L-Mag

K-Word #268: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Christine and the Queens heißt jetzt Chris und ist eine "Futch", Emmys für Butches und weitere lesbische News vom TV-Oscar, Ramona Bachmann, Janelle Monáe, eine neue Lisbeth Salander, Caster Semenya, Cher singt ABBA und mehr!

ScreenshotChris in "5 Dollars"

Von Karin Schupp

21.9.2018 - Wir kennen sie als Christine and The Queens („Tilted“), aber jetzt nennt sie sich nur noch „Chris“ – wie auch ihr zweites Album, das heute erscheint. „Schon zuvor als Christine war ich besessen davon, mit Gendernormen zu spielen und mich davon zu befreien. Mit dem Namen Chris will ich mich neu definieren“, sagte die pansexuelle Französin im L-MAG-Interview (im aktuellen Heft, hier erhältlich) und hätte nichts dagegen, mit ihrem neuen „Futch“-Look (= feminine Butch) zur Lesben-Ikone zu werden. „Das würde mir total schmeicheln, ich würde direkt rot werden“, sagte sie lachend. „Alle Frauen der Popmusik, die ich liebe, sind auch lesbische Ikonen, weil sie Geschlechtergrenzen übertraten und neu definierten.“ Am 15. Oktober spielt Chris in Berlin.

Letzte Woche erwähnte ich es schon: Die Schweizer Fußballnationalspielerin Ramona Bachmann (FC Chelsea), seit 2015 "out" (K-Word #101), hat eine neue Freundin: Alisha Lehmann ist ebenfalls Nationalspielerin, half im Sommer bei der U 19-Europameisterschaft dem Nachwuchsteam aus und wechselte danach aus Bern zum englischen Club West Ham United. Und wer die beiden auf den kuscheligen Fotos, die sie in den letzten Monaten auf Instagram posteten, bisher noch als „nur beste Freundinnen“ las, wird mit diesem Clip endgültig eines Besseren belehrt:

A propos Fußball: Am 24. September kürt die FIFA in London die Weltfußballerin 2018, und zu den drei Finalistinnen gehört neben Marta (Brasilien) und Ada Hegerberg (Norwegen) auch Nationalmannschafts-Kapitänin Dzsenifer Marozsán. Wir drücken die Daumen!

Am letzten Freitag war Janelle Monáe, pansexueller Popstar und Schauspielerin (Hidden Figures), in Berlin zu Gast und sprach über ihre queere Identität, die „pussy pants“ in ihrem Video zu „PYNK“ (K-Word #247) und ihr Engagement für schwarze Künstler_innen und Frauen. Das komplette zweistündige Interview steht hier zum Anschauen.

L-MAG Janelle Monáe am letzten Freitag in Berlin

Emmys für Butches: Bei der Verleihung des TV-Oscars am Montag wurde Merritt Wever für ihre lesbische Rolle im Western-Mehrteiler Godless (Netflix, K-Word #228) ausgezeichnet, und Alex Borstein bekam einen Emmy für ihre Rolle inThe Marvelous Mrs. Maisel  von Amy Sherman-Palladino (Gilmore Girls), die auch zur „Besten Comedyserie“ gekürt wurde. Die Amazon-Serie erzählt von einer Fünfziger Jahre-Hausfrau (Rachel Brosnahan), die Stand Up-Comedian wird, und ihrer Managerin (Borstein), die zwar nicht ausdrücklich lesbisch ist, aber nur Männerkleidung trägt, was in dieser Zeit dasselbe bedeutet wie ein Umhang aus einer Regenbogenfahne. In Staffel 2, die gerade abgedreht wurde, wird ihr Privatleben eine größere Rolle spielen. Staffel 3 wurde bereits beauftragt.

Ursula Coyote, Netflix/ Nicole Rivelli, Amazon Merritt Wever als Mary Agnes in "Godless" (l.), Alex Borstein als Susie in "The Marvelous Mrs. Maisel"

Viel Beifall bekam Comedian Hannah Gadsby als Emmy-Presenterin. „Dass jemand wie ich, ein Niemand aus dem Nirgendwo, diesen schönen Auftritt bekommt, einen Anzug geschenkt kriegt, neue Schuhe – und das nur, weil ich keine Männer mag?“, wunderte sich die lesbische Australierin. „Das ist natürlich nur ein Witz. Beruhigt euch, Männer! Aber was ist heutzutage noch ein Witz? Das weiß niemand mehr, vor allem Männer nicht!“ Gadsby wurde mit ihrem Solo-Programm „Nanette“ (steht bei Netflix) in diesem Jahr zur Comedy-Sensation. Darin sorgt sie zunächst für Lacher, in dem sie über ihre Erfahrungen mit Homophobie, Sexismus und Depressionen spricht – bis sie erklärt, wieso sie über solche selbstherabwürdigende Themen keine Gags mehr machen möchte und deshalb ihren Job an den Nagel hängen wird. Ob sie das nach diesem durchschlagenden Erfolg tatsächlich tut? Eine Auszeit hat sie auf jeden Fall angekündigt.

NBC/ ScreenshotHannah Gadsby war neben Evan Rachel Wood (s. unten) und Merritt Wever s. oben) eine der wenigen Frauen im Anzug - für eine Awards Show ist das immer noch revolutionär!

Und wie lief’s für die anderen lesbischen und bisexuellen Nominierten (K-Word #258)? Thandie Newton bekam einen Emmy für Westworld, Samira Wiley wurde bereits letzte Woche bei den Creative Emmy Awards für The Handmaid’s Tale ausgezeichnet (K-Word #267). Und Evan Rachel Wood, die zum zweiten Mal für Westworld nominiert war, ging zwar leer aus, nutzte aber die Rote-Teppich-Interviews, um mit ihrem Emmy-Date Amanda Nguyen auf das Thema sexuelle Gewalt aufmerksam zu machen. Nguyen, die für den Friedensnobelpreis nominiert ist, war mit ihrer Organisation „Rise“ die treibende Kraft hinter dem US-Gesetz „Survivors' Bill of Rights Act“ (2016), das Vergewaltigungsopfern mehr Rechte gibt.

E! Red Carpet & Live EventsEvan Rachel Wood (r.) und Amanda Nguyen

Ein neuer Trailer für Verschwörung (Kinostart: 22. Nov.) ist da! Neben dem typisch düsteren Millennium-Look und viel Gewalt sehen wir darin, wie sich zwei Frauen küssen - aber der Moment ist zu kurz um zu erkennen, ob Lisbeth Salander beteiligt ist. Eine queere Sexszene gibt's jedenfalls nicht, wie die frisch gebackene Emmy-Gewinnerin Claire Foy (für The Crown), die jetzt die bisexuelle Heldin spielt, im Interview sagte, „weil sie nicht dem Charakter gedient hätte… und das letzte, was man sich wünschen könnte, wäre, etwas willkürlich Aufreizendes reinzutun, wenn es nicht der Story dient.“ Auf einen halbsekündigen Lesbenkuss im Trailer - mit wem auch immer - wollten sie dann aber wohl doch nicht verzichten.

Nach Tash Sultana, unserem aktuellen Cover-Model (K-Word #266), gleich noch eine zweite queere Neuentdeckung aus Australien: Handsome veröffentlicht heute ihre erste EP „No Hat No Play“, auf der sie über Coming Outs, das Annehmen der eigenen Identität und Trennungen singt: „Es geht darum, etwas loszulassen", sagte sie der Webseite Out in Perth über ihren Song „Coward“,  "und zu denken: ‚Oh mein Gott, das nimmt mir solch ein Gewicht von den Schultern.‘" 

Jetzt bei Amazon Prime: Die zweite Staffel von The Bold Type – Der Weg nach oben. In der ersten Staffel der Serie über drei beste Freundinnen, die bei einer großen Frauenzeitschrift Karriere machen wollen, verliebte sich Social Media-Redakteurin Kat (Aisha Dee) in die lesbische Künstlerin Adena (Nikohl Boosheri), die von der Ausweisung aus den USA bedroht war. In den neuen Folgen wird ihre junge Beziehung auf eine neue Probe gestellt. Aber keine Sorge: Ein Mann ist nicht im Spiel!

Freeform Für Kat (l.) ist ihre erste Beziehung mit Adena die erste mit einer Frau, und auch wenn sie ganz offen damit umgeht, stellt sich diese Tatsache doch als nicht ganz unproblematisch heraus

Nike machte mit seinem neuen Werbegesicht, dem US-Footballer und Antirassismus-Aktivisten Colin Kaepernick, Schlagzeilen - nicht untergehen soll dabei aber, dass der Sportartikel-Konzern in seiner Kampagne zum 30. Geburtstags des Werbespruchs “Just do it” auch mit Caster Semenya, Weltmeisterin und zweifache Olympiasiegerin über 800 Meter, wirbt. Die lesbische Südafrikanerin, die nach ihrem WM-Sieg 2009 einen Geschlechtstest machen musste und Anfang 2017 Violet Raseboya heiratete (K-Word #182), sagt in dem Clip: „Wäre es einfacher für euch, wenn ich nicht so schnell wäre? Wäre es einfacher, wenn ich nicht mehr gewinnen würde? Würdet ihr euch wohler fühlen, wenn ich weniger stolz wäre? Wäre es euch lieber, wenn ich nicht so hart gearbeitet hätte? Oder dass ich es einfach nicht so lieben würde? (...) Das ist sehr schade, denn ich wurde dafür geboren…“ Natürlich geht es hier in erster Linie um Werbung, aber es ist doch ein gutes Zeichen, wenn Marketingexperten explizit nicht auf Zielgruppen setzen, die Homophobie und Rassismus blöd finden!

Eine Hommage an die Siebziger und Frauen, Frauen, Frauen: Das ist das Video zu Chers ABBA-Cover „SOS“, in dem auch Trans*Schauspielerin Trace Lysette (Transparent), die lesbische Comedienne Sabrina Jalees mit ihrem Sohn und die als TV-Lesbe bekannte Rumer Willis (z.B. Empire, 90210) auftreten (ein Wer-ist-wer? steht hier).

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