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K-Word #286: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Kate Moennig, Popsängerin Virginia Ernst tanzt in "Dancing Stars" mit einer Frau, Skunk Anansie, Bikini Kill, lesbische Oscar-Nominierungen, Monika Treut, Kino-News, Facebook zensiert Albumcover einer queeren Band - und mehr!

Freeform/ Screenshot Professor Shane

Von Karin Schupp

24.1.2019 - Letzte Woche hab‘ ich’s angekündigt, und gestern war’s soweit: Kate Moennig spielt nach The L Word und Ray Donovan eine weitere lesbische Figur - und ihre erste Comedyrolle: In grown-ish ist sie die neue Gender-Professorin der Hauptfiguren, darunter auch der bisexuellen Studentin Nomi (Emily Arlook), der in dieser Szene vorgeworfen wird, frauenfeindlich (misogynist) zu sein. In den USA startete im Januar die zweite Staffel, in Deutschland läuft das erfolgreiche Spin-off der Comedyserie black-ish bisher noch nicht.

Die österreichische Popsängerin Virginia Ernst (K-Word #223) tritt bei der Promi-Tanzshow Dancing Stars (ORF) mit einer Tanzpartnerin an. „Ich habe den Anruf bekommen und gesagt: ‚Voraussetzung ist: Ich tanze mit einer Frau.‘ Und in Männerkleidung, in einem Kleid wird man mich nicht sehen“, sagte die 28-Jährige in einem gemeinsamen Interview mit ihrer Frau Dorothea dem Magazin News. „Natürlich ist das in Österreich noch ein Thema, und ich möchte dazu beitragen, dass das etwas ganz Normales wird.“ Ein gleichgeschlechtliches Paar gab's in der österreichischen Version von Let’s Dance bereits: 2011 kam der schwule Moderator Alfons Haider mit seinem Tanzpartner bis Runde 9. Die neue Staffel beginnt am 15. März.

V. Ernst/ Instagram"Ich sehe sie nicht wirklich als Frau. Wenn sie genau dieselben Eigenschaften hätte, wäre mir egal, ob sie ein Mann oder eine Frau wäre. Es geht mir um Gefühle, nicht ums Geschlecht", sagt Dorothea Ernst (r.) in "News" über ihre Frau Virginia

10 Oscar-Nominierungen und ab heute im Kino: The Favourite – Intrigen und Irrsinn (unsere Filmkritik) erzählt in opulenten Bildern und mit boshaftem Witz vom Kampf zweier Frauen um den Platz an der Seite von Queen Anne (Olivia Colman). Deren bisherige Loverin und heimliche Regierungschefin Lady Sarah (Rachel Weisz) und die verarmte Adelige Abigail (Emma Stone), die ihren gesellschaftlichen Wiederaufstieg fest im Blick hat. Die sehr enge Beziehung zwischen Queen Anne und Lady Sarah und deren Eifersucht auf Abigail, die Annes Ankleidedame war,  sind historisch verbürgt. Ob tatsächlich auch Sex und Liebe im Spiel waren, ist allerdings Spekulation - überlieferte Briefe weisen aber darauf hin. Die Historienkomödie führt (neben Roma) die Hitliste der Oscar-Nominierungen an, unter anderem steht sie als "Bester Film" zur Wahl, und auch alle drei Hauptdarstellerinnen können auf einen Academy Award hoffen.

20th Century Fox Zum direkten Duell kommt's aber nicht: Rachel Weisz ("Ungehorsam", im Vordergrund) und Emma Stone ("Battle of the Sexes")

Für einen Oscar nominiert wurden auch Melissa McCarthy, die in Can You Ever Forgive Me? (Kinostart: 21. Feb.) die lesbische Literaturfälscherin Lee Israel spielt, und Lady Gaga (die sich als bisexuell identifiziert, K-Word #16), für A Star is Born und ihren Song „Shallow“. Die Oscar-Verleihung findet am 24. Februar statt.

Zu ihrem 25-jährigen Bandjubiläum veröffentlichen Skunk Anansie am Freitag das Livealbum „25LIVD@25“, auf dem natürlich auch ihr Superhit „Hedonism“ zu hören ist. Die britische Band tritt in diesem Jahr auf einigen Festivals auf, bisher aber nicht im deutschsprachigen Raum. Frontfrau Skin („Ich bin eine lesbische, schwarze Frau und Rockstar. Das ist ein riesiger Widerspruch in sich“, sagte sie 2016 im L-MAG-Interview) ist übrigens vergeben: Seit 2017 ist sie mit der New Yorker Performerin und Event-Organisatorin Ladyfag zusammen.

Wegen des Covers ihrer neuen EP „Love, Lost“ (hier erhältlich) wurde die Facebook-Seite der britischen Band Dahlia Sleeps gelöscht: das Foto der beiden weiblichen Körper in Löffelchen-Stellung zeigt weder primäre noch sekundäre Geschlechtsorgane und wurde doch als „Pornografie“ eingestuft. Auf Instagram (wo das Cover – anders als auf Twitter - ebenfalls nicht gezeigt werden darf) schrieb die Band: „Die Darstellung von queeren Körpern ist zu diesem Zeitpunkt in unserer Gesellschaft von entscheidender Bedeutung, und wir sehen diese Zensur als Teil einer Mainstream-Kultur, die die Repräsentation weiblicher Körper kontrollieren will. Diese Plattformen sind voller Bilder von männlichen Körpern, die als sexualisiert gelten könnten, aber akzeptiert werden.“ Wie uns die Band wissen ließ, spricht Sängerin Lucy Hill in ihren Lovesongs wie „Storm“, „Settle Down“ und „To The Water“ mit dem Wort „you“ immer eine Frau an.

Pornografie???

Heute beginnt in Park City/ Utah das Sundance Film Festival, das immer eine gute Adresse für LGBT-Produktionen ist. In diesem Jahr stammen 45 der 112 Filme im Programm von Frauen (=40 Prozent), 13 von LGBTQI-Regisseur_innen (=13 Prozent). Dazu gehört auch Adam von Trans-Regisseur Rhys Ernst (Transparent). Die Verfilmung des Debütromans der lesbischen Ex-The L Word-Autorin Ariel Schrag ist eine queere Komödie, die in New Yorks LGBT-Szene der 90er Jahre spielt. To The Stars von Martha Stephens erzählt eine Liebesgeschichte zwischen zwei Schülerinnen in den 60er Jahren im ländlichen Oklahoma. Und auch die Pilotfolge einer queeren Comedyserie feiert hier Premiere: In Girls Weekend von Transparent-Producerin Ali Liebegott und Regisseurin Kyra Sedgwick (The Closer) kehrt eine queere Tochter (Liebegott) in ihre Heimatstadt zu ihrem Redneck-Vater (Ken Jenkins, Dr. Kelso in Scrubs), ihrer homophoben Schwester (Amy Landecker, Sarah in Transparent) und ihrer krebskranken Mutter (Linda Lavin) zurück.

Sundance.orgHat noch keinen Sender, versucht in Sundance aber wahrscheinlich, einen zu finden: "Girls Weekend" mit Amy Landecker (l.) und Ali Liebegott

Androgyne Stil-Ikonen: Tilda Swinton und Kristen Stewart (eines der Werbegesichter von Chanel, K-Word #151) waren am Dienstag Gäste der Chanel's Haute Couture Show in Paris.

Die Rückkehr der Riot Grrrls: Die legendäre feministische Punkrock-Band Bikini Kill feiert ihr Comeback – leider (zunächst) nur mit drei Konzerten: Das erste findet am 25. April in Los Angeles statt, danach folgen zwei Gigs in New York. Bikini Kill gehörten zu den bekanntesten Bands der Riot Grrrl-Bewegung, die in den Neunzigern für die Verbindung von Punk, Feminismus und Politik stand. Seit ihrer Trennung 1997 hörte man vor allem von Sängerin Kathleen Hanna, ihrer Band Le Tigre und ihrem Solo-Projekt Julie Ruin. Ende 2017 standen drei der vier Bandmitglieder in New York zum ersten Mal wieder gemeinsam für einen Song auf der Bühne:

Eine lesbische Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Frauen in Kenias Hauptstadt Nairobi erzählt Rafiki (unsere Filmkritik) – viel Gefühle, bunte Bilder und hartnäckige Homophobie, und letztere nicht nur vor der Kamera: Der Film, der in Cannes 2018 Premiere hatte, ist in seiner Heimat wegen „Werbung für Lesbianismus“ verboten, Regisseurin Wanuri Kahiu erwirkte vor Gericht nur eine einwöchige Ausnahme im September, während der Rafiki alle Besucherrekorde brach und zum zweiterfolgreichsten kenianischen Film aller Zeiten wurde. Die Queerfilmnacht zeigt ihn noch bis Ende Januar in einigen deutschen Städten, ab 31. Januar läuft er im Kino.

Edition Salzgeber Kena (Samantha Mugatsia) und Ziki (Sheila Munyiva) in "Rafiki"

Im Herbst hatte sie eine Hüftoperation, im November wurde sie in einem Hamburger S-Bahnhof auf die Gleise geschubst (K-Word #275) – aber jetzt gibt‘s endlich mal wieder gute Nachrichten für die lesbische Regisseurin Monika Treut: Die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein macht ihren neuen Dokumentarfilm Gendernauts Revisited finanziell möglich. 1999 portraitierte Treut in Gendernauts – Eine Reise durch das Land der neuen Geschlechter mehrere trans, intersex und genderqueere Menschen in San Francisco, für die Fortsetzung besucht sie ihre Protagonist_innen – jetzt zwischen 50 und 80 Jahre alt – noch einmal, um herauszufinden, wie sich ihr Leben in der Trump-Ära verändert hat. Treut gehört zu den wichtigsten Vertreterinnen des feministischen, lesbischen und queeren Kinos, auf der Berlinale 2017 erhielt sie den Special TEDDY Award für ihr Lebenswerk.

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Genderneutrale Erziehung - Elizabeth Kerekere, Aktivistin aus Neuseeland - Internationales FrauenFilmFestival - LGBTIQ* Community in Armenien mehr zum Inhalt



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