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K-Word #302: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Lesbenfilm in Cannes, lesbische Romantic Comedy mit Kristen Stewart, neue Trailer von "Tales of the City" und "Batwoman" mit Ruby Rose, "Rote Rosen", Caster Semenya, LP, Newcomerin Hanna Batka, Fußball, Filmtipps - und mehr!

Von Karin Schupp

17.5.2019 - Mit Portrait de la jeune fille en feu steht nach Blau ist eine warme Farbe (2013), Carol (2015) und Rafiki (2018) in diesem Jahr wieder ein lesbischer Liebesfilm im Wettbewerb der Filmfestspiele in Cannes – diesmal von einer lesbischen Regisseurin gedreht. Céline Sciamma, die schon in Water Lilies (2007) und Tomboy (2011) queere Themen auf die Leinwand brachte, siedelte siedelte ihr Historiendrama im Jahr 1770 an und erzählt, wie sich eine Künstlerin (Noémie Merlant) und die Frau (Adèle Haenel), deren Porträt sie vor ihrer Hochzeit malen soll, ineinander verlieben. Adèle Haenel (120 BPM, Die Blumen von gestern), die von Sciamma seinerzeit für Water Lilies entdeckt wurde und seitdem ihre Lebensgefährtin ist (K-Word #34), gehört mittlerweile zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen Frankreichs und ist in Cannes noch mit zwei weiteren Filmen vertreten. Das Festival läuft noch bis zum 25. Mai.

Pyramide Films Marianne (Noémie Merlant, l.) und Héloïse (Adèle Haenel) in "Portrait de ja jeune femme en feu"

Cast, Finanzierung und sogar der US-Starttermin – 20. Nov. 2020 – stehen: Hollywood dreht seine erste große lesbische Romantic Comedy mit Kristen Stewart (Twilight) und Mackenzie Davis (die schon in der preisgekrönten Black Mirror-Folge „San Junipero“ eine lesbische Rolle spielte) in den Hauptrollen. In Happiest Season von der lesbischen Regisseurin und Schauspielerin Clea DuVall (Veep) will eine Frau (Stewart) ihrer Freundin (Davis) während des Weihnachtsbesuchs bei deren Familie einen Heiratsantrag machen – bis sie merkt, dass die sich bei ihren konservativen Eltern noch gar nicht geoutet hat. Die Liebeskomödie ist Stewarts dritter queerer Film nach Lizzie und J.T. Leroy (K-Word #297). Privat ist die 29-Jährige seit Ende letzten Jahres mit der Stylistin Sara Dinkin (K-Word #283) zusammen.

ET Canada/ NASA, Bill Ingalls, PD Kristen Stewart (l.) und Mackenzie Davis

„Wow, ‚Lost On You‘ hat über eine Milliarde Streams erreicht“, freute sich LP letzte Woche auf Instagram - und dürfte allein damit trotz notorisch schlecht bezahlender Streamingdienste finanziell ausgesorgt haben. Die lesbische Musikerin ist gerade auf Europa-Tour, hat aber nur noch einen Gig in Deutschland vor sich: Am 12. Juli tritt sie beim Jazzopen in Stuttgart auf.

LP/ Instagram LP (r.) und ihre Verlobte Lauren Ruth Ward, die seit dieser Woche wieder bei einigen Konzerten mit auf der Bühne steht

Hier kommt der lesbische Nachwuchs: „We Are“ von Hanna Batka ist dank des neuen Bahn-Werbespots in allen Ohren, ihr eigenes Video, das sie mit ihren Freundinnen Iris und Sylvi drehte, passt allerdings viel besser zum Song! Über ihr Coming Out sagte die 20-Jährige im Bravo-Interview: „Das war alles relativ entspannt. Als erstes habe ich mit meinem besten Freund darüber gesprochen, der selbst schwul ist. Dann hab ich mich nach und nach geoutet. Meinen Eltern habe ich damals einen Brief geschrieben. Meine Mum war anfangs verwirrt, aber als ich meine erste Freundin zu Besuch hatte, waren sie direkt ein Herz und eine Seele.“ Die Berlinerin, die zuletzt im Vorprogramm von Philipp Poisel und Christina Stürmer auftrat, arbeitet gerade an ihrem ersten Album.

Seit einigen Wochen berichten wir schon über die lesbische Storyline in der ARD-Soap Rote Rosen (Mo-Fr, 14:10 Uhr; K-Word #301), und heute erreichte mich eine Mail von Katja Preuß, die dort als „Agnes“ gerade eine Affäre mit ihrer Chefin Margret (Solveig August) begonnen hat. „Als ich diese Rolle annahm, hatte ich nicht gedacht, dass die Story so weit drüber hinaus thematisiert wird“, schreibt sie. „Es ist für mich als Schauspielerin sehr schön zu sehen, wie vielen Menschen sie etwas bedeutet und dass es für viele wichtig ist, dass dieses Thema nun auch in der Telenovela einen Platz findet.“ Einen Platz für ein längerfristiges Frauenpaar hat der Sender aber leider, leider nicht: ***Achtung, Spoiler*** Die Storyline läuft auf den altbekannten Soap-Ausstiegsplot „Erst Coming Out, dann Auswanderung“ hinaus.

ARD/ Nicole Manthey Begegnen sich vorsichtshalber nur noch mit vier Lagen Kleidung und einem Meter Sicherheitsabstand: Agnes (l.) und Margret

Letzte Woche konnten wir schon einen kurzen Blick auf Ruby Rose als lesbische Batwoman werfen, gestern veröffentlichte der US-Sender The CW den ersten langen Trailer der neuen Serie mit der Fledermaus und ihrem Alter Ego Kate Kane. Seitdem wird - wie es sich leider eingebürgert hat, wenn weibliche Figuren in Domänen eindringen, die Männer für sich beanspruchen – die Kommentarspalte mit verächtlicher Ablehnung zugespammt. Was beweist, wie wichtig solche Serien sind! Batwoman startet im Herbst im Doppelpack mit ihrer Schwesterserie Supergirl.

Und auch ein ausführlicher Trailer der neuen, queeren Serie Tales of the City ist da. In der Fortsetzung von Armistead Maupins Wahlfamilien-Saga Stadtgeschichten gehört zum ersten Mal auch ein Frauenpaar zu den Hauptfiguren: Mary Ann Singletons (Laura Linney) inzwischen erwachsene Tochter Shawna (Ellen Page, Inception) und Claire (Zosia Mamet, Girls). Außer Page sind noch etliche weitere LGBT-Schauspieler_innen im Cast, darunter Charlie Barnett (Chicago Fire), Murray Bartlett (Looking), Victor Garber (Legends of Tomorrow), Daniela Vega (Eine fantastische Frau) und Jen Richards (Her Story). Tales of the City steht ab 7. Juni bei Netflix.

Südafrikas Leichtathletik-Star Caster Semenya will keine Medikamente nehmen, um ihre hohen Hormonwerte zu senken. „Hell, no“, sagte die beste 800 Meter-Läuferin der Welt nach ihrem Sieg beim Diamond-League-Meeting in Doha Anfang Mai und erklärte gegenüber BBC Sport: „Gott hat über meine Karriere entschieden, Gott wird sie beenden. Kein Mann oder anderer Mensch kann mich davon abhalten zu laufen.“ Damit wehrt sich die 28-Jährige vehement gegen die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS (K-Word #300), dass der Testosterongehalt im Blut bei Läuferinnen nicht über 5 Nanomol pro Liter liegen darf. Die Unterstützung ihres Sponsors Nike hat sie, und der südafrikanische Leichtathletik-Verband wird nun Einspruch gegen das Urteil einlegen, da es „starke wissenschaftliche, medizinische und juristische“ Argumente und ethische Konflikte ignoriert habe. Die Regelung bezieht sich nur auf Strecken zwischen 400 und 1600 Metern, auf längeren Distanzen darf die 28-Jährige weiterhin starten. Eins steht für sie jedenfalls fest: „Wieso sollte ich mit nur 28 Jahren zurücktreten? Ich fühle mich noch jung und voller Energie. Ich habe noch mindestens 10 Jahre im Sport vor mir.“

Semenya/ InstagramCaster Semenya (l.) und ihre Frau Violet

Mehr Sichtbarkeit für queere Roboter: „Im Leben geht es darum, Türen zu öffnen. Neue Träume zu erschaffen, von denen du nicht wusstest, dass sie überhaupt existieren“, sagt Supermodel Bella Hadid in diesem neuen Werbespot von Calvin Klein - und küsst die Instagram-Influencerin Lil Miquela. Die ist allerdings kein Mensch, sondern eine 2016 am Computer entstandene Kunstfigur mit über 1,5 Millionen Followern. Bisher hatte die ewige 19-Jährige nur boyfriends, aber auch in der virtuellen Realität gibt’s eben Coming Outs!

Jetzt im Kino: In Der Boden unter den Füßen von Marie Kreutzer geht es um eine gestresste lesbische Unternehmensberaterin (Valerie Pachner), deren Leben aus dem Rhythmus gerät, als sich ihre psychisch kranke Schwester (Pia Hierzegger) in ihren Alltag drängt. Lest hier unsere Filmkritik.

Jetzt auf DVD: Colette mit Keira Knightley als berühmteste Schriftstellerin Frankreichs (1873-1954), die offen bisexuell war, was in dem - ansonsten allerdings braven - Biopic auch nicht zu kurz kommt  (unsere Filmkritik). 

Ab 21. Mai bei Netflix: Not Normal von Wanda Sykes (Mädelstrip, Bad Moms), einer der bekanntesten offen lesbischen Comedians der USA. Sykes, die sich 2008 bei einer LGBT-Demo in Las Vegas outete, spricht in ihrem Comedy-Special auch über ihre Ehe mit der Französin Alex und ihre gemeinsamen Zwillinge (10).

Am Dienstag gab Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg am Dienstag ihren Kader für die Fußball-WM in Frankreich (ab 7. Juni) bekannt, und zeitgleich ging ein Video online, in dem das Team ungewohnt frech und selbstironisch ihr Underdog-Dasein („Wir spielen für eine Nation, die unsere Namen nicht kennt“) und Vorurteile gegen Frauenfußball aufspießt: „Wir brauchen keine Eier. Wir haben Pferdeschwänze!“

Zu den wenigen bekannten Nationalspielerinnen gehörte sicherlich Simone Laudehr (Bayern München), doch die wurde nicht berufen und verkündete noch am selben Tag sichtlich verstimmt ihren Rücktritt aus den Nationalteam. „Nachdem man jahrelang alles für dieses Team gegeben hat, wäre es schön gewesen, wenn zumindest ein Anruf gekommen wäre von der Bundestrainerin“, beklagte sich die 103-fache Nationalspielerin, die seit Rio häufig verletzt war und ihr letztes Nationalspiel im Oktober 2017 bestritt, in der SZ.

Während „Simon“ sich jetzt ganz auf die Bundesliga konzentrieren will, hat ihre Teamkollegin Melanie Behringer, wie Laudehr Olympiasiegerin, Weltmeisterin (2007) und Doppel-Europameisterin (2009, 2013), ihre Karriere am letzten Wochenende ganz beendet, und auch Anja Mittag hat ihren Abschied vom aktiven Fußball angekündigt. Die 34-Jährige, die schon beim EM-Titel 2005 dabei war, spielt aber noch die Saison beim schwedischen Club FC Rosengård zu Ende. Zum Nationalteam zurück kehrt Birgit Prinz: Die Ehrenspielführerin und zweifache Weltmeisterin wird bei der WM als Sportpsychologin dabei sein. 

Und nicht vergessen: Hier verlosen wir die von Nilla Fischer unterschriebene Regenbogen-Kapitänsbinde, die uns die Schwedin zum Abschied vom VfL Wolfsburg schenkte - und ein Abschiedsinterview gab sie uns auch. 

Uta Zorn Anja Mittag, Melanie Behringer, Simone Laudehr (v.l.n.r.)

Wir schicken Grüße an die Ostsee, wo heute Abend die zehnte Ausgabe von L-Beach beginnt. Neben den Stammgästen BETTY – nach einem Jahr Pause wieder da! – kehren mit Steffi List (da passt es doch, dass ihr brandneues Video "Lass mich frei" am Meer gedreht wurde!) und den Hosts Annie Heger und Ex-No Angels-Sängerin Lucy Diakovska (die bei der L-Beach-Premiere 2010 dabei war) weitere Lesbenpromis an den Weißenhäuser Strand zurück.

BETTY/ Twitter"Unser Lieblingsfestival!" - BETTY, bei uns vor allem für den Titelsong von "The L Word" bekannt, waren mit Ausnahme von 2018 jedes Jahr dabei

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