K-Word #312: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: "Sense8"-Star Jamie Clayton im "The L Word"-Reboot, Megan Rapinoe, King Princess, Kelly McGillis, Brandi Carlile im Duett mit Dolly Parton, Caster Semenya, Tennis-Paar Alison van Uytvanck & Greet Minnen musste gegeneinander spielen - und mehr!
Von Karin Schupp
2.8.2019 - Allmählich wird’s voll im „Planet“ (wenn’s die Kneipe noch gibt): Es gibt schon wieder Casting-News von The L Word: Generation Q. Jamie Clayton, bekannt als Hackerin Nomi aus Sense8, wurde als Barkeeperin besetzt und ist die zweite Transfrau im Ensemble. Sepideh Moafi, in der Serie The Deuce als Sexarbeiterin zu sehen, spielt die Ex einer Hauptfigur, vermutlich Stephanie Allynne (One Mississippi), mit der sie ein Kind hat. A propos Kind: Newcomerin Jordan Hull spielt Bettes und Tinas Tochter Angelica, die zwischen Staffel 2 und 3 geboren wurde und jetzt ein Teenager ist. Außerdem dabei: Latarsha Rose (die in Die Tribute von Panem 1 eine kleine Rolle hatte), Freddy Miyares (bekannt aus dem Netflix-Vierteiler When They See Us) und der Schweizer Schauspieler Carlos Leal (Gotthart). Die fünf gehören wohl, ebenso wie die vier Namen, die letzte Woche vorgestellte wurden (K-Word #311), zum Nebencast. In den Hauptrollen werden wir neben Jennifer Beals, Leisha Hailey und Kate Moennig sechs neue Gesichter (K-Word #307) sehen. Das queerisierte Reboot der Lesbenserie startet in den USA im Herbst.
Und wer wissen will, wie viel „klassisches L Word“ es noch in The L Word: Generation Q geben wird, ob Carmen, Tina oder Tasha zurückkommen und was wirklich mit Mr. Piddles passierte: Heute ab 18 Uhr beantworten Jennifer Beals, Leisha Hailey und Kate Moennig (die das Reboot auch produzieren) all eure Fragen auf dem Instagram-Account der Serie.
Die trans-queere Amazon-Serie Transparent wird nicht mit der ursprünglich geplanten fünften Staffel fortgesetzt, sondern endet mit einem Musical in Spielfilmlänge. Die neue Planung wurde nach dem Rauswurf von Hauptdarsteller Jeffrey Tambor nötig (K-Word #239), der die Transfrau Maura spielte - das Serienfinale (ab 27. September bei Amazon) beginnt mit ihrem Tod. Und hier ist der erste Trailer:
In Wimbledon trat das einzige offen homosexuelle Paar im Profitennis noch zusammen im Doppel an (K-Word #309), beim WTA-Turnier in Karlsruhe mussten Alison van Uytvanck und Greet Minnen am Montag zum allerersten Mal gegeneinander antreten. „Es wäre schon sehr komisch, gegen Greet zu spielen“, hatte van Uytvanck kürzlich noch gesagt. „Eigentlich will ich auch gar nicht darüber nachdenken.“ Jetzt wurde es wahr, sie gewann das Erstrundenspiel in drei Sätzen und tröstete ihrer Freundin am Netz mit einem Küsschen. Im Doppel-Halbfinale am Samstag stehen die zwei Belgierinnen aber wieder gemeinsam auf dem Platz, anschließend tritt Van Utyvanck im Einzel-Halbfinale gegen Patricia Maria Tig an.
This exchange at the net between @AlisonVanU and @GreetMinnen97 is so freaking cute #liquimolyopenpic.twitter.com/hSMpXhN9Mq
— Suzanne Lam (@baddragonite) 29. Juli 2019
Nachdem die bisexuelle Schauspielerin Tessa Thompson ankündigt hatte, dass sie in Thor 4: Love and Thunder (2021 im Kino) ihre Bisexualität ausleben und „ihre Königin finden“ darf (K-Word #311), meldeten sich fix die ersten Freiwilligen: Blindspot-Star Jaimie Alexander, die in Thor 2 (2013) die Kriegerin Sif spielte (im Bild links), teilte auf Twitter einen Artikel, in dem sie - neben sieben anderen Marvel-Charakteren - vorgeschlagen wurde, und hob schon mal virtuell die Hand…
>raises hand< https://t.co/d2kKkUUYWP
— Jaimie Alexander (@JaimieAlexander) July 30, 2019
Wegen Tom Cruise haben wir Top Gun (1986) damals bestimmt nicht geguckt – um so bedauerlicher, dass Kelly McGillis in Top Gun 2: Maverick (Kinostart: Juli 2020) nicht dabei sein wird. Auf die Frage von Entertainment Tonight, ob ihre eine Rolle angeboten wurde, antwortete die 62-Jährige, die Cruises Lehrerin und Loverin Charlie spielte: „Oh mein Gott, nein. Ich bin alt und fett und sehe meinem Alter entsprechend aus. Das ist nicht das, worum es in dieser Szene geht.“ Ihr sei es aber ohnehin wichtiger, „mich wohl in meiner Haut zu fühlen.“ McGillis outete sich nach jahrelangen L-Gerüchten – etwa über eine Affäre mit Jodie Foster, ihrem Ko-Star in Angeklagt (1988) - 2009 als lesbisch und verpartnerte sich ein Jahr später mit ihrer damaligen Lebensgefährtin. Seit ihrer Trennung 2011 ist nichts mehr über ihr Liebesleben bekannt. McGillis, zuletzt im TV-Movie Maternal Secrets (2018) zu sehen, lebt in North Carolina, wo auch ihre zwei erwachsenen Töchter aus zweiter Ehe wohnen.
Sie gehörten zu den 51 offen lesbischen Stars der Fußball-WM 2019 und könnten jetzt „Weltfußballerin des Jahres“ werden: Die Engländerin Lucy Bronze (Lyon), der niederländische Ex-Bayern-Star Vivianne Miedema (Arsenal) und – die Favoritin - die US-Weltmeisterin Megan Rapinoe (Seattle Reign) gehören zu den 10 Namen auf der FIFA-Shortlist. Favoritin auf den Titel „Welttrainerin des Jahres“ ist die lesbische US-Nationaltrainerin Jill Ellis, die zwei WM-Titel hintereinander gewann und am Dienstag ihren Rücktritt bekannt gab (sie wird jetzt "Botschafterin" des US-Fußballverbands). Auf der FIFA-Webseite könnt ihr bis 19. August für eure Lieblinge abstimmen; das Fan-Votum fließt zu gleichen Teilen in die Wahl unter Trainer*innen, Kapitän*innen der Nationalteams und Presse ein. Die Auszeichnungen werden am 23. September in Mailand verliehen.
Megan Rapinoe, auf und neben dem Platz die auffälligste Spielerin der Fußball-WM (K-Word #309), ist seit ihrer Rückkehr aus Frankreich gefragt wie nie: Die Zeitungen und Fernsehshows reißen sie nur so um sie. Und jetzt schreibt sie auch noch! In ihrem Buch, das im Herbst 2020 erscheint, soll es um soziale Gerechtigkeit, LGBT-Rechte und „sogar ein bisschen um Fußball“ gehen, wie ihr Verlag Penguin Press ankündigte. Der New York Times erklärte die 34-Jährige, wieso sie nichts davon hält, Politik und Sport zu trennen. „Man will doch, dass wir Rollenvorbilder für die Kinder ist. Man will, dass wir Werbung für ihre Produkte machen. Man schmückt sich mit uns. Aber wir sitzen nicht nur in der Glasvitrine, damit ihr uns anschauen könnt.“ Ein Gespräch mit Donald Trump anstatt eines Boykotts des Präsidenten lehnt sie jedoch ab: „Ich bin nicht so naiv zu denken, dass er seine Meinung ändern wird“, sagte sie. „An der Grenze sind Kinder eingesperrt und sterben, und das stört ihn nicht. Warum sollte er sich von mir beeindrucken lassen?“
Beim Newport Folk Festival am letzten Wochenende überraschte eine mysteriöse Band namens ♀♀♀♀: The Collaboration die Fans: Es handelte sich um die lesbische Grammy-Gewinnerin Brandi Carlile (K-Word #289), die etliche weitere weibliche Country-Folk-Stars mitbrachte, darunter ihre neue Supergroup The Highwomen, Sheryl Crow, Maggie Rogers, die lesbischen Musikerinnen Amy Ray (Indigo Girls) und Lucy Dacus (mit denen sie „Go“ spielte) – und Dolly Parton, die unter anderem im Duett mit Carlile „I Will Always Love You“ sang:
Karrierenende für Caster Semenya? Im Streit um zulässige Testosteronwerte unterlag Südafrikas lesbischer Leichtathletik-Star vor dem Schweizer Bundesgericht: Das erlaubte am Dienstag dem Internationalen Leichtathletikverband IAAF, von Läuferinnen der 400 bis 1500 Meter-Strecken zu verlangen, zu hohe Hormonspiegel medikamentös zu senken. Die dreifache Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin über 800 Meter, die davon betroffen wäre, hatte vor dem Sportgerichtshof CAS in Genf vergeblich dagegen geklagt, das Bundesgericht setzte die Regelung im Juni vorübergehend außer Kraft (K-Word #305), entschied jetzt aber anders. Semenya, die immer wieder betonen muss, dass sie eine Frau ist, wird somit ihren WM-Titel Ende September in Doha nur unter Medikamenteneinfluss verteidigen dürfen – „verstörend“ und „ein Messen mit zweierlei Maß“, wie nicht nur der Berliner Tagesspiegel findet.
Er steht erst seit drei Tagen online und wurde bereits zum inoffiziellen Sommerhit 2019 erklärt: King Princess (K-Word #275) sampelte in ihrem Track „Marie Luiz (Plz Plz)” ein paar Sätze von Meryl Streep und Nicole Kidman in Big Little Lies (Staffel 2). “I just wanted to scream”, sagt Streep darin als Mary-Louise, Schwiegermutter des Grauens, und – tut genau das. Den Segen von Reese Witherspoon, ebenfalls Hauptdarstellerin und Produzentin der Serie, hat sie: “Wir sollten alle schreien”, kommentierte sie auf Instagram. Im Herbst erscheint “Cheap Queen”, das Debütalbum von der lesbischen Musikerin, im Oktober beginnt ihre erste große Tour.
TV-Tipp: Am nächsten Donnerstag läuft in der Reihe „rbb queer“ Zwischen Sommer und Herbst (RBB, 8. Aug., 23:59 Uhr), eine Liebesgeschichte zwischen der 17-jährigen Lena (Linn Reusse) und Eva (Isabel Thierauch), der Freundin ihres älteren Bruders, in der dem Paar weder Coming Out-Drama noch homophobes Umfeld stehen, sondern nur: Evas destruktives Beziehungsverhalten und Lenas hilflose Passivität (unsere Filmkritik).
#PolandCalmDown: 140 polnische LGBTQ-Aktivist*innen, Politiker*innen, Promis und Normalos zeigen in einem Video zu Taylor Swift LGBTQ-Song „You Need to Calm Down“ (K-Word #307) ihr Gesicht gegen Homophobie. Der Clip, für den das schwule Paar Jakub und Dawid unter anderem den Europa-Abgeordneten Robert Biedron, Top Model-Gewinner Radek Pestka, Mr. Gay Poland Lukasz Sabat und die Vloggerin Natalia Radtke gewinnen konnte, soll darauf aufmerksam machen, dass Polen zu den homophobsten Ländern Europas gehört. So wurde der CSD in Białystok im Juli von rechten Gegendemonstranten gewaltsam angegriffen, und eine polnische Zeitschrift verschenkte Aufkleber mit der Aufschrift „LBGT-freie Zone“.
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