021 - Nach Princess Charming (siehe unten) sucht in Staffel 17 von Bauer sucht Frau eine weitere lesbische Frau via Fernsehen ihr Liebesglück: Die Pferdewirtin Lara (26) aus Schleswig-Holstein lädt in der Vorstellungsshow am Pfingstmontag (RTL, 19:05 Uhr) Frauen „zwischen 25 und 40“ ein, sich als ihre „beste Freundin und die Liebe fürs Leben in einer Person“ zu bewerben. Lara ist nach Lena (2013, K-Word #24) die zweite lesbische Bäuerin der Kuppelshow - wenn die Reiterhof-Betreiberin nicht, wie 2014 die Dann-doch-nicht-Kandidatin Melanie (K-Word #62), schon vorher ihre Traumfrau findet. Hoffen wir für sie, dass sich ihre Bewerberinnen nicht stattdessen ineinander verlieben wie vor zwei Jahren in Bauer sucht Frau International, als Bianca und Irene sich zunächst für denselben Landwirt interessierten und dann selbst ein Paar wurden (K-Word #389).

Schon vor dem Start der lesbischen Datingshow Princess Charming (am 25. Mai bei TVNOW) wird „Prinzessin“ Irina Schlauch (K-Word #399) als Sprecherin der Community herumgereicht und sagte am IDAHOBIT-Tag, dem Tag gegen Homo- und Transphobie, der Bild: „Gerade im deutschen Fernsehen sind LGBTIQs noch nicht so vertreten wie es nötig wäre, um genug Sichtbarkeit zu schaffen.“ Außerdem erwartet die Kölner Anwältin von der Politik, „endlich das Gesetz zur doppelten Mutterschaft zu verabschieden. Es ist für die betroffenen Mütter diskriminierend, ein Adoptionsverfahren durchlaufen zu müssen.“ Die ersten 25 Minuten von Prinzessin Charming stehen übrigens kostenlos auf TVNOW.
Für die Kandidatinnen hat sich die Show schon jetzt gelohnt: Auf der Instagram-Seite von Princess Charming stehen die Interessentinnen jedenfalls schon Schlange, nur Influencerin Ulle wird – unter anderem auch von einer Ex – vorgeworfen, schon eine Freundin zu haben und nur nach „Fame“ zu suchen. Eine Kandidatin könntet ihr übrigens schon aus einer anderen Realityshow kennen: die Kölnerin Iry machte 2019 bei Get The Fuck Out of My House mit und rückte sich dort in den Vordergrund, als sie Erotikmodel Micaela Schäfer zungenküsste.

Ulrike Folkerts, die am letzten Freitag 60 wurde, hat sich zu ihrer Teilnahme an der verunglückten Aktion #allesdichtmachen (K-Word #401) geäußert. „Das ist die Sache, die ich jetzt verstehen muss und gar nicht verstehen kann“, sagte sie im taz-Interview. „Ich kenne die 52 anderen Leute, die mitmachten, teilweise persönlich. Ich dachte, wir sind eine coole Truppe und wir haben das Recht, für die Kulturschaffenden ein Zeichen zu setzen. Heute sage ich: Satire ist nicht das Mittel, um über Coronamaßnahmen zu sprechen.“ Sie habe „genug Mails bekommen, die mir deutlich machten, dass ich Menschen sehr, sehr verletzt habe. Und ich war nicht darauf vorbereitet, dass wir von Querdenkern und Rechten beklatscht werden für die Aktion. Ich habe mein Video sofort zurückgezogen und gesagt, ja, ich habe verstanden. Jetzt geht es darum, dass ich mir auch selbst verzeihe.“
In einem Video gab Demi Lovato am Mittwoch (mal wieder) etwas bekannt: „Mit Stolz lasse ich euch wissen, dass ich mich als nichtbinär identifiziere und offiziell meine Pronomen in ‚they/ them‘ ändere“ Mehr darüber sollen wir im neuen Podcast 4D with Demi Lovato erfahren. Der Popstar hat mittlerweile Erfahrung mit Coming Outs: 2017 outete sich Lovato als bisexuell (K-Word #222), im März als „zu queer“ für eine Heterobeziehung (K-Word #395), als „sexuell fluide“ und „pansexuell“ (K-Word #398).
Every day we wake up, we are given another opportunity & chance to be who we want & wish to be. I’ve spent the majority of my life growing in front of all of you… you’ve seen the good, the bad, & everything in between. pic.twitter.com/HSBcfmNruo
— Demi Lovato (@ddlovato) May 19, 2021
Beim Eurovision Song Context am Samstag (ARD, 21:00 Uhr) hat sich das queere Teilnehmer:innen-Feld ausgedünnt: Irlands lesbische Kandidatin Lesley Roy („Maps“) flog im Halbfinale ebenso raus wie die bisexuelle Australierin Montaigne („Technicolour“), die ihren Beitrag coronabedingt aus Down Under nach Rotterdam schickte. Im Finale tritt für Italien die Rockband Måneskin („Zitti e buoni“) mit der bisexuellen Bassistin Victoria de Angelis und dem „sexuell freien“ Drummer Ethan Torchio an. Für Titelverteidiger Niederlande und Außenseiterkandidat Deutschland gehen zwei schwule Sänger, Jeangu Macrooy („Birth of a New Age“) und Jendrik („I Don’t Feel Hate“), ins Rennen und für Schweden der 19-jährige Tusse („Voices“), der seine sexuelle Identität nicht labeln will.
Das Sex and the City-Reboot, das im Sommer gedreht wird, bekommt eine queere, nichtbinäre Figur. Carrie (Sarah Jessica Parker) wird regelmäßig im Podcast eines queeren, nichtbinären Stand Up-Comedians zu Gast sein; gespielt wird die Rolle vom Ex-Grey’s Anatomy-Star Sara Ramirez (K-Word #367), selbst auch queer und nichtbinär. Auch Charlotte (Kristin Davis) und Miranda (Cynthia Nixon, K-Word #394) sind wieder dabei, nur Samatha-Darstellerin Kim Cattrall ist ausgestiegen. And Just Like That…, wie die Fortsetzung heißt, wird für den US-Streamingdienst HBO Max gedreht, ein Sendetermin ist noch nicht bekannt.

Ab 23. Mai bei Netflix: Im Mittelpunkt der dritten Staffel von Master of None steht Denise (Lena Waithe), die als beste Freundin von Hauptfigur Dev (Aziz Ansari) bisher nur eine Nebenrolle spielte: Die fünf Folgen zeigen sie als mittlerweile erfolgreiche Buch-Autorin, die mit ihrer Frau Alicia (Naomi Ackie) entspannt in einem Häuschen auf dem Land wohnt, bis ihre Ehe - der Untertitel „Momente einer Liebe“ ist hier ein wenig irreführend - sehr auf die Probe gestellt wird. Auf die Probe gestellt wird vermutlich auch die Geduld so mancher Zuschauerin, denn das Erzähltempo ist ungewohnt langsam. Trotzdem lohnt sich das Dranbleiben: der Schluss ist ein Happy End, das es so noch nicht gab. Die Drehbücher schrieb Waithe (die für Denises Coming Out-Folge in Staffel 2 einen Emmy gewann, K-Word #218) zusammen mit Serienschöpfer Ansari und griff dabei vielleicht auch auf eigene Erfahrungen aus ihrer - gescheiterten Ehe - mit der Produzentin Alana Mayo (K-Word #336) zurück.

Wer‘s lieber schneller, lauter und blutrünstiger mag: Heute startet bei Netflix der blutrünstige Zombie-Spaß Army of the Dead mit Tig Notaro in einer Rolle, die sie schon im Vorfeld zum lesbischen Sexsymbol machte (K-Word #401). Die Comedienne ersetzte in dem Film Chris D‘Elia, der wegen sexueller Belästigung Minderjähriger nachträglich rausgeschnitten wurde, und wurde per Greenscreen in die jeweiligen Szenen eingefügt.

Beim DOK.fest München gewann Zuhurs Töchter einen der drei Hauptpreise. Der Film von Laurentia Genske proträtiert zwei aus Syrien geflüchtete trans Schwestern, die in Deutschland endlich sie selbst sein wollen. Noch bis zum 23. Mai kann er auf der Webseite des größten deutschen Dokumentarfilmfestivals gestreamt werden.
Mehr Geschlechtergerechtigkeit im Frauenfußball fordert eine Initiative von neun prominenten Frauen aus dem Fußball, darunter Nationaltorhüterin Almuth Schult, ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann und Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. In einem Positionspapier fordern sie unter anderem eine 30-Prozent-Quote auf den Führungsebenen des DFB und in den Aufsichtsräten der Profivereine, bessere Rahmenbedingungen, Gehaltstransparenz und mehr Engagement gegen Sexismus und Diskriminierung.Unter den Hashtags #fußballkannmehr und #wirsind50prozent schloss sich schon eine Reihe von Spielerinnen an, darunter die (Ex-)Nationalspielerinnen Tabea Kemme (K-Word #401), Anna Blässe (K-Word #404), Josephine Henning, Alex Popp, Julia Simic, Kathy Hendrich, Johanna Elsig, Laura Benkarth und die Wolfsburger Schweizerin Lara Dickenmann (K-Word #404) an.
Noch mal Fußball: Isabel Kerschowski kehrt von Bayer Leverkusen zu ihrem alten Club Turbine Potsdam zurück, bei dem sie 2005 ihre Karriere begann. „Mein Herz geht auf und ich freue mich auf die kommende Saison bei Turbine!“, schrieb die gebürtige Berlinerin, die sich während der Fußball-EM 2017 als damals einzige deutsche Nationalspielerin outete (und nebenbei auch als K-Word-Leserin entpuppte!), heute auf Facebook.

Am Mittwoch starb in Woodstock/ New York Alix Dobkin im Alter von 80 Jahren. Die Folksängerin und Aktivistin war mit Album- und Songtiteln wie „Lavender Jane Loves Women“ (1973) und „Living with Lesbians“ (1975) ein Star der US-Lesbenszene und tourte 1979 als erste offen lesbische Musikerin durch Europa. Dobkin hinterlässt eine Tochter aus erster Hetero-Ehe und drei Enkelkinder. Auf der Bühne stand sie noch bis 2019:
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