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K-Word #164: Neues aus der Lesbenwelt

Heute unter anderem: "Eat Pray Love"-Autorin Elizabeth Gilbert, Megan Rapinoe, Bettina Böttinger, queere Sportlerinnen bei den Paralympics, eine lesbische Miss America-Kandidatin, ein sexy Lesbenfilm und: Ist Michelle Rodriguez' neuer Thriller transphob?

Von Karin Schupp

l-mag.de, 9.9.2016 - Klingt wie die Handlung eines Schicksalsromans: Die Bestseller-Autorin Elizabeth Gilbert („Eat Pray Love“) hat sich in ihre beste Freundin Rayya Elias verliebt und für sie ihren Ehemann verlassen (die Trennung gab sie bereits im Juli bekannt). Gilbert und die lesbische Musikerin und Filmemacherin sind seit 15 Jahren eng befreundet, und Elias erzählte schon Anfang 2015 in einem gemeinsamen Porträt, dass ihre Freunde Gilbert oft als “ihre Frau” bezeichnen. Dass es mehr als Freundschaft ist, merkte Gilbert, als Elias im Frühjahr unheilbar an Krebs erkrankte. “Ich liebe sie nicht einfach nur; ich bin in sie verliebt”, schrieb sie am Mittwoch auf Facebook (wo sie 1,6 Mio. Fans hat). “Ich habe keine Zeit mehr, die Wahrheit zu verleugnen. Der Gedanke daran, eines Tages mit ihr im Krankenhauszimmer zu sitzen, ihre Hand zu halten und sie entgleiten zu sehen, ohne dass ich ihr (oder mir!) jemals das Ausmaß meiner wahren Gefühle gezeigt habe… nun, dieser Gedanke war undenkbar.” Gilberts autobiografischer Reisebericht „Eat Pray Love“ verkaufte sich weltweit über sieben Millionen Mal und wurde 2010 mit Julia Roberts verfilmt.

Twitter Elizabeth Gilbert (l.) und Rayya Elias am Mittwoch auf Twitter

Hotttttt…: Below Her Mouth von April Mullen, der am Samstag beim Internationalen Filmfestival in Toronto Weltpremiere feiert, erzählt, wie aus der Zufallsbegegnung zweier Frauen - die eine lesbisch und frisch getrennt, die andere mit einem Mann verlobt - eine heiße Lovestory wird. Nicht das allerneueste Thema, aber sexy verfilmt - das zeigt schon der Trailer (und dafür muss man auch kein Englisch verstehen...). In den Hauptrollen: Natalie Krill und das schwedische Model Erika Linder (die zuletzt mit Katy Perrys Assistentin Tamra Natisin zusammen war, die ihrerseits vor drei Jahren mit Kristen Stewart techtelte). Below Her Mouth ist der erste kanadische Spielfilm, der mit einer komplett weiblichen Crew gedreht wurde; der einzige Mann am Set war der Schauspieler, der den Verlobten spielt.

Mit Schaudern wird hingegen Michelle Rodriguez' neuer Film erwartet, der ebenfalls am Sonntag in Toronto Premiere hat: In (re)ASSIGNMENT von Aliens-Drehbuchautor Walter Hill spielt die bisexuelle Schauspielerin einen Killer, der von einer schurkigen Chirurgin (Sigourney Weaver) zur Frau umoperiert wird und daraufhin einen Rachefeldzug antritt. Seit vor einem Jahr die Handlung des Thrillers (der damals noch Tomboy, A Revenger’s Tale hieß) bekannt wurde, laufen LGBT-Aktivist_innen Sturm. Der Film mache „aus einer lebensrettenden Maßnahme für Trans-Menschen eine reißerische Drehbuchidee“, kritisierte etwa die LGBT-Medienorganisation GLAAD. Das Filmstudio hält sich im Vorfeld bedeckt und veröffentlichte noch nicht einmal einen Trailer.

Haarsträubende Drehbuchidee: Unfreiwillig zur Frau geworden - Michelle Rodriguez in "(re)ASSIGMENT"

US-Fußballstar Megan Rapinoe erregte Aufsehen, als sie am Sonntag vor einem Spiel während der Nationalhymne kniete, anstatt - wie in den USA üblich – mit aufs Herz gelegter Hand aufzustehen. Damit zeigte sie ihre Solidarität mit dem schwarzen Football-Profi Colin Kaepernick, der während der Hymne sitzen geblieben war, um gegen den Rassismus in den USA zu protestieren. „Ich fand es ekelhaft, wie er deswegen behandelt wurde“, sagte die Nationalspielerin anschließend der Webseite American Soccer Now. „Als lesbische Amerikanerin weiß ich, was es bedeutet, die Flagge zu sehen und zu wissen, dass sie nicht alle deine Freiheitsrechte schützt.“ Nach ihrer Ankündigung, sich auch in Zukunft nicht zu erheben, wurde im Stadion von Washington Spirit, wo ihr Team am Mittwoch antrat, die Hymne gespielt, bevor die Mannschaften aus der Kabine kamen. „Sehr enttäuschend und respektlos“ kommentierte Rapinoe die Entscheidung und kritisierte den Spirit-Eigentümer Bill Lynch zudem als homophob. Von ihrem eigenen Team Seattle Reign wird sie offiziell unterstützt.

An den Paralympics, die am Mittwoch in Rio begannen, nehmen mindestens elf offen lesbische und bisexuelle Sportlerinnen teil, darunter die deutsche Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller, die 2012 in London Gold gewann und im Turnier auf ihre Frau Desiree Miller (USA) treffen könnte. Das Paar lebt in Milwaukee/ Wisconsin. Im Rollstuhlbasketball außerdem dabei: Abby Dunkin (USA) und Cindy Ouellet, die mit dem kanadischen Team amtierende Weltmeisterin ist. Im Radsport treten Allison Jones (USA) und Megan Giglia (GB) an, die gestern bereits Gold in der Einverfolgung gewann. Im Goalball-Nationalteam der USA spielen Jen Armbruster und Aysa Miller, im Rennrollstuhlfahren tritt Marieke Vervoort (NL) an, im Rudern Moran Samuel (Israel) und im Kugelstoßen eine der bekanntesten Paralympikerinnen, die querschnittsgelähmte Angela Madsen (USA), die 2009 als erste Frau im Ruderboot den Indischen Ozean überquerte. (Die 53 offen queeren Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen in Rio stellen wir hier und hier vor).

Im Uhrzeigersinn ab links oben: Mareike Miller, ihre Frau Desiree Miller, Megan Giglia, Angela Madsen, Abby Dunkin und Moran Samuel - Fotos: Bidgee/ CC-BY-SA, D. Miller/ Twitter, M. Giglia/ Twitter, MSgt Sean M. Worrell/ PD, Instagram, Tzneuner/ CC-BY-SA

Betonfrisuren, maskenhaftes Make up, falsches Lächeln: 52 Frauen hoffen unerklärlicherweise darauf, am Sonntag zur Miss America gekrönt zu werden – berichtet wird aber vor allem über eine: Erin O’Flaherty ist die erste offen lesbische Kandidatin der Miss-Wahl. Die 23-jährige Miss Missouri engagiert sich für Selbstmord-Prävention, vor allem bei LGBT-Jugendlichen, und sagte in einem Interview: „Hinter den Kulissen gibt es einige von uns, aber ich bin die erste offen lesbische Titelträgerin. Ich wusste von Anfang an, dass ich Geschichte schreiben kann.“

Screenshot Jetzt sind wir wohl wirklich überall: Miss America-Kandidatin Erin O'Flaherty

Mit einem Flashmob/ Ständchen des WDR-Rundfunkchors wurde Bettina Böttinger am letzten Freitag während ihrer Talkshow Kölner Treff (WDR) überrascht. Anlass: Das 10-jährige Jubiläum der Sendung. Ein sehr unterhaltsames Interview mit der frisch verpartnerten (K-Word #157) Moderatorin findet ihr in der aktuellen L-MAG (hier erhältlich).

Bei ProSieben startet am 13. Sept. die zweite Staffel von Gotham (Di, 23:10 Uhr), die allerdings aus lesbischer Sicht enttäuscht: Barbara (Erin Richards), jetzt auf der dunklen Seite, hat eine Dreiecksbeziehung mit den bösen Geschwistern Theo (James Frain) und Tabitha (Jessica Lucas), was aber keine große Rolle spielt, und ihre Ex, die lesbische Kommissarin Renee Montoya (Victoria Cartagena), ist leider nicht mehr dabei, nachdem sie schon in Staffel 1 viel zu wenig zu sehen war.

Die zweite Staffel der Comedyserie Brooklyn Nine-Nine (RTL Nitro, ab 15. Sept., 21:05 Uhr) hat zwar neben dem schwulen Polizei-Chef des titelgenden Reviers keine queeren Charaktere, aber Stephanie Beatriz, die die angsteinflößende Kommissarin Rosa Diaz spielt, outete sich im Juli als bisexuell und single (und verriet, dass der lesbische Ghostbusters-Star Kate McKinnon ganz ihr Typ ist).

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