K-Word #229: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Sarah Paulson, Coming Out in "Brooklyn Nine-Nine", "Star Wars" und die Lesben, Kristen Stewart in Hamburg, Rückblick auf das Soap-Paar "Jemma", Ulrike Folkerts, Kino-, TV- und DVD-Tipps und mehr!
Von Karin Schupp
8.12.2017 - Sarah Paulson (Carol, AHS) lässt sich nichts vorschreiben! „Als Leute erfuhren, dass ich mit Holland zusammen war, sagten einige: ,Sei vorsichtig, das wird deine Karriere negativ beeinflussen.‘ Daran hatte ich nie gedacht“, erzählte die Schauspielerin in The Edit über die Reaktionen auf ihre Beziehung mit Holland Taylor (Two and a Half Men), mit der sie seit rund drei Jahren zusammen ist. Dennoch ließ sie sich den Satz „Holland Taylor, ich liebe dich!“ in ihrer Dankesrede bei den Emmys 2016 (K-Word #166) nicht nehmen, denn: „Wieso sollte ich es nicht sagen? Diese Gedanken zu haben, ist falsch. Für kurze Zeit hatte ich soziale Bedenken und fragte mich, ob es vielleicht ein paar Leute nicht wussten und ungläubig reagieren würden. Aber wie Sie wissen, habe ich es trotzdem gesagt.“ Paulson ist ab 22. Dez. in dem Politdrama Die Verlegerin – The Post zu sehen und im Juni 2018 in Ocean’s Eight, dem rein weiblichen Reboot von Ocean’s Eleven.
Bi-Coming Out in Brooklyn Nine-Nine: „Ich date eine Frau. Ich bin bi“, verrät die sonst so geheimniskrämerische Kommissarin Rosa Diaz in der neuesten Folge der erfolgreichen Polizei-Comedyserie . Darüber habe sie sich "sehr gefreut", sagte Diaz-Darstellerin Stephanie Beatriz im EW-Interview und verspricht einen Bi-Charakter, wie man ihn nicht oft im Fernsehen sehe, denn dort seien sie oft „hypersexualisiert (…) oder nur durch ihre Sexualität definiert, und das ist enttäuschend für jemanden wie mich, der sich als bi oder queer definiert.“ Beatriz outete sich im Juli 2016 als bi - damals war sie single, seit Anfang Oktober ist sie verlobt (mit einem Mann). Die laufende Staffel 5 steht bei einigen Streaming-Anbietern (OV/ OmU), bis zur Ausstrahlung bei RTL Nitro dauert's noch ein paar Monate.
Be proud. #BiVisibility#Brooklyn99pic.twitter.com/qwMCByvnst
— Brooklyn Nine-Nine (@Brooklyn99FOX) 6. Dezember 2017
Jetzt im Kino: Queercore - How To Punk a Revolution von Yoni Leyser über die queere Punkbewegung in den 80er und 90er Jahren in den USA (unsere Filmkritik).
Aktuell in der Queerfilmnacht (in über 20 Städten) und ab 14. Dezember im Kino: In dem irischen Film Eine Date für Mad Mary sucht die Titelheldin (Seána Kerslake) verzweifelt eine männliche Begleitung zur Hochzeit ihrer besten Freundin, erlebt bei ihren Dating-Versuchen aber eine Pleite nach der anderen - bis sie die Musikerin Jess (Tara Lee) kennen lernt... Lest unsere Filmkritik nächste Woche auf L-MAG Online.
US-Basketballstar Layshia Clarendon (Atlanta Dream, links im Bild) hat ihre Lebensgefährtin, die Sportmanagerin Jessica Dolan, geheiratet. Die 26-Jährige, die 2017 ins WNBA-All-Star Team berufen wurde, hat nie ein Geheimnis aus ihrer sexuellen Orientierung gemacht. So schrieb sie 2015 in einem Beitrag für die Internet-Plattform The Player’s Tribune: „Ich identifiziere mich als schwarz, lesbisch, weiblich, nicht-cisgender und christlich. Ich bin eine Außenseiterin - auch in jeder Community, der ich angehöre.“ Die Hochzeit fand in Berkeley statt, wo sich das Paar im College kennen lernte.
Jemma lebt! Auch sechs Jahre nach dem Ende der SAT.1-Soap Hand aufs Herz ist das Serien-Paar Emma und Jenny weltweit unvergessen! Zur Fangemeinde gehört auch Kasia Borek, die die schüchterne Emma spielte. „Ich bin Schauspielerin geworden, weil ich Rollen spielen wollte, die Menschen helfen. Als ich all die Jemma-Fanpost bekam, wurde ein Traum für mich wahr“, sagte sie der US-Lesbenwebseite After Ellen in einem neuen Interview und erklärt ihren Erfolg damit, dass ihre Welt nicht so „künstlich, unrealistisch und reich“ wie in anderen Serien gewesen sei. „Ich habe zum Beispiel The L Word geschaut und gedacht: ‚Okay, Shane ist so sexy und cool, aber würde ich mich wirklich in so einen Menschen verlieben?‘ Das ist so unrealistisch.“ Und so trauerte auch sie, als die Serie eingestellt wurde. „Das war so frustrierend, dass ich eine Pause einlegen musste. Was ich mit Lucy [Scherer] erlebte, war so intensiv und so real, dass ich das Gefühl hatte, kein weiteres Beispiel dafür zu brauchen, um zu verstehen, was echte Liebe ist.“ Inzwischen konzentriert sich 32-Jährige auf die Musik und gibt am 17. März 2018 in Wuppertal ihr erstes Solo-Konzert.
Knapp verpasst: Zur Chanel-Modenschau am Mittwoch in der Hamburger Elbphilharmonie kamen auch Kristen Stewart (ohne ihre Freundin Stella Maxwell), Lesben-Ikone Tilda Swinton und Lily-Rose Depp (K-Word #111), die alle drei regelmäßig für Karl Lagerfeld modeln.
Jetzt bei Arte: In Staffel 2 der australisch-britischen Serie Top of the Lake von Jane Campion (Das Piano) ermittelt Kommissarin Griffin (Elisabeth Moss, The Handmaid’s Tale) im Prostituiertenmilieu und wird von ihrer Vergangenheit eingeholt: Sie findet ihre Tochter Mary (Alice Englert) wieder, die sie nach der Geburt zur Adoption freigab. Als Marys Adoptivmutter sehen wir Nicole Kidman - überraschend grauhaarig und als Lesbe: Sie hatte kürzlich ihr Coming Out und lebt jetzt mit Marys Lehrerin Isadore (Marg Downey) zusammen. Feministisch und hochgelobt, aber düster und nichts für sensible Gemüter! (Do, 20:15 Uhr oder in der Mediathek)
Der neue Star Wars-Film verpasste die Chance, seine erste queere Figur einzuführen - dabei wäre es so einfach gewesen: Admiral Holdo (Laura Dern), die in Die letzten Jedi (Kinostart: 14. Dez.) ihr Debüt gibt, verrät in der Buchvorlage Leia: Prinzessin von Alderaan (Panini Verlag), sexuell nicht so festgelegt zu sein: Als Leia sagt, dass sie nur auf „humanoide Männer“ stehe, antwortet Holdo: „Echt? Das fühlt sich so limitierend an.“ Im Film, so hört man, soll nicht mal diese zarte Andeutung vorkommen. Die Konkurrenz macht's besser: Star Trek: Beyond (2016) zeigte Sulu (John Cho) erstmals als schwulen Mann, in der neuen Serie Star Trek: Discovery (bei Netflix) sind Lt. Stamets (Anthony Rapp) und Dr. Culber (Wilson Cruz) ein Paar. Lesben im Weltall gibt’s dort allerdings auch nicht.
Neu auf DVD und vielleicht ein Weihnachtsgeschenk für Hetero-Verwandte, die sich mit eurer sexuellen Orientierung schwer tun! Love is Love? (unsere Filmkritik) erzählt von einer verkehrten Welt, in der Homosexualität die Norm ist und Heterosexuelle ausgegrenzt und gemobbt werden. Das erleben auf brutale Weise auch Jude (Briana Evigan), Football-Star ihrer Highschool mit hübscher Freundin (Emily Osment), und die kleine Emily (Kyla Kenedy), als sie verbotene Gefühle fürs andere Geschlecht entwickeln. Die lesbische Regisseurin Kim Rocco Shields konnte bekannte US-Seriengesichter wie Tyler Blackburn (Pretty Little Liars), Ana Ortiz (Devious Maids) und – in einer kleinen Rolle – Leisha Hailey (The L Word) gewinnen, schafft es in der Langversion ihres erfolgreichen Kurzfilms Love Is All You Need (über 4,2 Millionen Klicks seit 2012!) aber nicht ganz, die Spannung der Vorlage zu halten.
Out of Ludwigshafen: Ulrike Folkerts ist mal außerhalb ihres Tatort-Reviers unterwegs. Im Rahmen der Doku-Reihe Guardians of Heritage – Hüter der Geschichte reiste sie zur Quinault Nation in Seattle und erfuhr dort, welche Bedrohung der Klimawandel für den Stamm darstellt. Die Folge „Lernen aus der Vergangenheit“ läuft am 10. Dezember beim Pay TV-Sender History (21:50 Uhr) und wird danach mehrmals wiederholt. Und wer lieber Krimis schaut: Der nächste Lena Odenthal-Tatort kommt am 7. Januar.
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