K-Word #614: Neues aus der Lesbenwelt
3 Fußballerinnen-Hochzeiten, „Modern Family“-Star outet sich, JoJo Siwa: „Wurde unter Druck gesetzt, mich als lesbisch zu bezeichnen“, „Pitch Perfect“-Stars Rebel Wilson & Anna Camp: „All the Bellas are gay!“, „The Ultimatum: Queer Love“ - und mehr!
Von Karin Schupp
20.6.2025 - Letzte Woche schrieb ich, dass für Fußballerinnen der Juni der Hochzeitsmonat Nr. 1 ist – und in dieser Woche liefere ich dafür weitere Beweise: Die spanische Torfrau Lola Gallardo (Atlético Madrid) heiratete letzte Woche in ihrer Heimatstadt Sevilla ihre Lebensgefährtin Cristina Vicente. Zu den Hochzeitsgästen gehörten auch ihre queeren Ex-Nationalteamkolleginnen Alexia Putellas, Jenni Hermoso und Irene Paredes. Gallardo, die bei zwei Europa- und zwei Weltmeisterschaften dabei war, gehörte zu den Spielerinnen, die vor der WM 2023 aus Protest gegen den Verband und den Coach zurücktraten. Inzwischen hat sie ihre internationale Karriere beendet.
Am letzten Samstag – ein Jahr nach ihrer Verlobung - heirateten auch Alba Redondo (Real Madrid), Weltmeisterin 2023, und die Sportwissenschaftlerin Cristina Monleon. Für Flitterwochen war keine Zeit: Seit Donnerstag ist die Stürmerin, die für das Nationalteam schon 44 Tore schoss, im Trainingslager für die Europameisterschaft (ab 2. Juli).

Und auf der australischen Insel Hamilton Island gaben sich am letzten Samstag Katrina Gorry (West Ham), Nationalspielerin der „Matildas“, und die Ex-Fußballerin Clara Markstedt das Ja-Wort. Das Paar, das sich 2022 bei Vittjö GIK in Markstedts schwedischer Heimat kennen lernte, hat bereits zwei Kinder: Gorry wurde 2021, damals noch Single, Mutter einer Tochter, Markstedt brachte Ende 2024 ihren gemeinsamen Sohn zur Welt.
Modern Family-Star Aubrey Anderson-Emmons hat sich als bisexuell geoutet. Die 18-Jährige, besser bekannt als Mitchells und Cams resolute Adoptivtochter Lily, postete auf Instagram ein Video mit der Texteinblendung: „Die Leute machen dauernd Witze darüber, dass ich gay bin, dabei bin ich es wirklich (ich bin bi).“ Dazu spielte sie eine Szene aus dem Comedy-Hit ein, in der Lily glaubt, nicht vietnamesischer, sondern - sozusagen - homosexueller Herkunft zu sein: „I’m gay, I’m gay“, sagt sie, worauf Mitchell (zu seinem eigenen Entsetzen) sagt: „Schatz, du bist nicht gay. Du bist einfach nur verwirrt.“ Aubrey startet gerade eine Karriere als Sängerin und veröffentlichte im Juni unter dem Namen Frances Anderson (Frances ist ihr zweiter Vorname) ihre erste Single „Telephones & Traffic“.
„Alle Bellas sind jetzt gay!“, rief Rebel Wilson in Anspielung auf ihre Gesangsgruppe in der Pitch Perfect-Filmreihe in einem Interview – und sie hat ja Recht: sie selbst outete sich vor drei Jahren als queer (K-Word #460) und ist inzwischen mit ihrer Partnerin Ramona Agruma verheiratet (K-Word #590), Ester Dean (die das lesbische Chormitglied Cynthia-Rose spielte) ist lesbisch, und im Frühjahr ließ uns auch Anna Camp wissen, dass sie in einer Beziehung mit einer Frau ist (K-Word #609). Die 42-Jährige, die zwei Hetero-Ehen hinter sich hat, sagte im selben Interview mit Pride.com: „Es war wirklich wunderbar, so willkommen geheißen und so unterstützt zu werden. Ich bin sehr glücklich darüber, wo ich heute bin.“ Die beiden sind gerade auf Promotour für ihre gemeinsame Actionkomödie Bride Hard (Kinostart: 28. Aug).

A propos queere Schauspielerinnen in (mutmaßlich) heterosexuellen Rollen: In The Gilded Age (Staffel 3 ab 23. Juni bei Sky/ WOW) gab’s bisher keine lesbischen Charaktere, dafür aber zwei queere Hauptdarstellerinnen: Cynthia Nixon, gerade auch als queere Miranda in And Just Like That zu sehen (K-Word #611), outete sich schon vor über 20 Jahren, Louisa Jacobson, Tochter von Meryl Streep, tat’s genau vor einem Jahr (K-Word #565). In der historischen Serie von Downton Abbey-Schöpfer Julian Fellowes spielen die beiden Tante und Nichte in New Yorks Oberschicht der 1880er Jahre.

Am Mittwoch startet bei Netflix die Staffel 2 der Datingshow The Ultimatum: Queer Love: Sechs lesbische Paare gehen eine dreiwöchige „Test-Ehe“ mit einer anderen Person aus dem Cast ein und entscheiden danach, ob sie immer noch bzw. jetzt doch heiraten wollen – und wenn ja: wen. Da ist Chaos garantiert, und wieso sich Paare dieser Versuchsanordnung aussetzen, ist mir ebenso rätselhaft wie die Entscheidung, wieder die farblose Hetera JoAnna Garcia Swisher als Moderatorin zu engagieren. Wieso keine queere Moderatorin? Da gäbe es doch viele Optionen, und die Ex-The L Word-Stars Leisha Hailey und Kate Moennig (L-MAG-Rezension ihrer gerade veröffentlichten gemeinsamen Autobiografie), hatten sich in ihrem Podcast Pants sogar explizit für den Job angeboten. Die neuen Folgen (die schon im letzten Sommer im Miami gedreht wurden) kommen in zwei Teilen: am 25. Juni und 2. Juli.

Sie sei unter Druck gesetzt worden, sich als lesbisch zu bezeichnen, sagt die US-Sängerin und Realitydarstellerin JoJo Siwa. Die 22-Jährige, die ihre musikalische Karriere vor allem ihren lesbischen und queeren Fans zu verdanken hat, hatte während ihres Aufenthalts im britischen Promi Big Brother-Haus ihr Label in „queer“ geändert und ist inzwischen mit ihrem Mitkandidaten Chris Hughes zusammen (K-Word #612). In dem Interview mit Daily Mail (Bezahlschranke) erklärte sie: „Als ich mich mit 17 outete, sagte ich: ‚Ich bin pansexuell, weil mir das Geschlecht egal ist.‘ Aber dann habe ich mich irgendwie selbst eingeengt und gesagt: ‚Ich bin lesbisch.‘ Und ich glaube, das habe ich wegen des Drucks getan.“ Und von wem kam dieser Druck? „Von Leuten, die ich kenne, von Partner:innen, die ich hatte. Man wird einfach in diese Welt hineingeworfen, in der man das Gefühl hat, nur weil man jetzt gesagt hat: ‚Oh, ich bin lesbisch‘, muss man auch lesbisch sein. Aber die Wahrheit ist: Sexualität ist fließend.“
Seit 19. Juni im Kino: Zikaden erzählt von einer intensiven Begegnung zwischen zwei Frauen im ländlichen Brandenburg: Die gut situierte Maklerin Isabell (Nina Hoss), gerade in einer Ehekrise mit ihrem Mann, muss sich dort um das Wochenendhaus ihrer pflegebedürftigen Eltern kümmern. Im Dorf lernt sie die allein erziehende Anja (Saskia Rosendahl) kennen, die im Bowlingcenter jobbt und gerade so über die Runden kommt. Eine Anziehung ist zu spüren, aber auf eine lesbische Liebesgeschichte solltet ihr nicht hoffen: Regisseurin Ina Weisse hält ihre Beziehung bewusst im Unklaren. Lest hier unsere Filmkritik.

Jetzt bei Disney+ und National Geographic: Die spannende Doku Sally erzählt die Geschichte der Astronautin Sally Ride (1951-2012): sie war die erste US-Amerikanerin im Weltall - und heimlich lesbisch, was ihre langjährige Partnerin Tam O'Shaughnessy erst nach ihrem Tod öffentlich machte (L-MAG-Filmkritik).
Die Fußball-EM (2.-27. Juli) wirft ihre Schatten voraus und auch das Kino hat sich darauf eingestellt: Copa 71 (ab 26. Juni) erzählt ein unbekanntes Stück Fußballgeschichte. Im August 1971 fand in Mexiko die erste inoffizielle Fußball-WM der Frauen statt – gegen den Widerstand der FIFA, die erst 1991 ihre erste Weltmeisterschaft veranstaltete, und vieler Verbände, die den Frauen das Kicken damals verboten. Kaum zu glauben, denn das Turnier war ein riesiger Erfolg: allein zum Finale strömten 100.000 Menschen ins Stadion. Produziert wurde die Sport-Doku von US-Fußballstar Alex Morgan und den Tennisschwestern Serena und Venus Williams.
„Und in mein'm Kopf sind seit dir keine andern Frau’n“, singt Luna in ihrem ungewohnt fröhlichen neuen Song – von der lesbischen Sängerin kennen wir ja eher melancholische Balladen. „Längst überfällig“ fand sie daher ihre „sommerliche leichte Liebeserklärung“, wie sie im Begleitmaterial sagt. „Denn Luna kann auch glücklich.“ In „Von Liebe“ geht’s darum, „dass man das Gefühl hat, alle sind in Love und man selbst wird sich niemals verlieben. Bis dann diese eine Person ums Eck kommt und du endlich weißt was die meinen, wenn sie von Liebe erzählen.“
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