K-Word #249: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Janelle Monáe hat sich als pansexuell geoutet, die "Stadtgeschichten" kommen als Serie mit Ellen Page, Dunja Hayali, Tabea Kemme, Nadine Angerer, die neue Fußball-Bundestrainerin war mal bi, Fans kämpfen um "Supergirl"-Lesbenpaar - und mehr!
Von Karin Schupp
27.4.2018 - Jahrelang ist Janelle Monáe mit Sätzen wie „Ich date nur Androiden“ oder „Ich glaube nicht an Labels“ den L-Gerüchten ausgewichen, dann hat sie in Musikvideos mit Tessa Thompson (Auslöschung) Bilder sprechen lassen (K-Word #240, #247) – und jetzt fasste es die Musikerin und Schauspielerin (Hidden Figures) zum ersten Mal in Worte: „Als queere, schwarze Frau in Amerika, die Beziehungen mit Männern und Frauen hatte, halte ich mich für einen free-ass motherfucker“, sagte sie dem Rolling Stone (US-Ausgabe) und erklärte, dass sie sich nicht mehr als bisexuell, sondern als pansexuell definiere. Und noch etwas verriet sie: Ihr Song „Q.U.E.E.N.“ (2003) mit Erykah Badu hieß ursprünglich „Q.U.E.E.R.“ – im Hintergrund soll das Wort noch zu hören sein (ich hör’ aber nix...). Zu dem Gerücht, dass sie und Thompson ein Paar sind, äußerte sie sich aber nicht.
Die queere Roman-Reihe Stadtgeschichten über die Bewohner*innen der Barbary Lane 28 in San Francisco wird zur Netflix-Serie mit Ellen Page in einer der Hauptrollen! Die Saga, die Armistead Maupin seit vierzig Jahren erzählt, wurde bereits als Mehrteiler (1998-2001) verfilmt, und einige Darstellerinnen sind auch in der neuen Version, die in der Gegenwart spielen wird, wieder dabei: Olympia Dukakis als Vermieterin und Transfrau Anna Madrigal, Laura Linney als Quotenhete Mary Ann Singleton und Barbara Garrick als ihre lesbische Freundin DeDe Halcyon Day. Ellen Page spielt Mary Anns pansexuelle Adoptivtochter Shawna, die zum ersten Mal in Band 5 auftaucht. Und Page ist nicht die einzige Lesbe bei Tales of the City: Chef-Autorin und Showrunnerin wird Lauren Morelli, die bisher Drehbücher für Orange is the New Black schrieb und vor einem Jahr einen der Ex-Stars der Serie, Samira Wiley (Poussey), heiratete (K-Word #193).
Mit den Tales of the City bietet Netflix wenigstens einen gewissen Ersatz für das Ende von Sense8, das als Spielfilm-Special ab 8. Juni online steht. Ursprünglich hatte der Streaminganbieter die pansexuelle Serie nach zwei Staffeln ganz absetzen wollen, ließ sich dann aber von den Fans (K-Word #202) erweichen, die Trans*-Schwestern Lana und Lilly Wachowski (Bound, Matrix) ihre Geschichte um die acht, telepathisch miteinander verbundenen Menschen ordentlich zu Ende erzählen zu lassen.
„Ich habe kein Problem zu sagen, dass ich eine Freundin habe und das auch offen zu leben“, sagte uns Fußballnationalspielerin Tabea Kemme. Im L-MAG-Interview erzählt sie auch, wie es zu ihrem „Coming Out“ Ende letzten Jahres in Bild kam (K-Word #228). Nur den Namen ihrer Freundin, die eine Teamkollegin ist, will sie nicht öffentlich verraten: „Der Rest ist doch Privatsphäre.“ Das Paar wird übrigens Turbine Potsdam zum Saisonende verlassen, ein Wechsel nach England zu Arsenal soll im Gespräch sein. Das ganze Interview mit „Tabbi“ steht in der neuen Ausgabe der L-MAG (jetzt an diesen Kiosken oder hier versandfrei erhältlich).
Bleiben wir beim Fußball: Martina Voss-Tecklenburg (50) wird neue Bundestrainerin. Die gebürtige Duisburgerin, zurzeit noch Coach des Schweizer Nationalteams, übernimmt den Job im Abschluss an die (hoffentlich erfolgreiche) WM-Qualifikation im Herbst. Voss-Tecklenburg war selbst langjährige Nationalspielerin (125 Länderspiele), bis sie im Jahr 2000 wegen eines Streits mit ihrer damaligen Freundin Inka Grings aus dem Olympia-Team flog. In einem Spiegel–Interview 2003 zeigte sie sich vom fehlenden Rückgrat ihrer Mitspielerinnen enttäuscht - nur wenige, darunter Steffi Jones, hätten sich später entschuldigt – und kritisierte den DFB als homophob: „Ich weiß auch nicht, wovor man beim DFB Angst hat. Ich wünsche mir, dass man offensiver mit dem Thema umgeht. Dann gäbe es auch nicht so viele Gerüchte, und viele Vorurteile würden abgebaut.“ Inzwischen haben sich die beiden Seiten offensichtlich versöhnt.
Autschi: Nadine Angerer, noch bis 2020 als Torwarttrainerin in Portland/ USA, teilte gegen die geschasste Bundestrainerin Steffi Jones aus. Zwar kenne sie nicht die Details, sagte die Ex-Nationalteamkapitänin der Welt, aber über den Rausschmiss ihrer früheren Teamkollegin war „ich nicht großartig überrascht. (…) Ich hätte mir den Job ohne die nötige Erfahrung sicher nicht zugetraut.“ Auch das persönliche Verhältnis war wohl nie das Beste: Sie hätte zwar seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Jones und könne daher "nicht beurteilen, wie sie inzwischen als Mensch ist. Aus den Erfahrungen unserer gemeinsamen Zeit kann ich kann nur sagen, dass wir wohl nicht die besten Freundinnen waren.“
Ab 3. Mai im Kino: In Wer hat eigentlich die Liebe erfunden? lässt Charlotte (Corinna Harfouch) ihren Mann Paul (Karl Kranzkowski) spontan an einer Raststätte stehen und setzt sich mit ihrer Enkelin Jo ans Meer ab. Ihnen auf den Fersen: Paul und Jos Mutter Alex (Meret Becker), die von Truckerin Marion (Sabine Timoteo) aufgegabelt wurden. Und dass sich zwischen den beiden Frauen eine schöne Liebesgeschichte entwickelt – wenn auch nur in einer Nebenhandlung - verschweigt der Trailer leider mal wieder! Lest nächste Woche auf L-MAG Online unser Interview mit Kerstin Polte, der lesbischen Regisseurin der Tragikomödie.
Schon vor Monaten trennte sich in der TV-Serie Supergirl das Traumpaar Alex Danvers und Maggie Sawyer alias “Sanvers”, da Maggie-Darstellerin Floriana Lima ausstieg (nach gescheiterten Gagen-Verhandlungen, wie ich vermute) – aber damit wollen sie viele Fans bis heute nicht abfinden: Am Montag ließen sie daher ein Flugzeug mit dem Banner “Bringt Maggie zurück #SanversMatters” über das Studio in Vancouver, in dem die Serie gedreht wird, fliegen. Chyler Leigh (Alex) war begeistert: Sie sei an dem Tag zwar nicht im Studio gewesen, sei aber “überwältigt”, schrieb sie auf Twitter. Wer hinter der Aktion steckt, ist nicht bekannt.
Friends- I am awed by your #SanversMatters banner in the sky the other day. I wasn’t on set to see it for myself, but I received many texts from cast & crew at the studio who watched it flying high. I’ll always be grateful for #Sanvers & for the lives touched by their love️
— Chyler Leigh (@chy_leigh) 22. April 2018
Die Sanvers-Fans geben ihr Geld aber auch für vernünftige Dinge aus: Die im April gestartete Spenden-Seite “Maggie Sawyer Matters” erreichte innerhalb von zwei Wochen ihren Zielbetrag von 10.000 Dollar für Cyndi Laupers “True Colors Fund”, der sich gegen Obdachlosigkeit von LGBT-Jugendlichen engagiert. Staffel 3 der Serie läuft in diesem Jahr bei ProSieben, steht in der Originalversion aber schon bei vielen Streaminganbietern. Wer neu einsteigen will: Hier unsere TV-Kritik von Staffel 2, in der die Lovestory begann.
Fans von TV-Serien und Filmen mit LGBT-Protagonistinnen treffen sich am 3./4. November 2018 auf ClexaCon in London, einem Ableger der großen Convention in Las Vegas, die im April zum zweiten Mal stattfand (K-Word #247). Die europäische Ausgabe wird allerdings deutlich weniger Stars präsentieren, bei den bisher gebuchten Stars aus der queeren Webserie Carmilla (K-Word #165) und The Carmilla Movie, Natasha Negovanlis und Elise Bauman, wird's aber längst nicht bleiben. Der Ticketverkauf (ab 150 US-Dollar) beginnt am 1. Mai.
Dunja Hayali arbeitet sich stetig in den Abend vor: Nach elf Jahren beim ZDF-Morgenmagazin und ein paar Jahren als Sommerpausen-Vertretung von Maybritt Illner bekommt sie ab Juli eine monatliche ZDF-Talkshow, die ihren Namen tragen wird. Und nicht nur das: Die Berlinerin gehört ab der kommenden Saison auch zum Moderatoren-Team des Aktuellen Sportstudios (samstags im ZDF). Vom Fach ist sie: Sie studierte an der Kölner Sporthochschule.
In der US-Castingshow American Idol steht eine lesbische Sängerin in den Top 10! Jurnee bekam nach ihrem Auftritt mit “Never Enough” aus dem Musical The Greatest Showman höchstes Lob von Jurorin Katy Perry: “Noch nie habe ich eine qualifiziertere Frau für diesen Job gesehen!” Dennoch kam die 19-Jährige nur dank des Jury-Votums weiter - das Publikum, das sechs FinalisInnen bestimmen durfte, entschied sich gegen sie und eine weitere LGBT-Kandidatin, die schwule Dragqueen Ada Vox. Dass nur Heteros und, bis auf eine Ausnahme, nur Weiße weitergevotet wurden, zog heftige Kritik nach sich, auch von der Jury selbst, die dann auch Ada Vox einen Top 10-Platz gab. Jurnee widmete ihren Song übrigens ihrer Frau Ashley (im Video zu sehen), mit der sie seit Herbst verheiratet ist.
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