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K-Word #291: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Lesbenalarm im ZDF und bei Donald Duck, Kate Moennig, Hayley Kiyoko, Melissa Etheridge, Maren Kroymann, "Orange is the New Black" nimmt Abschied, lesbische Oscar-Momente, Miley Cyrus als Dragking - und mehr!

Von Karin Schupp

1.3.2019 - Lesben-Alarm im ZDF: In dem Krimi Getrieben, der am Montag im Zweiten lief, arbeiten die Kommissarin Sibylle Deininger (Ulrike C. Tscharre) und ihre Ex, die Psychologin Dr. Kara Bischoff (Petra Schmidt-Schaller), trotz Trennungsschmerzen zusammen, um einen Frauenmörder zu finden, der Karas Patient Stefan Grewe (Matthias Matschke) sein könnte. Die Therapeuten-Innung wird über den laxen Umgang mit der Schweigepflicht heftig die Stirn runzeln, und eine Wohlfühl-Lovestory à la Wynonna Earp solltet ihr nicht erwarten, aber ein deutscher Fernsehfilm mit gleich drei lesbischen/ bisexuellen Frauen (ja, es gibt noch eine dritte) ist auf jeden Fall einen Blick wert (steht in der Mediathek).

ZDF/ Screenshot Na gut, der Begriff "Ex-Paar" ist ein weites Feld... Petra Schmidt-Schaller und Ulrike C. Tscharre in "Getrieben"

In der neuen Krimiserie Dead End, seit Dienstag bei ZDFneo, kehrt Emma (Antje Traue), Forensikerin und Tochter des örtlichen Leichenbeschauers, in ihre brandenburgische Heimatstadt zurück, steht der Polizei bei (den überraschend zahlreichen) Mordfällen zur Seite - und kommt der Polizistin Betti (Victoria Schulz) auch privat näher. Nicht unerwähnt sollte dabei bleiben, dass Emma eine schroffe, unnahbare Einzelgängerin ist und auch ihr Ex-Freund, ein FBI-Agent, noch im Spiel zu sein scheint. Die Kritiken bewegen sich zwischen “ungewöhnlich und spannend” (Märkische Allgemeine) und “völlig verunglückt” (Spiegel Online) in der Mediathek stehen bereits alle sechs Folgen. Antje Traue spielte übrigens 2016 auch in Shamim Sarifs Film Despite The Falling Snow (leider nie in Deutschland erschienen) eine lesbische Rolle und ist am 13. März im ARD-Movie Die Freundin meiner Mutter als Lebensgefährtin von Katja Flint zu sehen – dazu mehr im nächsten K-Word. 

ZDF/ Carolin Ubl "Dead End" heißt Sackgasse - bleibt zu hoffen, dass die Serie Betti und Emma nicht in eine solche führt...

Und damit solche Charaktere nicht nur rühmliche Ausnahmen bleiben, gründete sich in Berlin kürzlich die Initiative Queer Media Society für mehr LGBTQ-Sichtbarkeit in deutschen Filmen, Serien und anderen Medien - wir berichteten.

Kate Moennig läuft sich schon mal fürs The L Word-Reboot (K-Word #290) warm: In der Comedyserie grown-ish über eine Gruppe von College-Studis spielt sie eine lesbische Gender-Professorin (K-Word #286), die - wie in der letzten Folge zu sehen - die bisexuelle Nomi (Emily Arlook) nicht nur in die LGBT-Kultur einführt:

In New York endeten in dieser Woche die Dreharbeiten für die siebte und letzte Staffel von Orange is the New Black. Und während wir das Ende der Knastserie (voraussichtlich) erst im Sommer bei Netflix erleben dürfen, verabschiedeten sich die Schauspielerinnen bereits in den Sozialen Medien emotional von ihrer Serienfamilie, darunter eine zu Tränen gerührte Laura Prepon (Alex Vause), die nach ihrer letzten Szene von Serienschöpferin Jenji Kohan umarmt und von der ganzen Crew beklatscht wurde. Mehr Abschieds-Postings stehen hier.

Melissa Etheridge veröffentlichte “Faded By Design”, den ersten Song ihres neuen, fünfzehnten Albums “The Medicine Show”, das am 12. April erscheint. “Es geht darum, die Verantwortung für mich, meine Gesundheit und mein Glück zu übernehmen”, sagte die 57-Jährige in Glasgow, wo sie den Song zum ersten Mal vor Publikum spielte. Und ihr Plattenfirma Universal Music gegenüber erklärte sie, “dass es um Gesundheit, um Wohlbefinden, um Cannabis, um diesen ganzen neuen Ansatz, diesen Paradigmenwechsel geht. Jeder Song des Albums ist von diesem Thema durchzogen. Wir haben endlich keine Angst mehr davor – so weit haben wir es schon geschafft!“ Etheridge, die eine Brustkrebserkankung überlebt hat, engagiert sich schon lange für die Legalisierung von Cannabis.

Dank eines 10-jährigen Mädchens bekommen die Donald Duck-Comics ihr erstes Lesbenpaar! Allerdings nur in den Niederlanden: Fenna, die aus einer Regenbogenfamilie mit zwei Müttern und zwei Väter kommt, hatte sich in einem Beitrag der Kindernachrichtensendung NOS-Jeugdjournaal beklagt, dass in ihrem Lieblingscomic keine lesbischen und schwulen Charaktere vorkommen: „In Entenhausen existieren sie einfach nicht.“ Dabei würden ihr ein paar Figuren im Hintergrund schon genügen, sagte sie bei einem Besuch in der holländischen Disney-Redaktion: „Man sieht viele Paare, und davon könnten doch welche gay sein.“ Chefredakteurin Joan Lommen erfüllte ihr diesen Wunsch prompt: Ein Grafiker gestaltete ein bereits gezeichnetes Hetero-Paar in ein verliebtes Frauenpaar um.

nos.nl/ Screenshot "Ein bisschen lächerlich" fand Fenna (10) die Erklärung der Chefredakteurin, dass die GrafikerInnen einfach nicht daran denken würden, dass es auch Frauen- und Männerpaare gibt - hoffentlich ändert sich das jetzt!

Die lesbische Historiengroteske The Favourite (unsere Filmkritik) war für zehn Oscars nominiert, ergatterte bei der Verleihung am Sonntag aber nur eine Trophäe. Die ging an Olivia Colman, die - zur allgemeinen Überraschung, aber nicht unverdient - die Favoritin Glenn Close schlug und die unterhaltsamste Dankesrede des Abends hielt. Auch Rami Malek (Bohemian Rhapsody) und Mahershala Ali (Green Book) bekamen ihre Oscars für queere Rollen (auch wenn Green Book, der – nicht weniger überraschend – als Bester Film ausgezeichnet wurde, das nur recht dezent andeutet). Für LGBT-Vielfalt sorgten aber vor allem die Oscar-Presenterinnen: Sarah Paulson (die mit ihrer Lebensgefährtin Holland Taylor  kam), Tessa Thompson (K-Word #257), die auf einer Oscar-Party mit ihrer lesbischen Kollegin Kiersey Clemons gesichtet wurde (ein Paar sind sie allerdings nicht), und Amandla Stenberg (K-Word #257).

ABC/ ScreenshotEmma Stone (r.), die selbst für "The Favourite" nominiert war, aber nicht gewann, konnte gar nicht mehr aufhören, Olivia Colman zu küssen

Amandla Stenberg, die die Hauptrolle in den Jugenddrama The Hate U Give über Rassismus und Polizeigewalt (aktuell im Kino) spielt, bekam zuletzt zwei ganz andere Preise: Das Trevor Project, ein Problemtelefon für LGBTQ-Jugendliche, verlieh ihr im Dezember den „Youth Innovator Award“, und der LGBT-Verband Human Rights Campaign zeichnete sie im Februar mit dem „HRC Visibility Award“ für besonders sichtbare und engagierte Prominente aus, den zuletzt Sex and the City-Star Cynthia Nixon (2018) und Westworld-Star Evan Rachel Wood (2017) bekamen. In ihrer Rede wies die 20-Jährige, die mit der Musikerin King Princess (K-Word #262) ist oder - eher - war, darauf hin, wie wichtig Sichtbarkeit ist: „Hätte ich in meiner Jugend mehr schwarze, lesbische Frauen gesehen, wäre ich mir meiner Sexualität wahrscheinlich früher bewusst geworden.“

ABC/ Screenshot War eine der jüngsten Oscar-Presenterinnen in der Geschichte der Academy Awards Amandla Stenberg

Es läuft für Maren Kroymann! Ende Januar bekam die „schmallippige, feministische, vegetarische Lesbe, die stramm auf die 70 zugeht“ (Selbstbezeichnung), für die Sketchcomedy Kroymann den Deutschen Fernsehpreis (K-Word #287), und jetzt kommt noch der Grimme-Preis dazu – und das schon zum zweiten Mal! Die Preisverleihung findet zwar erst am 5. April statt, aber Kroymann hielt auf Facebook schon mal eine Dankesrede - hier die pantomimische Kurzversion:

Miley Cyrus (K-Word #290) war Gastjurorin der kultigen Dragqueen-Castingshow RuPaul’s Drag Race, deren 11. Staffel gestern startete, und gab als Dragking ihr Bestes: Sie spionierte die Kandidatinnen als Crewmitglied „Barry Johnson” aka “BJ“ aus.

Barbara Hammer, Pionierin des lesbischen Experimentalfilms, gab dem New Yorker ein Abschiedsinterview: Die 79-Jährige kämpft seit dreizehn Jahren erfolglos gegen den Krebs an und wird bald sterben. Zusammen mit ihrer Frau Florrie Burke spricht sie über würdevolles Sterben, ihre Liebesgeschichte und ihre Arbeit. Absolut lesenswert!

Die lesbische Sängerin Hayley Kiyoko (K-Word #279, Interview in L-MAG Jan/Feb 2019), die im Februar auch Konzerte in Hamburg, München und Köln gab, sprach mit der Musikzeitschrift Billboard über ihre Kindheit, ihr Coming Out und ihre Karriere, und auch ihre Eltern und ihre beste Freundin Gabrielle kommen in diesem Clip zu Wort: 

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