K-Word #289: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Ellen Page streitet mit Chris Pratt, Ariana Grande küsst (beinahe) eine Frau, 3 Grammys für Brandi Carlile und weitere queere Grammy-Momente, Kristen Stewart, Nadine Angerer, Ruby Rose, News von "Batwoman" und "The Handmaid's Tale" - und mehr!
Von Karin Schupp
15.2.2019 - Ellen Page (Inception) legte sich mit Chris Pratt (Jurassic World) an, der bei einem Late Night Show-Auftritt über seine Gemeinde, die Zoe Church, gesprochen hatte. „Oh. K. Äh. Aber diese Kirche ist berüchtigt dafür, anti-LGBTQ zu sein“, twitterte die lesbische Schauspielerin (deren neue Serie The Umbrella Academy gerade bei Netflix startete) und fügte später hinzu: „Wenn du ein berühmter Schauspieler bist und einer Organisation angehörst, die eine bestimmte Gruppe Menschen hasst, dann musst du dich nicht wundern, wenn jemand nachfragt, wieso das nicht thematisiert wird. Anti-LGBTQ zu sein, ist falsch, da gibt’s keine zwei Meinungen. Der Schaden, den es anrichtet, ist erheblich. Punkt.“ Pratt entgegnete auf Instagram: „Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Meine Kirche öffnet ihre Türen für absolut jeden.“ Den homophoben Ruf hat streng genommen nicht die Zoe Church selbst, sondern ihre Mutter-Kirche Hillsong (die dank Promi-Mitglieder wie Justin Bieber gerade einen Aufschwung erlebt), deren Gründer Brian Houston zwar „Homosexuelle willkommen [heißt], den homosexuellen Lebensstil aber nicht unterstützt“, Homosexualität für eine Sünde hält und die Ehe-Öffnung ablehnt.
Ariana Grande fordert in „Break Up With Your Girlfriend, I’m bored today“ offenbar einen jungen Mann dazu auf, mit seiner Freundin Schluss zu machen – aber nicht etwa, weil sie ihn erobern will! Zumindest deutet ihr Video das an: Darin flirtet sie mit der Freundin (gespielt vom Model Ariel Yasmine) und setzt am Ende zum Kuss an - leider bricht der Clip aber kurz vorher ab. Das ist nicht der erste queere Moment des Popstars: In ihrem Video zu „Everyday“ küssen sich zwei Frauen, und im November wurde eine Zeile in „thank u, next“ von Fans als Bi-Coming Out missverstanden - Ariana hatte darin allerdings, wie sich schnell herausstellte, nicht etwa eine Loverin namens „Aubrey“ angesungen, sondern von sich selbst („Ari“) gesprochen.
Die neue Batwoman-Serie (K-Word #284) mit Ruby Rose als lesbischer Superheldin hat ihren „Joker“ gefunden: Rachel Skarsten wird als manisch-charmante Oberschurkin Alice Gotham City unsicher machen. Die Kanadierin ist den lesbischen TV-Fans natürlich nicht unbekannt: Sie spielte in der pansexuellen Mysteryserie Lost Girl die Walküre Tamsin, die eine Affäre mit Hauptfigur Bo (Anna Silk) hatte und unglücklich in sie verliebt war. Die Pilotfolge von Batwoman wird demnächst gedreht.
Ruby Rose ist tatsächlich auf dem besten Weg zum ersten (offen) lesbischen Actionfilm-Star: Nach vier kleineren Rollen, zuletzt im Hai-Schocker Meg, drehte sie die vom ZDF koproduzierte Romanverfilmung SAS: Red Notice, in der sie als Anführerin einer Terrorgruppe einen Zug in die Luft sprengen will (Kinostart: 2020). Und danach spielt die Australierin ihre erste Titelrolle: In Doorman ist sie eine Ex-Soldatin mit Kriegstrauma, die in ihrem neuen Job als Portier eines schicken New Yorker Wohnhauses einer brutalen Einbrecher-Gang gegenübersteht. Die schauspielerische Begabung des Ex-Models wird ja auch in lesbischen Kreisen mitunter angezweifelt, aber abgesehen davon, dass das für männliche Kollegen wie Bruce Willis, Vin Diesel oder The Rock nie ein Hindernis war, sieht Doorman-Produzent Jason Moring das ganz anders: „Ruby hat ein unglaubliches Talent und eine sehr werbewirksame Ausstrahlung, was sie zur perfekten Hauptfigur macht“, schwärmte er während der Berlinale, wo der Thriller bereits in alle Welt (auch nach Deutschland) verkauft wurde.
Ab 21. Feb. im Kino: Can You Ever Forgive Me? ist eine wahre Geschichte: Lee Israel (Melissa McCarthy mal in einer ernsten Rolle) beginnt, weil sie als Verfasserin von Biografien nicht mehr gefragt ist, Briefe von verstorbenen Prominenten zu fälschen und mit Hilfe ihres einzigen Freundes Jack (Richard E. Grant) zu verkaufen - bis ihnen das FBI auf die Spur kommt. Ein unterhaltsamer Film, in der beide Hauptfiguren homosexuell sind - aber eine Lovestory solltet ihr nicht erwarten, denn Israel (1939-2014) war zwar lesbisch, vor allem aber eine griesgrämige Einzelgängerin. Der Film schenkt ihr aber immerhin ein Date, und mit ihrer Ex trifft sie sich auch einmal. McCarthy und Grant bekamen für ihre Rollen eine Oscar-Nominierung, dass Regisseurin Marielle Heller leer ausging, löste in der Branche heftiges Kopfschütteln aus.
Bei den Grammy Awards am Sonntag in L.A. gewann Brandi Carlile (K-Word #280) drei der sechs Grammys, für die sie nominiert war - Americana Album of the Year für „By the Way, I Forgive You“, American Roots Song und American Roots Performance für „The Joke“ – nur in den großen Kategorien Record, Song und Album of the Year ging sie leer aus. „Ich hatte mein Coming Out, als ich 15 Jahre alt war und zur Highschool ging. Und ich kann euch versichern, dass ich zu keiner Party eingeladen wurde und nie bei einem Ball war“, sagte die Musikerin, die mit ihrer Frau Catherine zwei Töchter hat, in einer ihrer Dankesreden. Gratulationen kamen auch von lesbischen Kolleginnen wie Melissa Etheridge, Linda Perry und Country-Star Chely Wright, und nachdem sie mit „The Joke“ gleich noch eine der besten Performances des Abends hingelegt hatte, hagelte es noch mehr begeisterte Tweets, unter anderem von Sheryl Crow ("Lieblingsauftritt des ganzen Abends"), Reese Witherspoon ("Ein Meisterstück") und Anna Kendrick ("Meine Kinnlade liegt am Boden. Heilige Scheiße"), mit der Carlile direkt einen kleinen Twitter-Flirt begann.
Brandi Carlile The Joke Best American Roots Song winner Grammys 2019 10 Feb 2019 #Grammys2019#TheJoke#Brandi@brandicarlile@RecordingAcad@brandiweekend@anne_hoapic.twitter.com/VsExcueKdK
— Marie Gendron (@mariegendron) 11. Februar 2019
Und das war nicht der einzige queere Grammy-Auftritt: Auch Janelle Monaé (K-Word #249), die für 2 Grammys nominiert war, performte und begeisterte damit nicht nur Lady Gaga, die in drei Kategorien gewann, St. Vincent (K-Word #219) sang im Duett mit Dua Lipa “Masseduction”, der als Rocksong of the Year ausgezeichnet wurde, Miley Cyrus (K-Word #102) trat mit ihrer Patentante und Ehrenpreisträgerin Dolly Parton auf, und Cardi B (K-Word #252) gewann als erste Frau in der Kategorie Best Rap Album.
Bei den BAFTA Awards am letzten Sonntag in London räumte The Favourite (unsere Filmkritik) sieben Preise ab und war damit der erfolgreichste Film des britischen Oscars 2019. Ausgezeichnet wurden auch Olivia Colman und Rachel Weisz, die in der historischen Komödie Loverinnen spielen, und Weisz beantwortete anschließend die Frage einer Journalistin, wie sie an die Kussszenen mit Colman herangegangen sei, so: „Äh, mein Mund hat sich ihrem genähert, und ihr Mund öffnete sich. Ich weiß nicht… Da gehört eigentlich keine Vorbereitung dazu. Meine Figur liebte sie, und sie waren Loverinnen, seit sie Teenagerinnen waren. (…) Nein, keine Vorbereitung, sie war einfach wunderschön und großartig.“ Colman hatte zuvor schon in einem BBC-Interview gesagt: "Mit Rachel Weisz zu knutschen, ist wie ein Lottogewinn.“ The Favourite führt (neben Roma) mit zehn Nominierungen auch die diesjährige Oscar-Hitliste an.
Ja, Model/ Schauspielerin Cara Delevingne und Ex-Pretty Little Liars-Star Ashley Benson sind noch ein Paar, und auch Kristen Stewart und die Stylistin Sara Dinkin (K-Word #283) sind noch zusammen. KStew ist in diesem Jahr voraussichtlich in zwei Filmen zu sehen: Im Actionthriller Underwater und im Politdrama Against All Enemies als die Schauspielerin Jean Seberg, die in den 60er Jahren ins Visier des FBI geriet, weil sie sich für die schwarze Black Panther-Bewegung engagierte.
The Handmaid’s Tale kommt zu RTL Passion. Der Bezahlsender strahlt ab 9. April die erste Staffel des 11-fachen Emmy-Gewinners aus. In Deutschland gab‘s die Serie mit Samira Wiley (Orange is the New Black) und Alexis Bledel (Gilmore Girls) in lesbischen Rollen bisher exklusiv beim Telekom-Streamingdienst MagentaTV, dort steht auch die zweite Staffel. In den USA startet im Juni Staffel 3, einen ersten Teaser-Trailer gibt's schon:
Und noch mehr Dystopia: Margaret Atwood, die Autorin der gleichnamigen Buchvorlage (dt. Titel: Der Report der Magd), hat für Herbst 2019 eine Fortsetzung angekündigt. The Testaments wird fünfzehn Jahre nach dem Ende des ersten Romans einsetzen und aus der Sicht von drei Gilead-Bewohnerinnen erzählen.
Am 8. Februar ist die ehemalige Fußballerin Heidi Mohr im Alter von 51 Jahren an Krebs gestorben. Die Vizeweltmeisterin (1995) und dreifache Europameisterin ist mit 83 Toren in 104 Länderspielen die erfolgreichste Torschützin des deutschen Frauenfußballs. Die Weinheimerin, die bis zuletzt in ihrem Geburtsort lebte, arbeitete seit ihrem Karriereende als Lageristin. Weiteres wurde über ihr Privatleben nie bekannt. Erst im Januar war Mohr in die neue „Hall of Fame“ des DFB gewählt worden. Die Fußball-Ruhmeshalle, der auch die lesbischen Ex-Spielerinnen Steffi Jones und Inka Grings angehören werden, wird im April im Fußballmuseum in Dortmund eröffnet.
Nadine Angerer, die Ex-Kapitänin des Nationalteams und Weltfußballerin 2013, macht mal Urlaub vom ihrem Job als Torwarttrainerin beim US-Club Portland Thorns FC und tritt beim Promi-Special der RTL-Show Big Bounce an. Das Trampolin-Spektakel wird am 10. März ausgestrahlt.
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