K-Word #165: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Abby Wambach lässt sich scheiden, Kritik an Michelle Rodriguez' neuer Rolle als Trans*-Mann, Steffi Jones, "Grey's Anatomy"-Star Sara Ramirez, Cara Delevingne & St. Vincent, Emmy Awards, GZSZ und TV-Tipps für die kommenden herbstlichen Tage.
Von Karin Schupp
l-mag.de, 16.9.2016 - Im letzten K-Word berichtete ich von zwei interessanten Premieren beim Toronto Film Festival. Inzwischen sind die Kritiken da, und für den Trans*-Thriller (re)ASSIGNMENT hagelte es – wenig überraschend – Verrisse: Transphob, nicht mal als B-Movie ernst zu nehmen und ein Kandidat für die „Schlechteste Filme aller Zeiten“-Liste, lautet das allgemeine Urteil. Nur die Hauptdarstellerinnen verteidigten den Film mit Michelle Rodriguez als unfreiwillig zur Frau umoperierten Killer auf Rachefeldzug und Sigourney Weaver als durchgedrehter Dr. Frankenstein. „Niemand wurde erniedrigt oder verunglimpft. Es ist kein Disney-Film, sondern ein Film noir“, sagte Weaver. Und MRod fühlt sich (fälschlicherweise) sowieso auf der sicheren Seite: „Ich bin bisexuell. Ich würde nie einen Film mit dem Ziel machen, jemanden in der LGBT Community zu beleidigen, weil ich ja selbst dazu gehöre“, sagte sie in Toronto.
Auf Instagram postete sie ein Foto von den Dreharbeiten (s. oben) und einen Text, in dem sie unter anderem erklärt, dass sie die Rolle aus Frust über den langweilig-glatten Status Quo in der Filmbranche angenommen habe.
Deutlich besser kam der kanadische Lesbenfilm Below Her Mouth weg, auch wenn ein paar ältere Zuschauer während der zahlreichen Sexszenen das Kino verließen – das kann doch nur ein gutes Zeichen sein! Dem häufigen Vergleich mit Blau ist eine warme Farbe entgegen die Macherinnen, dass ihr Film - anders als der französische Cannes-Gewinner - mit einer rein weiblichen Crew und daher mit einem explizit weiblichen Blick gedreht wurde. Weder für (re)ASSIGNMENT noch für Below Her Mouth gibt es schon einen deutschen Starttermin.
Abby Wambach und ihre Frau Sarah Huffman lassen sich scheiden - darüber sprach der Ex-Fußballstar erstmals öffentlich in einem Interview mit der lesbischen TV-Moderatorin Robin Roberts. Das Paar, das im Oktober 2013 geheiratet hatte (K-Word #13), wurde spätestens durch den legendären Kuss nach dem WM-Sieg 2015 weltweit bekannt. Mit der Ehe sei es bergab gegangen, nachdem Abby im April wegen Alkohols am Steuer festgenommen worden war (K-Word #142). Dennoch war diese Verhaftung "eines der besten Dinge, die mir je passiert sind", sagte die 36-Jährige, die mit Alkohol und Medikamentenmissbrauch zu kämpfen hatte, der Nachrichtenagentur AP. "Denn wenn ich nicht so öffentlich bloß gestellt und gedemütigt worden wäre, wäre ich wohl nicht aufgewacht.” Abby promotet gerade ihre Autobiografie Forward, in der sie auch von ihrem Coming Out in einem konservativ-katholischen Umfeld und ihren Selbstzweifeln erzählt.
Getrennt haben sich angeblich auch Cara Delevingne und die Musikerin St. Vincent – das behauptet jedenfalls die britische Klatschzeitung The Sun. Dabei hatte das Supermodel/ Schauspielerin (Suicide Squad) doch noch vor ein paar Wochen geschwärmt, dass sie „total verliebt“ sei (K-Word #159). Offiziell bestätigt ist die Trennung aber nicht, und außer einem bekümmerten Tweet von Cara und derzeit getrennter Freizeitgestaltung – St. Vincent mit Kristen Stewart in L.A., Cara mit Margot Robbie und Amber Heard in London (K-Word #163) - gibt‘s derzeit kein Indiz dafür. Beide machen zurzeit für die Herbst-Kampagne des Modelabels "Marc Jacobs" Werbung (neben Susan Sarandon, Missy Elliott, Courtney Love, Kendall Jenner, Marilyn Manson und Sissy Spacek):
Steffi Jones gibt heute ihr Debüt als Bundestrainerin im Match gegen Russland (18 Uhr, ARD), am Mittwoch folgt das letzte EM-Qualifikationsspiel gegen Ungarn (16 Uhr, ZDF); qualifiziert für die EM 2017 sind die Olympiasiegerinnen von Rio bereits. Mehr zu ihrem Konzept erzählt Jones in diesem DFB-Clip, Infos zum Spiel findet ihr auf Cornerkick, dem Blog unserer L-MAG-Fußballexpertin Uta Zorn.
Am Dienstag geht’s in GZSZ mit Anna (Linda Marlen Runge) und Rosa (Joana Schümer) weiter (K-Word #163). Wieder geraten die beiden aneinander, und - ohne schon zu viel zu spoilern - die Spannung zwischen ihnen löst sich diesmal schon ein bisschen erotischer auf... (RTL, 19:40 Uhr).
Jetzt wo der Herbst beginnen soll, haben wir endlich wieder Zeit für lange Fernsehabende auf der Couch! Gestern begann die dritte (und letzte) Staffel der kanadischen Webserie Carmilla. Die Grusel-Comedy, die an einem mysteriösen College, einer Art lesbisches Hogwarts, spielt, hat vier queere Hauptfiguren und wurde vor allem dank der Romanze zwischen der nerdigen Studentin Laura (Elise Bauman) und der cool-sarkastischen Vampirin Carmilla (Natasha Negovanlis) zum lesbischen Kulthit mit weit über 35 Mio. Youtube-Klicks. In Staffel 3 nehmen die beiden – als Paar leider gerade getrennt (aber das löst sich bestimmt!) - mit ihrer genderqueeren Kommilitonin LaFontaine (Kaitlyn Alexander) den Kampf mit der diabolischen College-Direktorin (und Carmillas Mutter) auf, die in den Körper von LaFontaines BFF Perry (Annie M. Briggs) geschlüpft ist. Die ersten 17 Folgen stehen bereits kostenlos online (deutsche Untertitel - wie in Staffel 1 und 2 - kommen vermutlich noch).
In eine ganz andere Richtung geht die neue Amazon-Dramedy One Mississippi, in der die lesbische, krebskranke Hauptfigur (Tig Notaro, auch bekannt als Tammys Ex Barb in Transparent) in ihre Heimatstadt zurückkehrt und mit dem Tod ihrer Mutter zurechtkommen muss. Die Handlung basiert lose auf dem Leben der Hauptdarstellerin, die in den USA ein bekannter Comedian ist und ihren düster-lakonischen Humor gekonnt auf die Serie übertragen hat. Dass Tig lesbisch ist, spielt durchaus eine Rolle, auch wenn es nicht im Mittelpunkt steht: Außer ihrer anstrengenden Freundin Brooke (Casey Wilson) kommen auch zwei Flirts vor, eine dieser Rollen spielt Notaros echte Frau Stephanie Allynne (mit der sie im Juni Zwillinge bekam, K-Word #157). Die sechs Folgen gibt's zurzeit nur im Original und mit Untertiteln, am 14. Oktober kommt die deutsche Synchronfassung.
Und wer zögert, ob sich das Amazon-Abo lohnt: Ab 23. September kommt auch die 3. Staffel der queeren Serie Transparent (OmU, der Termin für die Synchronfassung ist noch nicht bekannt).
Am Dienstag startete die 3. Staffel von Masters of Sex (ZDFneo, 22:30 Uhr). Die Serie über die Sexualforscher Williams H. Masters und Virginia E. Johnson macht einen Zeitsprung von vier Jahren und spielt jetzt 1965/ 66. Die gute Nachricht: Betty (Annaleigh Ashford) und Helen (Sarah Silverman) sind noch zusammen (und wollen Eltern werden). Die schlechte Nachricht: Helen taucht nur in den Folgen 7 bis 9 auf.
Wenn in der Nacht auf Montag die Emmy-Verleihung stattfindet (2 Uhr, TNT Serie), gilt es vielen queeren Nominierten (K-Word #156) die Daumen zu drücken, darunter Transparent (10 Nominierungen!), Kate McKinnon, Jane Lynch, Tig Notaro und Sarah Paulson (die nicht ihre Lebensgefährtin Holland Taylor mitbringt, sondern die Ex-Staatsanwältin Marcia Clark, die sie in The People vs. OJ Simpson spielte). Ein lesbisches Paar nahm bereits vier der begehrten TV-Preise mit nach Hause: Bei den Creative Arts Emmys am letzten Wochenende wurden Laura Ricciardi und Moira Demos für Making a Murderer (Netflix) ausgezeichnet, eine packende 10-teilige Dokumentation über den Mordprozess gegen einen womöglich Unschuldigen, der bereits 18 Jahre unschuldig im Knast saß. Zehn Jahre lang arbeitete die Filmemacherinnen an dem Projekt und sind offenbar immer noch zusammen – allein dafür gebührt ihnen ein Emmy!
Ab 12. Oktober zeigt ProSieben neue Folgen von Grey’s Anatomy mit der bisexuellen Ärztin Callie Torres – ihre letzten: Schauspielerin Sara Ramirez stieg nach der Staffel aus. Schade - da hätte die Schauspielerin, die privat hetero ist, doch gut ihren neue Lesbenkurzhaarschnitt vorzeigen können:
#AlreadyTimeForATrim#FastGrowingHair#HappyMondaypic.twitter.com/cOle1YyAbD
— Sara Ramirez (@SaraRamirez) 12. September 2016
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