K-Word #309: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: US-Weltmeisterin Kelley O'Hara outet sich per Kuss, Karina Lombard hat schlimme Erinnerungen an "The L Word", Megan Rapinoe, Tegan & Sara, Cara Delevingne & Ashley Benson, Kira Walkenhorst, BTN-Paar Saskia Beecks & Nathalie Bleicher-Woth und mehr!
Von Karin Schupp
12.7.2019 - Alles linkextreme Lesben außer Kelley - das dachten die Trump-Fans wohl nach dem Fußball-WM-Sieg der US-Frauen (unser Bericht) und feierten Kelley O‘Hara (Utah Royals) als „wahre Patriotin“, weil sie die US-Fahne aufhob, die eine andere Spielerin fallen gelassen hatte – ihr Jubelrufe erstarben aber wahrscheinlich, als die Verteidigerin zu ihrer Freundin an die Bande lief und sie küsste. Hach, Coming Out per Kuss ist doch immer noch das beste Coming Out! Die 30-Jährige, die bisher nicht mal auf unserer Gerüchteliste stand, ist damit die Nr. 6 im US-Team und die Nummer 51 auf unserer "Liste der offen lesbischen/ bisexuellen/ queeren Fußball-WM-Stars".
Am Mittwoch wurden die US-Weltmeisterinnen auf einer Parade in New York bejubelt. „Wir haben rosa Haare und lila Haare. Wir haben Tattoos und Dreadlocks. Wir sind weiße Mädels und schwarze Mädels und alles dazwischen. Hetero-Mädels und lesbische Mädels. Ich könnte nicht stolzer sei, Co-Kapitänin zu sein“, rief Megan Rapinoe, die als beste Spielerin und Torschützenkönigin der WM ausgezeichnet wurde, in einer Rede. Gegenüber CNN wiederholte die seit 2012 offen lesbische Spielerin ihre Absage ans Weiße Haus (K-Word #307): „Ich würde nicht hingehen und alle Teamkolleginnen, mit denen ich darüber gesprochen habe, würden nicht hingehen“, sagte sie. „Ich glaube nicht, dass wir von dieser Regierung vereinnahmt oder korrumpiert werden wollen.“ Donald Trump hat bisher allerdings auch noch keine Einladung verschickt.
Tegan and Saras neues Album Hey, I’m just like you, das sie für Ende Septemer ankündigten, wird etwas ganz Besonderes: „Während wir an unseren Memoiren arbeiteten, haben wir zwei Cassetten mit dutzenden Songs gefunden, die wir in der Highschool geschrieben haben“, erklären die lesbischen Zwillinge auf Instagram. „Trotzig und melancholisch“ seien sie, aber obwohl „wir ehrlich gesagt beide erwarteten, sie nur einmal anzuhören, zu erschaudern und sie für weitere Jahrzehnte zu vergraben“, waren sie „wirklich gut“ - so gut, dass sie zwölf von ihnen, nur leicht aufpoliert und überwiegend mit den Originaltexten, neu aufnahmen. Zeitgleich erscheint auch High School, die Autobiografie der Kanadierinnen (38), die in diesem Jahr das 20-jährige Jubiläum ihres Debütalbums feiern.
A propos musizierende Geschwister: Right Said Fred („Don’t Talk Just Kiss“) coverten Kerstin Otts Megahit „Die immer lacht“ als „She always laughs“. Den Song veröffentlichte das englische Brüder-Duo, das in den Neunzigern seine größten Erfolge feierte, zum 30-jährigen Bühnenjubiläum.
Aktuell im Kino: In My Days of Mercy (unsere Filmkritik) verlieben sich zwei Frauen aus unterschiedlichen Welten ineinander: Die eine (Ellen Page) engagiert sich gegen die Todesstrafe und ist zudem die Tochter eines zum Tode Verurteilten, die andere (Kate Mara) ist Aktivistin für die Todesstrafe. Die Liebesgeschichte mit Tiefgang und ohne Kitsch ist einer der Lieblingsfilme der L-MAG-Redaktion und wurde von uns schon auf einigen LGBT-Filmfestivals präsentiert.
Nach ihrem verletzungsbedingten Rücktritt Anfang Januar kündigte Beachvolleyball-Star Kira Walkenhorst jetzt ihr Comeback für 2020 an. „Inzwischen bin ich schmerzfrei“, sagte die Olympiasiegerin und Weltmeisterin am Rande der WM in Hamburg dem WDR. „Wenn sich das weiter so positiv entwickelt, will ich im nächsten Jahr auf der deutschen Tour wieder einsteigen.“ Dafür muss sie allerdings noch eine neue Partnerin finden - ihre bisherige Partnerin Laura Ludwig steht jetzt mit Margareta Kozuch auf dem Platz. Walkenhorst, die mit ihrer Frau Maria im Oktober 2018 Drillinge bekam, war zuletzt auch jenseits der Trainingsräume nicht untätig und setzte sich in mehreren Interviews für mehr Rechte für Regenbogenfamilien ein (K-Word #290).
Seit bekannt ist, dass The L Word zurückkommt, wird spekuliert, welche Ex-Stars neben den neuen Charakteren (K-Word #307) zu sehen sein werden. Karina Lombard können wir da wohl getrost von der Liste streichen. Sie habe sich als „Marina“ schon lange für „Gay Pride“ eingesetzt, schrieb sie (mit unnötig vielen Hashtags) unter einen Instagram-Clip des Pariser CSD, aber „dennoch war The L Word eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die ich jemals hatte. #DieWahrheitwirdunsallebefreien.“ Was genau die "Wahrheit" ist, ließ sie offen. Es ist kein Geheimnis, dass Lombard Probleme mit Cast und Crew hast und daher nach der 1. Staffel nur noch drei Gastauftritte hatte – sie sei wohl „zu populär“ geworden, mutmaßte sie 2005 im Playboy (die anderen Schauspielerinnen äußerten sich nie zu dem Konflikt). Im selben Interview sagte sie auch: „Vor The L Word dachte ich, dass ich bisexuell sei. Aber jetzt weiß ich es nicht mehr. [Sex mit Frauen] assoziiert mein Gehirn jetzt mit Arbeit, und das hat es für mich irgendwie ruiniert.“ Die 50-Jährige verdient ihr Geld inzwischen offenbar mit esoterischen Seminaren (Was machen eigentlich die The L Word-Stars?).
Kaum hatte Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne ihre Beziehung mit Ex-Pretty Little Liars-Star Ashley Benson publik gemacht (K-Word #307), streut die Klatschpresse auch schon eines ihrer typischen Gerüchte: das Paar soll sich verlobt haben. Einziger „Beweis“: Bei einem Urlaub in Saint Tropez trugen beide einen goldenen Ring am linken Ringfinger – die tragen sie allerdings, wie findige Fans recherchierten, schon länger. Am 30. August startet bei Amazon die neue Mystery-Serie Carnival Row (Trailer) mit Cara und Orlando Bloom in den Hauptrollen.
Ashley Benson And Cara Delevingne are engaged. They celebrated their engagement last night in Saint-Tropez. pic.twitter.com/vgContTlZG
— pop polls (@poppoIIs) 9. Juli 2019
Das belgische Tennis-Doppel Alison van Uytvanck und Greet Minnen, das in Wimbledon als erstes (offen) homosexuelles Paar antrat (K-Word #308), ist leider in der 2. Runde des Turniers ausgeschieden. Auch die Schwedin Johanna Larsson (K-Word #218) kam im Einzel nicht über die erste und im Doppel nicht über die zweite Runde raus, die Holländerin Richèl Hogenkamp (die ich letzte Woche sträflicherweise vergessen habe) flog im Einzel in der zweiten Runde raus. Auch wenn das Frauentennis „voller Lesben“ sein soll, wie die homophobe Ex-Spielerin Margaret Court (K-Word #247) zuletzt 2017 behauptete, sind diese vier aktuell die einzigen offen lesbischen Tennisprofis; in den Einzel-Top 100 steht zurzeit nur van Uytvanck (Weltranglistenplatz 58), Larsson steht im Doppel auf Platz 28.
Wegen heimlicher Indoktrinierung unschuldiger Kinder ruft die homophobe Gruppierung „One Million Moms“ zum Boykott von Toy Story 4 auf (dt. Kinostart: 15. Aug.) - und der Rest der Welt muss ganz genau hinschauen, denn die zwei beanstandeten Szenen dauern nur Sekunden: Als Woodys neue Besitzerin Bonnie in den Kindergarten kommt, sieht man im Hintergrund, wie zwei Frauen ein Kind dort absetzen, später im Film holen sie es wieder ab. Dies sei nur aus einem einzigen Grund eingebaut worden, behauptet die Online-Petition: um „Kinder zu desensitivieren“ und „diesen Lebensstil zu normalisieren.“ Disney solle gefälligst damit aufhören, Familien mit „dieser subtilen, aber offensichtlichen Werbung für den LGBTQ-Lebensstil zu überrumpeln.“ (Ausgerechnet Disney, das von allen Hollywood-Studio die schlechteste Bilanz hat, was LGBT-Charaktere angeht!) Die „One Million Moms“, die auch schon zum Boykott von Ellen DeGeneres aufgerufen haben, gehören zur fundamentalistisch-evangelikalen American Family Association und haben – andes als ihr Name suggeriert – nur wenige tausend und offenbar überwiegend männliche Mitglieder.
Wer keine Lust auf Streamingdienste und Bezahlfernsehen hat: Ab Ende Oktober zeigt Tele 5 die erste Staffel vonThe Handmaid’s Tale, auch die zwei weiteren Staffeln der preisgekrönten Serie sollen dort laufen. Die dystopische Serie, in der es mehrere lesbische Charaktere gibt, steht auch bei Streaminganbietenund und lief im Pay-TV bei RTL Passion.
Am 3. Juli starb die Malerin Sarah Schumann friedlich in ihrem Mittagsschlaf. Die feministische Künstlerin, die seit 1968 in Berlin lebte, wurde 85 Jahre alt. Schumann gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen der Nachkriegsmoderne, ihre Bilder hängen unter anderem in der Berlinischen Galerie, im Museum Wolfsburg und im Museum of Modern Art in New York. Ihre langjährige Lebensgefährtin, die im Oktober 2017 verstorbene Autorin Silvia Bovenschen (K-Word #223), hatte sie in ihren letztem Roman,Sarahs Gesetz(2015), verewigt.
Berlin Tag und Nacht-Star Nathalie Bleicher-Woth (Kim) zog sich für den Playboy aus und antwortete auf die „besorgte“ Nachfrage des Magazins, wie ihre Freundin das denn findet: „Ich würde lügen, wenn ich sage, es wäre anfangs kein Problem gewesen. Schlussendlich bin ich aber eigenständig und wir haben viel darüber geredet. Sie unterstützt mich und ihr ist wichtig, dass ich das mache, was mich glücklich macht.“ Die 22-Jährige, die sich 2017 auf Instagram outete (K-Word #211), ist seit letztem Winter mit ihrer lesbischen BTN-Kollegin Saskia Beecks (K-Word #39) zusammen. Im Juni verriet Bleicher-Woth in zwei Q&A-Videos (hier und hier), dass sie „fast vier Jahre lang mit einem Mann zusammen [war] – das war mein zweiter Freund, aber mein letzter Freund“ und kein „echtes männliches Geschlechtsteil“ vermisse: „Deswegen stehe ich auf Frauen.“
„Heavy Cross“ kann man sich ja immer wieder anhören: Gossip feiern mit einer Europatour den zehnten Geburtstag ihres Erfolgsalbums „Music For Men“ und machten am letzten Wochenende auch in Köln und Berlin Station.
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