K-Word #222: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Demi Lovato steht auch auf Frauen, Melissa Etheridge wurden wegen Drogenbesitzes verhaftet, die erste lesbische Lego-Figur, sexy Küsse in Netflix-Film (Foto), Kate Moennig, Anna Paquin, Kristen Stewart, Tegan and Sara, Ellen DeGeneres - und mehr!
Von Karin Schupp
20.10.2017 - Die erste lesbische Lego-Figur ist da! Im neuen Set „Die Frauen der NASA“ wurde die Astronautin Sally Ride verewigt. Ride (1951-2012) war 1983 die dritte Frau und die erste US-Amerikanerin, die ins Weltall flog. Sie lebte nicht offen lesbisch, wurde aber nach ihrem Tod von ihrer langjährigen Lebensgefährtin Tam O’Shaugnessy geoutet. Neben Ride sind in dem 231-teiligen Set auch die Astronautin Mae Jemison, die Astronomin Nancy Grace Roman und die Informatikerin Margaret Hamilton enthalten. Die Idee stammt nicht vom Klötzchenhersteller selbst, sondern von der Wissenschaftsautorin Maia Weinstock, die mit ihrem Entwurf auf der „Lego Ideen“-Website über 10.000 Stimmen sammelte. „Die Frauen der NASA“ sind ab 1. November für 25 Euro erhältlich.
„Wenn ich je darüber rede, dann nur zu meinen eigenen Bedingungen“, sagte Popsängerin und Ex-Disney-Star Demi Lovato (25) im September über ihre sexuelle Orientierung (K-Word #218) – und das tat sie jetzt auch (ein bisschen): In der Doku Demi Lovato: Simply Complicated, kostenlos auf Youtube, spricht sie nicht nur über ihren Ex-Freund Wilmer Valderrama (Navy CIS), mit dem sie sechs Jahre zusammen war („Ich liebe ihn immer noch.“), sondern auch darüber, dass sie bei einer Dating-App angemeldet ist und dort auch nach Frauen sucht: „Ich bin offen für zwischenmenschliche Kontakte. Ob das mit einem Mann oder einer Frau ist, ist mir egal.“ Ob die lesbische Musikproduzentin und DJ Lauren Abedini, mit der sie vor einigen Wochen Händchen haltend durch Disneyland spazierte (K-Word #217), ihre Loverin ist (oder war), erwähnte sie nicht.
Die neue Teen-Horror-Komödie The Babysitter, jetzt exklusiv bei Netflix, zeigt eine heiße Kussszene zwischen Hauptdarstellerin Samara Weaving und Bella Thorne (die sich letztes Jahr als bi outete, K-Word #162). Das Ganze passiert vermutlich im Rahmen des Flaschendrehens, das am Anfang des Films eine gewisse Rolle spielt - eine Lovestory solltet ihr also eher nicht erwarten (außerdem geht’s definitiv vor allem um schockierende Morde!).
Zum gestrigen „Spirit Day“ in den USA trugen Promis Pink und protestierten damit gegen Mobbing und Ausgrenzung von LGBTQ-Jugendlichen. Ihre Unterstützung zeigten auch The L Word-Star Kate Moennig, Queen Latifah, die bisexuellen Schauspielerinnen Anna Paquin (True Blood), Sara Ramirez (Grey's Anatomy) und Alia Shawkat (Transparent), Fußballstar Ali Krieger (mit ihrem schwulen Bruder) und die Lesbendarstellerinnen Amy Acker (Person of Interest) und Tatiana Maslany(Orphan Black).
„Oh, straight people!“ („Oh, diese Heteros!“) seufzt das - vermutlich überwiegend heterosexuelle - Saalpublikum der Ellen DeGeneres Show gemeinsam mit der lesbischen Moderatorin, die in dieser Rubrik Schlagzeilen über Heteros vorliest, die einen nur ratlos den Kopf schütteln lassen...
„Ich fühle mich wie ein Rockstar“, kommentierte Melissa Etheridge ihre Verhaftung wegen Drogenbesitzes in North Dakota. Was man bei der Durchsuchung ihres Tourbusses nahe der kanadischen Grenze bei ihr fand, war allerdings eher harmlos: Es war Cannabis-Öl. „Ich bin sauer auf mich selbst. Ich war achtlos. Es war eine Landesgrenze, das hätte ich besser wissen müssen“, sagte die Musikerin, die seit ihrer Krebserkrankung 2004 für die therapeutische Nutzung von Marihuana eintritt, dennoch selbstkritisch. „Aber ich hoffe, dass wir damit das Thema nach vorne bringen können.“ In North Dakota ist medizinisches Marihuana eigentlich legal, das Gesetz ist jedoch noch nicht in Kraft getreten. Das Ganze passierte bereits im August, wurde jedoch erst jetzt bekannt, als Etheridges fröhliches Verhaftungsfoto („Ich wollte Liebe in die Welt schicken.“) einer Klatschwebseite in die Hände fiel.
Seit Anfang Oktober prangerten rund fünfzig Frauen, darunter auch Promis wie Supermodel/ Schauspielerin Cara Delevingne (K-Word #221), den sexuell übergriffigen Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein an. Bei all diesen Frauen bedankte sich Kristen Stewart am Montag bei der “Elle Women in Hollywood”-Gala in Beverly Hills: “Ich möchte betonen, wie dankbar ich bin zu hören, was normalerweise nur ein leises Gemurmel ist. Wir haben alle schon ewig über diesen motherfucker geredet.” In ihrer Rede wies die queere Schauspielerin auch auf die vielen Betroffenen hin, die in der Hierarchie der Filmbranche viel weiter unten stehen: “Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich Maskenbildnerinnen und Kamera-Assistentinnen zum Beispiel vorm Kameramann gerettet habe. Und wenn ich ‘gerettet’ sage, dann meine ich sowas wie: ‘Lass es, fucker!’ Dann sind sie für eine Sekunde peinlich berührt, und am nächsten Tag geht’s weiter. (…) Diese Frauen müssen genauso um ihren nächsten Job fürchten wie jede Schauspielerin.”
Isa Hackett, lesbische Produzentin der Amazon-Serien The Man in the High Castle und Philip K. Dick’s Electric Dreams, machte letzte Woche öffentlich, dass sie 2015 von Roy Price, Chef der Amazon Studios, sexuell belästigt wurde – ungeachtet dessen, dass sie ihm unter anderem sagte, dass sie lesbisch und mit einer Frau verheiratet sei. Sie habe sich damals beim Amazon-Management beschwert und seitdem nichts mehr davon gehört. Jetzt aber wurde Price suspendiert und trat am Dienstag von seinem Posten zurück. Hackett ist die Tochter des Schriftstellers Philip K. Dick, der die Vorlagen für Blade Runner und ihre beiden Serien schrieb. In der Science Fiction-Anthologieserie Electric Dreams (noch nicht in Deutschland) spielt in Folge 5 übrigens die oben bereits erwähnte Anna Paquin eine lesbische Polizistin, die sich auf einen gefährlichen Trip in eine virtuelle Realität begibt.
Bei Twitter trendete Anfang der Woche der von Schauspielerin Alyssa Milano gestartete Hashtag #MeToo, mit dem sich Menschen, die sexuelle Belästigung und Missbrauch erlebt haben, zeigten – also quasi die US-Version der deutschen #aufschrei-Kampagne (2013). Schon in den ersten 24 Stunden waren über 500.000 Tweets zu lesen - “ich auch” twitterten unter anderem auch lesbische, bisexuelle und queere Promis wie Ellen DeGeneres, Sara Ramirez, Evan Rachel Wood (Westworld), Anna Paquin (die damit heute in K-Word gleich drei Mal vertreten ist!), Zoie Palmer (Lost Girl), Jill Soloway (Transparent), Ex-Fußballerin Abby Wambach, Countrystar Chely Wright und Lady Gaga.
#MeToo. Let’s keep this conversation going.
— Zoie palmer (@ZoiePalmer) 16. Oktober 2017
Die Popsängerin Hayley Kiyoko, Ex-Disney-Kinderstar und offen lesbisch, hat gestern ihr neues Video „Feelings“ veröffentlicht, das – wie alle ihre Videoclips – eine kleine lesbische Liebesgeschichte erzählt:
Jetzt auf DVD und bei Netflix: Die Dokumentation Whitney: Can I Be Me? (Trailer) thematisiert auch die zeitlebens geheim gehaltene Beziehung der 2012 verstorbenen Sängerin mit ihrer Sandkastenfreundin und persönlichen Assistentin Robyn Crawford, die erst unter dem Druck von Houstons Ehemann Bobby Brown endete. Crawford, die sich nie öffentlich zu dem Thema äußerte, lebt heute übrigens mit ihrer Frau und zwei Kindern in New Jersey.
Neu im Plattenregal: Tegan and Sara ließen zum zehnjährigen Jubiläum ihres Erfolgsalbums „The Con“ Musiker wie Ryan Adams, CHVRCHES und Cyndi Lauper ihre Songs neu interpretieren. Der Erlös von „The Con X: Covers“ geht an die Tegan and Sara-Foundation, die sich für LGBTQ-Mädchen und Frauen engagiert. In diesem Interview sprechen die Zwillinge über die Platte und ihre Stiftung:
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