K-Word #267: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Fußballstar Lara Dickenmann outet sich, Lesbenhochzeit bei Bayern München, Janelle Monáe, Joan Jett, Katharina Franck, Romy Schneider, "Sex and the City"-Star Cynthia Nixon, neue lesbische Webserie und mehr!
Von Karin Schupp
14.9.2018 - Lara Dickenmann, VfL Wolfsburg-Star und erfolgreichste Schweizer Fußballerin aller Zeiten, hat sich geoutet. Dass sie lesbisch ist, wusste sie schon mit 13, sagte sie in der Schweizer TV-Doku sportpanorama plus (hier), aber: „Ich wollte nicht Fussballspielerin sein und lesbisch, wollte das Klischee nicht bestätigen. Mein Ziel war es, auf Männer zu stehen und das durchzuziehen.“ Hat nicht geklappt – und zurzeit ist sie mit Barla Deplaze vom FC Zürich glücklich: „Wir sind zwar weit voneinander weg, aber es funktioniert gut. Sie bringt mich zum Lachen, aber ich kann auch sehr ernste Gespräche mit ihr führen und über alles mit ihr reden.“ Neben der Teamkapitänin ist in der "Nati" auch Ramona Bachmann (FC Chelsea) offen lesbisch. Sie outete sich während der Fußball-WM 2015 (K-Word #101) und hat seit einigen Monaten eine neue Freundin: Alisha Lehmann, ebenfalls Schweizerin, spielt bei West Ham United.
Bei Bayern München wird geheiratet: Lucie Voňková, seit 2017 beim Vizemeister, und Claudia Van Den Heiligenberg (FC Bayern München II) haben ihre Hochzeit angekündigt. Die beiden, die sich vermutlich während ihrer Zeit beim FF USV Jena kennen lernten, sind auch Nationalspielerinnen: Voňková (26) für Tschechien, Van den Heiligenberg (33) gehörte zwölf Jahre lang dem holländischen Nationalteam an. Lest morgen auf L-MAG Online alles Wichtige zum Start der Frauen-Bundesliga am Wochenende!
Am 17. September – findet in Los Angeles die Emmy-Verleihung - mit zahlreichen lesbischen Nominierungen (K-Word #258) - statt (TNT Serie überträgt live), wegen der Fülle an Kategorien wurden aber bereits am letzten Wochenende die ersten Trophäen vergeben. Zu den glücklichen Gewinnerinnen gehörte auch Ex-Orange is the New Black-Star Samira Wiley für ihre lesbische Rolle in The Handmaid’s Tale. Ganz besonders stolz: Ihre Frau, die Ex-OITNB-Drehbuchautorin Lauren Morelli:
Die neue queere Webserie Straight Family erzählt von zwei Geschwistern – er (Ben Münchow) ist schwul und betreibt mit seinem Freund eine Kneipe, sie (Luise Helm) hatte gerade ihr lesbisches Coming Out -, die beim Familientreffen ihrer homophoben Oma eine heile Heterowelt vorspielen. Die fünf kurzen Folgen beginnen viel versprechend mit einem lesbischen Quickie im Zug, danach geht’s allerdings ein wenig behäbig weiter. Aber eine bessere deutsche LGBT-Webserie gibt es zurzeit eben nicht - und auch kaum eine schlechtere, sondern einfach: so gut wie gar keine! Straight Family enstand mit Unterstützung des schwulen Berliner Anti-Gewaltprojekts MANEO im Writer's Room der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und steht kostenlos bei funk (Content-Netzwerk von ARD und ZDF) und YouTube. Wieso der „ursprüngliche Wunsch, die Serie komplett queer zu besetzen, nicht in Erfüllung [ging]“, erzählt Thilo Kasper von funk in diesem Interview.
Leider keine Sensation in New York: Cynthia Nixon wird nicht zur Gouverneurswahl im November antreten (K-Word #244). Bei den gestrigen Vorwahlen der Demokraten bekam die queere Schauspielerin (Sex and the City) nur 34,4 % der Stimmen und verlor damit deutlich gegen den amtierenden Gouverneur Andrew Cuomo (65,6 %). Nixon, die seit 2012 mit ihrer Frau Christine Marinoni verheiratet ist und dem links-progressiven Flügel der Partei angehört, konnte aber immerhin 13 Wahlbezirke für sich entscheiden, darunter Albany, die Hauptstadt des Bundesstaats.
„Musik! Musik“ heißt das neue und fünfte Solo-Album von Katharina Franck auf dem sie auch das Erstarken der Pegida-Bewegung und die Wut und Frustration in Teilen der Gesellschaft thematisiert. „Die Sorgen, die euch auf die Straßen treiben, und Molotow-Cocktail in Fensterscheiben sind nur der Anfang vom Ende der Freiheit“, singt sie etwa in „Die Masse tobt“. In dem Song versucht sie „darauf hinzuweisen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, als ständig von oben herab (…) auf anderen Schwächeren herumzuhauen“, sagte die lesbische Ex-Frontfrau der Rainbirds („Blueprint“) dem Deutschlandfunk (hier nachzuhören).
Wem Romy Schneider, seit Mädchen in Uniform (1958) auch eine Lesbenikone, in 3 Tage in Quiberon (lief im April im Kino) zu sehr um die Gunst von Männern bemüht war, hat vielleicht mehr von diesem einen Abend: Ein Abend mit Romy (Arte, 16. Sept., 22:15 Uhr) dokumentiert ein Interview, das sie 1976 Alice Schwarzer (K-Word #255) gab. Die kam, so der Pressetext, „der Starschauspielerin sehr nahe, die sich ihr offen anvertraut“, und Schwarzer selbst deutet in ihrer Emma-Titelstory an, dass Romy sie angebaggert habe. „Sie erwartet viel von mir. Mehr, als ich ihr geben kann…“, schreibt sie dort. „Also habe ich sie dazu gedrängt, sich schlafen zu legen, in meinem Gastzimmer im 4. Stock. Sie hat mir das übelgenommen. Sie wollte mit mir zusammen bleiben, das war klar.“
Das Frauenblasorchester Berlin, bekannt aus dem Dokumentarfilm Kein Zickenfox, feiert seinen 15. Geburtstag und lädt am Samstag zum Jubiläumskonzert unter dem Motto „We Feel Good“ ein (Infos hier).
Und noch mal Berlin: Heute Abend ist der pansexuelle Popstar Janelle Monáe (K-Word #249) in der Hauptstadt, tritt aber nicht etwa mit ihrem neuen Album „Dirty Computer“ auf, sondern spricht „über ihr Leben und Schaffen“. Die Veranstaltung beim Red Bull Music Festival ist ausverkauft, aber wir posten ab 19 Uhr auf Facebook einen Livestream.
Seit gestern als Gaststar bei Gute Zeiten schlechte Zeiten: Manuela Wisbeck, bekannt aus Böse Mädchen und Let’s Dance. Im RTL-Interview erklärte die Berlinerin (und L-MAG-Leserin), wieso sie offen lesbisch lebt: „Warum sollte ich ein Geheimnis daraus machen? Es ist doch nichts Besonderes, homosexuell zu sein. Ich lebe einfach so, ohne darüber nachzudenken. Es ist normal für mich und auch für mein Umfeld. Bislang hab ich nichts Gegenteiliges erlebt. Ich finde, in der heutigen Zeit muss man sich nicht mehr verstecken.“
Der kenianische Lesbenfilm Rafiki lief bei den Filmfestspielen in Cannes (K-Word #250), durfte aber bis heute in seinem Heimatland nicht gezeigt werden. Dagegen klagt nun die Regisseurin Wanuri Kahiu. Sie fordert vom Kenya Film Classification Board Schadensersatz und eine Aufhebung des Verbots – denn nur wenn ihre Liebesgeschichte bis 30. September in einem Kino in Kenia gelaufen ist, kann sie ihn für den Oscar einreichen. „Ich sehe mich nicht unbedingt als Aktivistin“, sagte Kahiu am Sonntag beim Toronto Filmfestival. „Aber wenn jemand beginnt, dein Recht zu beschneiden, kreativ zu sein und deine Arbeit auszuüben, wird das zum Problem.“
The Favourite über Königin Anne (Olivia Colman) und ihre zwei Loverinnen, gespielt von Emma Stone und Rachel Weisz (K-Word #265) bekam am letzten Wochenende bei den Filmfestspielen in Venedig den Silbernen Löwen, Colman wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnet. In deutschen Kinos startet der scharfzüngige, lesbische Intrigantenstadl am 3. Jan. 2019.
Joan Jett hat ihre erste Single seit fünf Jahren veröffentlicht. „Fresh Start“ schrieb sie für die Dokumentation Bad Reputation über ihr Leben und ihre Karriere (bei uns noch nicht erhältlich), live spielte sie den Song über das Älterwerden als Rockstar - sie wird am 22. September 60! - schon auf ihrer US-Tour im Sommer:
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