K-Word #153: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Melissa Etheridge und weitere Songs für Orlando, "Orange is the New Black"-Star Samira Wiley (Foto, l.), "Game of Thrones", Carolin Emcke, Evan Rachel Wood, Cara Delevingne & St. Vincent, Kristen Stewart, Kino- und DVD-Tipps
Von Karin Schupp
l-mag.de, 24.6.2016 - Nach dem tödlichen Massaker im queeren Club Pulse in Orlando vor zwei Wochen (wir berichteten) spielte Melissa Etheridge in einer TV-Sendung am 15. Juni zum ersten Mal ihren neuen Song „Pulse“, dessen Erlös der LGBT-Organisation Equality Florida zugute kommen wird.
Über 70 Broadway-Stars, darunter Sarah Jessica Parker, Whoopi Goldberg, Gloria Estefan, Rosie O’Donnell und Kimiko Glenn (Brook Soso in Orange is the New Black), nahmen den Klassiker „What The World Needs Now Is Love“ auf und spenden 100% des Erlöses aus den Downloads dem LGBT Community Center of Central Florida.
Unter dem Motto “Gegen Homophobie” veröffentlichte der deutsche Musiker Maksim Reiner den Videoclip zu seinem neuen Song “You Found Me”, der eine lesbische Liebesgeschichte erzählt.
Wir hoffen ja noch in der blutrünstigsten Serie auf ein wenig Romantik - und schon zwei Wochen nach dem Coming Out von Yara (Gemma Whelan) in Games of Thrones (K-Word #151) scheint die passende Partnerin für sie gefunden zu sein: In Folge 9 kam die toughe Kriegerin mit Daenerys (Emilia Clarke) ins Geschäft, unter anderem, weil sie – anders als ihr Onkel – keine Heiratsverpflichtung ins Kleingedruckte eingebaut hatte. Wobei sie prinzipiell nicht abgeneigt wäre: „Ich würde es nie verlangen, aber ich bin offen für alles." Und wieso nicht, kommentierte Emilia Clarke den Flirt: „Get rid of Daario, bring on the ladies!“
Als hätte sie gewusst, dass Bisexualität das Titelthema der neuen L-MAG (ab heute am Kiosk) ist: Die Schauspielerin Evan Rachel Wood (True Blood), Ex-Affäre von Kate Moennig (K-Word #68) und seit 2012 offen bi, spricht in diesem Video über ihr Coming Out und ihren Frust über Vorurteile gegenüber Bisexuellen. Erst kürzlich hatte sie Amber Heard in Schutz genommen, die seit ihrer Trennung von Johnny Depp (K-Word #151) einem enormen Bi-Bashing ausgesetzt ist. Woods neuer Film Into The Forest, den sie mit ihren lesbischen Kolleginnen Ellen Page und Regisseurin Patricia Rozema (When Night Is Falling) drehte, hat noch keinen deutschen Starttermin, läuft aber am 25.6. und 27.6. beim Filmfest München (Rozema wird auch da sein).
Die Herbst-Kampagne von Marc Jacobs wird wieder sehr queer: Unter anderem posieren das Promi-Paar Cara Delevingne und St. Vincent, Courtney Love (die vor Jahren kundtat, dass sie mit fünfzehn Frauen, darunter Kate Moss, Sex hatte) und Missy Elliott (dass sie lesbisch ist, gilt als offenes Geheimnis) für das US-Modelabel. Damit bleibt der schwule Designer seiner Linie treu: Für seine Frühjahrskollektion warben Beth Ditto und ihre Frau Kristin Ogata, Eliot Sumner, Sandra Bernhard und Trans*-Regisseurin Lana Wachowski auf (K-Word #133).
Cara und St. Vincent alias Annie Clark sollen ja gerade zusammen ein Haus in Malibu suchen, was aber genauso der Fantasie der Klatschpresse entsprungen sein könnte wie die Schlagzeile, dass Kristen Stewart und Alicia Cargile womöglich heiraten wollen – nur weil sie letzte Woche zusammen Kristens Vater besuchten. Glauben die etwa, Alicia hätte dort um Kristens Hand angehalten?
Neu auf DVD: Die italienische Dramedy Für immer eins über die Beziehungskrise eines reiferen Frauenpaars (hier unsere Filmkritik).
Die lesbische Journalistin Carolin Emcke bekommt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2016. Sie setze „sich schwierigen Lebensbedingungen aus und beschreibt - vor allem in ihren Essays und ihren Berichten aus Kriegsgebieten - auf sehr persönliche und ungeschützte Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können“, heißt es in der Begründung. Emcke (49), die als neunte Frau mit dem seit 1950 vergebenen Preis geehrt wird (zu hren Vorgängerinnen gehören Susan Sontag, Astrid Lindgren und Marion Gräfin Dönhoff), meldet sich auch häufig zu LGBT-Themen zu Wort, zuletzt zu Orlando, begleitete Thomas Hitzlspergers öffentliches Coming Out und produzierte 2014 mit Angelina Maccarone das Videoprojekt Tolerant? Sind wir selber! (K-Word #41).
Jetzt im Kino: Die Regenbogenfamilien-Doku Gayby Baby (hier unsere Filmkritik), in einigen Städten mit anschließender Diskussion (Termine).
In Sworn Virgin thematisiert die italienische Regisseurin Laura Bispuri die albanische Tradition der „Virgines“, die es Frauen erlaubt, als Männer zu leben - nur Sex dürfen sie nicht haben. Hana (Alba Rohrwacher) versucht, auf diesem Weg dem Schicksal als dienende Ehefrau zu entgehen, ist aber auch als Mark nicht glücklich und flieht nach Mailand zu ihrer Cousine, um wieder Hana zu werden und (Hetero-)Sexualität zu erleben. Rohrwacher (die schon mehrfach lesbische Rollen spielte, z.B. als Tilda Swintons Tochter in Ich bin die Liebe, 2010) ist wie immer toll, aber der Film verpasst leider die Chance, Geschlechtsrollen kritisch zu hinterfragen – hier empfiehlt sich die Virgines-Dokumentation Pashke und Sofia (2003) von Karin Michalski.
Tag der Offenen Tür in Litchfield: Der Cast von Orange is the New Black beantwortet heute auf Twitter eure Fragen. Laura Prepon (Alex), Natasha Lyonne (Nicky), Samira Wiley (Poussey), Danielle Brooks (Taystee) & Co erwarten euch ab 19 Uhr unter #AskOrange. Und noch mehr OITNB: Am Sonntag stellen wir unser Interview mit Yael Stone (Morello) online.
Das nennt man wohl Resozialisation: Samira Wiley wird in der 3. Staffel von You’re The Worst (läuft bei ProSieben Fun/ Sixx) eine Therapeutin spielen. Das ist auf jeden Fall gut für ihre Beziehung, denn die Comedyserie wird - anders als OITNB - in L.A. gedreht, wo sie mit ihrer Freundin, der OITNB-Autorin Lauren Morelli, lebt.
Und jetzt bitte nur weiterlesen, wenn ihr schon die gesamte Staffel 4 von Orange is the New Black gesehen habt! ***ACHTUNG: MEGA-SPOILER!***
Ob sich die Serie mit Pousseys Tod in Folge 12 einen Gefallen hat, wird sich zeigen, aber ihre Darstellerin Samira Wiley will euch schon mal wissen lassen: „Alles ist gut! Ich bin okay! Mir geht’s gut!“ Natürlich, so erzählte sie in einem Interview, sei sie "schockiert und verwirrt" gewesen, als sie schon vor einem Jahr (!) davon erfuhr. Jetzt aber fühle sie sich „ziemlich geehrt", dass sie ausgewählt wurde, diese wichtige Geschichte zu erzählen, die einen echten Fall thematisiert: Der schwarze New Yorker Eric Garner (43) starb im Juli 2014 im Würgegriff eines Polizisten; seine letzten Worte „Ich kann nicht atmen“ wurden zum Schlachtruf der Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in den USA. Jene verhängnisvolle Folge hat übrigens ihre eigene Freundin Lauren Morelli geschrieben (vielleicht war sie ja der Fernbeziehung überdrüssig..., s.o.) - und ja: sie sind trotzdem noch zusammen!
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