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K-Word #11: Neues aus der Lesbenwelt

Heute mit Mel B's Bi-Coming Out, Streit hinter den Kulissen von La Vie d'Adèle, lesbischen Teenie-Werwölfen, American Horror Story 2 und anderen TV-Tipps, einem unerwarteten Trauzeugen einer Lesbenhochzeit und einer Lesbe, die 7000 km weit ruderte

Von Karin Schupp

l-mag.de, 27.9. - Ich hätte ja immer auf Mel C. getippt, aber tatsächlich war es jetzt Ex-Spice Girl Mel B., die sich nach jahrelangen Gerüchten als bisexuell outete. „Ich hatte eine Freundin. Ich war für ein paar Minuten in einer festen Beziehung, aber sie ist ein bisschen durchgedreht“, sagte sie zunächst in einem Interview. „Ein Jahr lang war ich damals mit ein paar Frauen zusammen.“ In der Radioshow des provokativen US-Moderators Howard Stern präzisierte sie, dass besagte Beziehung fünf Jahre dauerte, und sagte auf die Frage, ob sie ihre Freundin geliebt habe: „Würde ich sagen.“

Als ihre Ex Christa Parker die Geschichte 2007 der Boulevardpresse erzählte, reagierte Mel B. (die da gerade den Filmproduzenten Stephen Belafonte geheiratet hatte), noch ausweichend: „Es reicht, dass ich weiß, wen ich in mein Bett lasse. Ich habe eine große Libido und ein tolles Sexualleben.“ Richtig gern spricht sie darüber aber immer noch nicht, wie die letzten Sekunden dieses Clips zeigen: als Stern sie genau dazu aufforderte, verließ sie das Studio.

Das Thema kam übrigens auch deswegen wieder auf, weil Mel B. in ihrem neuen Video For Once in My Life eine Frau küsst - allerdings ist diese Frau sie selbst...

Beim umjubelten Cannes-Gewinner La Vie d’Adèle bzw. Blue is the warmest Color (internat. Titel) hält niemand damit hinterm Berg, dass es hinter den Kulissen gewaltig rappelte. Zunächst kritisierte die lesbische Verfasserin der Graphic Novel-Vorlage, Julie Maroh, die Liebesgeschichte zwischen Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos als pornografisch und bemängelte, dass am Set eine Lesbe gefehlt habe. Danach beklagten die Hauptdarstellerinnen, dass die fünfmonatigen (!) Dreharbeiten mit Regisseur Abdellatif Kechiche „fürchterlich“ waren, er jede Szene bis zu hundert Mal wiederholen ließ und sie die jetzt schon berühmte 10-minütige Sexszene zehn Tage lang und ohne Regieanweisungen drehen mussten. „Den ganzen Tag nackt und in verschiedenen sexuellen Positionen zu sein, war hart, weil ich mich mit lesbischem Sex nicht gut auskenne“, sagte Exarchopoulos (19) der Website The Daily Beast, und Seydoux weist in jedem Interview vorsorglich darauf hin, dass sie „künstliche Muschis“ trugen: „Sonst hätte ich das niemals gemacht.“ Inzwischen forderte Kechiche in der Zeitschrift Télérama beleidigt, den Film gar nicht mehr in die Kinos zu bringen, da er „zu sehr beschmutzt“ worden sei. Macht euch selbst ein Bild und schaut euch diesen Trailer zu dem Song „Take Care“ von Beach House an:

La Vie d’Adèle läuft am 19. Oktober bei den lesbisch-schwulen Filmtagen Hamburg, im Kino startet der Film bei uns erst am 19. Dezember.

Eine lesbische Teenie-Romanze mit Werwolf-Elementen - das klingt viel versprechend, aber leider enttäuscht Jack & Diane – Love is a Monster mit Riley Keough (Lisa Marie Presleys Tochter) und Juno Temple (The Dark Knight Returns) auf allen Ebenen. Die Junglesben-Lovestory ist zwar authentisch ungelenk, aber auf Dauer zu lahm, und der sehr spät und spärlich eingestreute Gruselplot bleibt halbgar und führt nirgendwohin. Ein wenig fehlt es auch an Chemie zwischen den Hauptfiguren, vielleicht wäre die ursprüngliche Besetzung - Ellen Page und Olivia Thirly, beide bekannt aus Juno (2007) - das schönere Paar gewesen (nicht nur weil Letztere offen bisexuell ist und Erstere Gerüchten zufolge lesbisch...).

Jack & Diane erscheint am 27. Sept. auf DVD.

Gruseliger geht’s in der Serie American Horror Story 2 zu. Die lesbische Journalistin Lana (gespielt von der bisexuellen Sarah Paulson) und ihre Lebensgefährtin Wendy (gespielt von der halb- oder dreivierteloffen lesbischen Clea DuVall) geraten in die Fänge von Schwester Jude (Jessica Lange), der strengen Direktorin einer Nervenheilanstalt der 1960er Jahre. Und das ist längst nicht das einzige Unheil, das hier seinen Lauf nimmt… Die Serie von Ryan Murphy (Glee) war dieses Jahr für 17 Emmys nominiert, gewann bei der Verleihung am letzten Sonntag aber nur einen. 

American Horror Story 2 startete gestern bei Sixx (Do, gegen 23:00 Uhr), die zweite Folge läuft außerdem auch bei ProSieben (2. Okt., 22:05 Uhr). Den Trailer gibt's hier, wer aber eher nicht so fürs Gruselige ist, schaut sich lieber diesen schrägen Clip mit Lange und Paulson an (der mit seinem "Glee in der Klapse"-Vibe aber absolut nicht typisch für die Serie ist…)

Sind Lesben besonders ausdauernd? Im August schwamm Diana Nyad von Kuba nach Florida (s. K-Word #8), am letzten Montag wurde die Britin Sarah Outen die erste Frau, die alleine und ohne Zwischenstopps von Japan nach Alaska ruderte. 150 Tage und 7000 km war die 28-Jährige mit ihrem Boot „Happy Socks“ unterwegs und machte zwischendurch ihrer Freundin Lucy Allen über Satellitentelefon einen Heiratsantrag. Diese Strecke war nur ein Teil ihres Weltumrundungsprojekt London2London, zu dem Outen 2011 mit Fahrrad und Ruderboot startete. Im April 2014 will sie in einem Kajak zur letzten Etappe von Alaska nach Großbritannien aufbrechen.

Altersmilde? Der frühere US-Präsident George Bush senior war Trauzeuge bei einer Lesben-Hochzeit im Bundesstatt Maine. Der 89-Jährige und seine Frau Barbara sind mit dem Brautpaar Helen Thorgalsen und Bonnie Clement seit zwölf Jahren befreundet. „Wer eignet sich besser dazu, die Bedeutung unserer Hochzeit zu verdeutlichen, als unsere Freunde und der ehemalige Führer der freien Welt?“, sagte Clement der Washington Post. Sohn George W. Bush, der sich während seiner Präsidentschaft offen gegen die Homo-Ehe einsetzte, wollte sich dazu nicht äußern.

George Bush, umrahmt vom Brautpaar in Weiß (man beachte auch die Wahl seiner Socken!), Foto: Helen Thorgalsen, Facebook

Altkanzler Helmut Kohl war ja übrigens (zusammen mit Guido Westerwelle) bereits im Juli Trauzeuge bei der Verpartnerung seines Anwalts Stephan Holthoff-Pförtner und dessen Partners Klaus Sälzer.

Noch zwei TV-Tipps: Bei Sixx startet ab 1. Okt. (Di, 21:55 Uhr) die Krankenhausserie Emily Owens, in der sich die Hauptfigur, Assistenzärztin Emily (Mamie Gummer), mit ihrer lesbischen Kollegin Tyra (Kelly McCreary) befreundet. Leider war die Serie in den USA kein Erfolg und brachte es nur auf 13 Folgen.

Kelly McCreary (links), Mamie Gummer (unverkennbar: Meryl Streeps Tochter!), Foto: The CW

Am 3. Okt. (ab 20:15 Uhr) zeigt RTL Crime in einem Rutsch alle sechs Folgen der britischen Miniserie Hit & Miss mit Chloe Sevigny als transsexueller Auftragskillerin, die unverhofft zur (Pflege-)Mutter wird. Lest aber vorher noch schnell unser Sevigny-Interview in der aktuellen L-MAG! Auf DVD gibt’s die Serie übrigens auch.

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