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K-Word #305: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Vera Int-Veen, Ruby Rose, Taylor Swift, King Princess, Caster Semenya, „The L Word“-Reboot, „Tales of the City“, Film-Tipps, Fußball-WM, ist Kristen Stewart wieder mit ihrer Ex zusammen? Und mehr!

Von Karin Schupp

7.6.2019 - Sie sind seit drei Jahren verheiratet und tragen in ihrem Freundeskreis den Pärchennamen „Verobi“, der Öffentlichkeit zeigte Vera Int-Veen aber erst letzte Woche ihre Frau Christiane, genannt Obi. Die beiden kennen sich seit 23 Jahren, sind seit 16 Jahren ein Paar. Sie seien „sehr gerne privat“, sagte die Schwiegertochter gesucht-Moderatorin im RTL-Interview auf Mallorca, aber: „Ich hatte keine Lust mehr, alleine auf Events zu gehen. Ich bin ja auch stolz darauf.“ Allerdings musste sie Obi („Ich bin nicht die Rampensau wie meine Frau“), die auch ihre Managerin ist, „ein bisschen in die Nummer reinquatschen“. Auch bei ihrer Heirat war sie die treibende Kraft: „Nachdem meine Mutter verstarb, (...) war klar, ich hab keine Familie“, sagte sie und fügte hinzu: „Meine Mutter hat sich das auch immer gewünscht.“ Die 51-Jährige outete sich Anfang 2006 in einem Bunte-Interview mit den Worten: „Ich lebe glücklicherweise in einem sehr entspannten Umfeld mit engen Freunden und vor allem mit meiner Lebensgefährtin, die mir wirklich Halt gibt. Ich führe eine wunderbare Beziehung. Wir sind glücklicher denn je.“

RTLRTL befürchtete wohl, dass jemand die beiden für Schwestern halten könnte...

Heute beginnt in Frankreich die Fußball-WM der Frauen, morgen spielt das DFB-Team gegen China (ARD, 15 Uhr). Lest hier den Vorbericht unserer Fußballexpertin Uta Zorn (die bereits vor Ort weilt und Sturm und Regen trotzt) und nächste Woche unsere traditionelle Liste der offen lesbischen und bisexuellen Nationalspielerinnen. So viel sei schon verraten: Es sind mehr als bei der WM 2015 in Kanada! Eine von ihnen ist Megan Rapinoe, die ihre dritte Weltmeisterschaft spielt und im Werbespot des Team-Sponsoren VISA „Be Loud. Be Proud. Be You“ über ihre Identität und Vorbildsrolle als lesbische Sportlerin spricht. So etwas und so jemanden wünsche ich mir – bei allem Lob für den frechen Commerzbank-Werbespot – auch mal fürs deutsche Team!

In ARD und ZDF, die alle Spiele (zumindest im Livestream) übertragen, kommen auch einige deutsche Ex-Nationalspielerinnen als Expertinnen zu Wort: Im Ersten kommentiert Nia Künzer, das ZDF fährt unter anderem Lira Alushi, Lena Lotzen, Celia Šašić und Kim Kulig-Soyah  (K-Word #150).

Frauenküsse in Let’s Dance! Dabei ist Kerstin Ott doch gar nicht mehr dabei (K-Word #300)! Aber vielleicht wollte RTL dafür auch lieber zwei ausgewiesene Heten nehmen, damit ganz klar ist, dass die Gefühle nur gespielt sind?! In der Show am letzten Freitag jedenfalls tanzte die Sängerin und Titelfavoritin Ella Endlich im Trio-Dance mit den Profis Valentin Lusin und dessen Frau Renata Lusin eine Rumba und küsste am Ende – Renata.

RTL "I kissed a girl...": Ella Endlich (r.) und Renata Lusin

Lange hat sich Taylor Swift nicht politisch geäußert, aber seit letztem Herbst unterstützt sie aktiv den Kampf gegen LGBTQ-feindliche Gesetze in ihrem Heimatstaat Tennessee und den USA (K-Word #297, K-Word #271). Jetzt forderte sie Tennessees republikanischen Senator Lamar Alexander in einem offenen Brief dazu auf, dem Gesetzesentwurf „Equality Act“ zuzustimmen, der LGBT-Menschen vor Diskriminierung im Beruf, öffentlichen Einrichtungen, Justiz und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens schützen würde. Die Trump-Regierung lehnt das Gesetz ab, sodass es im Senat, wo die Republikaner die Mehrheit haben, höchstwahrscheinlich nicht durchkommt. Vielleicht aber ändert Swifts Petition, die sie zeitgleich startete, etwas daran: Bisher haben rund 140.000 Menschen unterschrieben.

TIME Ihr Wort zählt etwas: Laut TIME gehört die Sängerin (29) zu den "100 einflussreichsten Menschen"

Lesbisch zu leben, also emotional und sexuell außschließlich Frauen zu begehren, ist - in westlichen Ländern - einfacher geworden, die Identifikation mit dem Wort ‚lesbisch‘ aber beim Nachwuchs so viel schwerer (wir schrieben am Tag der lesbischen Sichtbarkeit und im Rahmen des Lesbenfrühlingstreffens bzw. L*FT an Pfingsten in Köln darüber): „Ich benutze manchmal den Begriff ‚lesbisch‘, und das fühlt sich auch überhaupt nicht falsch an, aber etwas in mir sagt mir, dass ich gay bin“, sagte die Musikerin King Princess (20, K-Word #275) der Webseite After Ellen. „Ich bin ein girl, das schon lange girls datet. Also bin ich eine Lesbe. Aber manchmal fühle ich mich auch wie ein Schwuler.“ Auch wenn sie vor allem lesbische Medien nutze, bedeute das „nicht unbedingt, dass der Begriff besser zu mir passt als gay. (…) Und wenn du dich als gay identifizierst, heißt das nicht unbedingt, dass du eine schlechte Lesbe bist.“

Mit Begrifflichkeiten schlägt sich auch Ruby Rose herum, deren Casting als lesbische Superheldin Batwoman (K-Word #302) im letzten Jahr einen Twitter-Shitstorm auslöste (K-Word #263) - unter anderem wurde ihr vorgeworfen, nicht wirklich lesbisch zu sein, da sie sich als „gender-fluid“ definiere. „Ich bin eine Frau, die sich als Frau identifiziert. Ich bin nicht trans“, stellte die Australierin jetzt in der Zeitschrift Entertainment Weekly klar. „Aber wenn gender-fluid bedeutet, dass ich mich auf keinen Fall als Frau identifizieren kann, dann kann ich das wohl nicht sein. Vielleicht muss ich mir einen anderen Begriff ausdenken, mit dem ich niemandem auf die Zehen trete.“ Wie wäre es mit: „Lesbe (die sich nicht vorschreiben lässt, wie sich eine Frau zu verhalten hat)“? Ruby dreht aktuell den Actionthriller Doorman und ist das Gesicht der neuen G-Star-Kampagne:

Ab heute auf Netflix: Tales of the City erzählt Armistead Maupins queere Wahlfamilien-Saga (dt. Buchtitel: Stadtgeschichten) weiter und verbindet die Geschichten um die Ur-Besetzung mit den neuen BewohnerInnen der Barbara Lane 28 - Oldschool meets Millennials sozusagen. Mit der lesbischen Showrunnerin Lauren Morelli (zuvor bei Orange is the New Black) wurde der Cast, zum auch Ellen Page (Inception, Freeheld) und Zosia Mamet (Girls) gehören, weiblich-queerer. Lest am Wochenende hier unsere Serienkritik.

Netflix meint es heute gut mit uns und stellte auch Elisa & Marcela online. Das lesbische Liebesdrama von Isabel Coixet, das im Wettbewerb der Berlinale 2019 lief, erzählt in Schwarz-Weiß die wahre Geschichte von Elisa (Natalia de Molina) und Marcela (Greta Fernández), die 1901 in Spanien heirateten - die erste homosexuelle Hochzeit des Landes -, nachdem Elisa eine männliche Identität angenommen hatte. Womit sie in ihrem Dorf allerdings nicht lange durchkommen… (Der Film ist – anders als der Trailer – deutsche untertitelt.)

In Indien 2019 haben es Dorflesben nicht viel leichter: Die Sprinterin Dutee Chand (23) darf sich seit ihrem Coming Out (K-Word #303) nicht mehr in ihrem Dorf blicken lassen, da sie die Dorf-Ehre beschmutzt habe. Und auch ihre Eltern, die ihre Beziehung mit ihrer Freundin, einer Studentin (19), tolerierten, solange sie nicht öffentlich war, distanzierten sich in Interviews. Wie es ihrer Freundin ergeht, die aus demselben Ort stammt, ist nicht bekannt. Die schnellste Frau Indiens bleibt stark: „Nicht alle sehen das positiv, aber einige meiner Verwandten und Fans unterstützen mich und sagten: ‚Es ist dein Leben.‘ Den Rest habe ich nicht beachtet“, schrieb sie am Mittwoch auf Twitter. In Indien ist Homosexualität zwar seit 2018 nicht mehr verboten, aber dennoch müssen Lesben und Schwule häufig um ihre Sicherheit fürchten. Ende Mai etwa wurde eine 19-jährige Lesbe von Nachbarn an einen Baum gefesselt und verprügelt (immerhin halfen ihr andere, darunter ihre Eltern, und holten die Polizei).

Kristen Stewart und Topmodel Stella Maxwell sollen wieder zusammen sein. Die beiden hatten sich Ende 2018 nach anderthalb Jahren Beziehung getrennt, seit Dezember war die Fashionbloggerin/ Stylistin Sara Dinkin die neue Frau an ihrer Seite (K-Word #283). Im April kuschelten die beiden noch auf dem Coachella-Festival, seit Mai Mai knipsten Paparazzi KStew hingegen schon mehrmals mit ihrer Ex. Vielleicht sind sie ja auch einfach nur Freundinnen – wenn da kein Muster zu erkennen wäre: Kristen nahm sich auch in ihrer ersten offiziell bekannten Beziehung mit Alicia Cargile diverse „Auszeiten“, zuletzt 2016 für die Musikerin/ Schauspielerin SoKo (K-Word #148), bevor sie sich einige Monate später endgültig trennte ein kurzes Techtelmechtel mit der Musikerin St. Vincent (K-Word #171) begann.

ChanelKristen Stewart in einem Chanel-Werbespot

Aktuell in ausgewählten Kinos: In der englischen Dramedy Anker der Liebe mit den Game of Thrones-Stars Natalia Tena und Oona Chaplin (im echten Leben gute Freundinnen) geht's um Kinderwunsch und alternative Familienformen. Kat (Tena) und Eva (Chaplin) sind ein glückliches Paar, das das freie, ungebundene Leben auf ihrem Hausboot genießt – bis Eva ein Kind bekommen will und sich Kats besten Freund als Samenspender aussucht. „Spannend und unterhaltsam“, urteilte unsere Filmkritikerin – hier nachzulesen.

Pro-Fun

Teilerfolg für Caster Semenya: Südafrikas lesbischer Leichtathletik-Star darf bis vorerst wieder auf der 800-Meter-Strecke antreten. Das Schweizer Bundesgericht setzte in einer „vorläufigen Bestimmung“ die Testosteron-Grenzwerte außer Kraft, die der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne für die Distanzen von 400 bis 1500 Metern festlegte (K-Word #302). Die dreifache Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin, die gezwungen wäre, ihren Hormonspiegel medikamentös zu senken, hatte gegen diese Entscheidung geklagt. „Ich bin den Schweizer Richtern dankbar für diese Entscheidung“, sagte sie in einer Erklärung. „Ich hoffe, dass ich nach meinem Einspruch wieder in der Lage sein werde, frei zu laufen.“ Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat nun bis 25. Juni Zeit, sich zu äußern.

Semenya/ InstagramCaster Semenya mit zwei Stars des Fußball-WM-Teilnehmers Südafrika: die lesbische Teamkapitänin Janine van Wyk (l.) und Stürmerin Thembi Kgatlana

Der neue Titel The L Word: Generation Q (K-Word #303) deutet es schon an: Der Relaunch der beliebten Lesbenserie, der im Herbst in den USA startet, wird wohl nicht mehr viel mit dem Original zu tun haben. Und doch wirbt der Sender Showtime in seinem neuen Trailer mit Szenen und Charakteren aus der alten Serie, obwohl vom damaligen Cast bisher nur Kate Moennig, Jennifer Beals und Leisha Hailey wieder dabei sind. Die drei werden auch bei der LGBT-Pride-Parade in New York (30. Jun) von einem The L Word-Mottowagen winken, der am Wochenende auch beim LGBT Pride in West Hollywood mitfahren wird.

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