L-Mag

Kinotipp „Oslo-Stories: Träume“: Verliebt in die Lehrerin

In „Oslo-Stories: Träume“ verliebt sich eine 16-Jährige in ihre Lehrerin und erlebt einen ganzen Wust an Emotionen. Ein Film über Sehnsucht, traurig und tröstlich, wie es das Verliebtsein eben sein kann. Der Berlinale-Gewinner läuft ab 8. Mai im Kino.

Agnete Brun Ella Øverbye (r.) und Selome Emnetu (l.)

Von Frank Hermann

7.5.2025 - Sich zu verlieben ist eines der wundervollsten Gefühle und kann zugleich furchteinflößend sein. Die 16-jährige Schülerin Johanne (Ella Øverbye) ist eine, der das zum ersten Mal passiert. Eine neue Lehrerin, Johanna (Selome Emnetu), betritt die schulische Bühne, und um Johanne ist es geschehen. Mit voller Wucht überschwemmt sie ein bislang unbekanntes Gefühl, ein ganzer Wust an Emotionen.

Zu ihrem Glück hat Johanne ein Talent zum Schreiben, das ihr dabei hilft, alles auf die Reihe zu kriegen. „Vielleicht geschehen Dinge, wenn man sie am wenigsten erwartet“, schreibt sie über den Einbruch der Liebe in ihr Leben, das sie zuvor als „wie eine Wolke“ bezeichnet hat. Eine große Sehnsucht nach körperlicher Nähe wird sie in der Folge beschreiben.

So überzeugend und wissend, dass ihre Mutter Kristin (Ane Dahl Torp) gar einen Übergriff vonseiten der Lehrerin vermutet, als sie die Aufzeichnungen liest. Ein Verdacht, der sich als haltlos herausstellt, denn wenn Johanne die Verehrte zu Hause besuchte, passierte nichts Schlüpfriges, die beiden strickten nur zusammen und tranken Tee. Der Rest ist die Fantasie einer Teenagerin.

„Wenn einen niemand liebt, ist man niemand“

Vielleicht ist das entstandene Buch ein 95-seitiger Liebesbrief, und es bleibt die Erkenntnis: „Wenn einen niemand liebt, ist man niemand.“ Die Lehrerin Johanna ist tatsächlich eine queere Frau in einer Beziehung. Die Schülerin kommentiert es lakonisch so: „Sie hat ihre Partnerin, ich habe mein Buch.“

So zart diese Hauptfigur gezeichnet ist, so stark ist sie allerdings auch, wenn sie sich beispielsweise gegen ihre Mutter behaupten muss, die das Buch ihrer Tochter als queere Lebenshilfe vermarkten würde.

Zuerst hat die Großmutter Karin (Anne Marit Jacobsen), selbst Schriftstellerin und auch Feministin der alten Schule, Johannes Aufzeichnungen gelesen und ist überrascht von der literarischen Qualität. Fast scheint es ihr, als hätte sie niemals so gut geschrieben wie ihre Enkelin.

Ein tolles Frauen-Trio in einem feinen Film

„Träume“, der letzte Teil von Dag Johan Haugeruds Trilogie „Oslo Stories“ und Berlinale-Gewinner 2025, ist ein Film über Sehnsucht, traurig und tröstlich, wie eben der Zustand des Verliebtseins sein kann. Und es geht auch um die Kraft, die Energie von Literatur für Schreibende und Lesende.

Alle drei Hauptfiguren sind Frauen, und es ist spannend, wie die Themen Emanzipation und Feminismus in ihren Gesprächen Raum einnehmen und wie generationenabhängig die Auffassungen sind.

Ein tolles Trio ist das in einem feinen Film. Getragen wird die Inszenierung von der jungen Schauspielerin Ella Øverbye, die trotz ihrer anfänglichen Unscheinbarkeit und Naivität zunehmend an Persönlichkeit gewinnt und immer authentisch bleibt.

Oslo-Stories: Träume, Norwegen 2025, Regie: Dag Johan Haugerud. Mit: Ella Øverbye, Selome Emnetu, Ane Dahl Torp, Kinostart: 8. Mai 2025

 

Die aktuelle Ausgabe der L-MAG  erhältlich am Kiosk, im Abo, als e-Paper und bei Readly.

Aktuelles Heft

Schöner leben mit Samtpfote und Co - ab 2. Mai am Kiosk

Tierische Begleiter, Melissa Etheridge im Interview, die besten lesbischen Sexszenen der Filmgeschichte, aktuelle Filmstarts und Serien, Fotostrecke „Hot Shots" von Jennifer Gillmor aus Kanada hier abonnieren!




Bleibt standhaft!

 

Unsere Leser:innen sind unser größter Schatz und unser größter Rückhalt. Helft uns, damit wir diese Zeiten durchstehen, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach sind. Journalismus, der nicht nur in Social Media Bubbles stattfindet, unabhängig ist und dialogbereit bleibt, hat es zunehmend schwer..

Unterstützt unsere Arbeit!

Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!

Bleibt standhaft!

 

Unsere Leser:innen sind unser größter Schatz und unser größter Rückhalt. Helft uns, damit wir diese Zeiten durchstehen, die in politischer wie finanzieller Hinsicht nicht einfach sind. Journalismus, der nicht nur in Social Media Bubbles stattfindet, unabhängig ist und dialogbereit bleibt, hat es zunehmend schwer..

Unterstützt unsere Arbeit!

Vielen Dank!
Euer L-MAG-Team

 

 


L-MAG.de finde ich gut!
x