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K-Word #316: Neues aus der Lesbenwelt

Heute: Kristen Stewart - lieber offen queer als Marvel-Filmstar, Megan Rapinoe und drei weitere lesbische Nominierte bei der FIFA-Wahl "The Best", Cara Delevingne, Kira Walkenhorst, Serien- und Filmtipps - und mehr!

Von Karin Schupp

6.9.2019 - Von wegen 21. Jahrhundert: Kristen Stewart wurde dazu aufgefordert, ihre queere Sexualität zu verstecken: „Mir wurde gesagt: ‚Tu dir selbst einen Gefallen und geh nicht Händchen haltend mit deiner Freundin in die Öffentlichkeit, dann könntest du auch einen Marvel-Film bekommen‘“, sagte die Schauspielerin in einer Titelstory für Harper’s Bazaar und fügte hinzu: „Mit solchen Menschen will ich nicht arbeiten.“ Wieso sie 2015 damit begann, sich mit ihrer damaligen Freundin Alicia Cargile (K-Word #109) zu zeigen und in Interviews über ihre Beziehung sprechen (K-Word #158), erklärte sie so: „Ich wollte einfach mein Leben genießen. Und das wurde mir wichtiger, als mein Leben zu schützen, denn indem ich es schützte, habe ich es ruiniert.“ Ihre Offenheit gefalle zwar nicht allen, und manchen Menschen störten sich auch daran, dass sie sich weder als „lesbisch“ noch als „bisexuell“ definiere, aber hier sieht die 29-Jährige die Evolution auf ihrer Seite: „Ich glaube, wir nähern uns einem Punkt, an dem wir alle unglaublich uneindeutig werden. Und das ist großartig.“ Stewart war früher mit ihrem Twilight-Ko-Star Robert Pattinson und dem Regisseur Rupert Sanders zusammen, seit ihrem Coming Out aber nur noch mit Frauen (zurzeit gehört ihr Herz der Drehbuchautorin Dylan Meyer) - ihrer Karriere hat's bisher nicht geschadet!

Auch Topmodel/ Schauspielerin Cara Delevingne brauchte einige Zeit, um so offen mit ihren Freundinnen umzugehen, wie sie es aktuell mit Ashley Benson tut (K-Word #307) – wieso eigentlich, wurde sie vom Frauenmagazin Elle gefragt. „Weil sie heilig sind“, antwortete die 27-Jährige. Sie wolle aber auch „nicht so geheimnistuerisch sein, dass die Leute denken, ich würde mich dafür schämen.“ Und mit Ashley sei sie an dem Punkt angekommen, an dem sie nicht so wirken wollte, „als sei ich nicht stolz darauf“. In ihrer neuen Fantasyserie Carnival Row (Amazon) spielt die Britin eine bisexuelle Fee – ob sie eine Loverin hat, weiß ich allerdings nicht, bisher habe ich nur von einer Romanze mit der männlichen Hauptfigur (Orlando Bloom) gehört.

US-Weltmeisterin Megan Rapinoe (Reign FC) gilt als klare Favoritin der FIFA-Wahl zur Weltfußballerin des Jahres, aber auch ihre Ko-Kapitänin Alex Morgan (Orlando Pride) kann sich Hoffnungen auf die Trophäe machen, und mit der englischen Nationalspielerin Lucy Bronze (Olympique Lyon), die gerade zur „UEFA-Spielerin des Jahres“ gekürt wurde, steht eine zweite offen lesbische WM-Spielerin (51 offen lesbischen Stars der Fußball-WM 2019) auf der Finalistinnen-Liste, die am Montag erschien. Plus eine dritte in der Kategorie „Welttorhüterin des Jahres”: Die schwedische Nationaltorfrau Hedvig Lindahl (VfL Wolfsburg) ist neben den Keeperinnen der niederländischen bzw. chilenischen Nationalteams, Sari van Veenendaal und Christiane Endler, nominiert. Und die nach der WM zurückgetretene lesbische US-Nationaltrainerin Jill Ellis hat gute Chancen, sich gegen ihre KollegInnen Sarina Wiegman (NL) und Phil Neville (England) durchzusetzen. Die Gewinnerinnen (und Gewinner) der „The Best“-Wahl werden am 23. September in der Mailänder Scala bekannt gegeben.

Instagram Megan Rapinoe, Lucy Bronze und Hedvig Lindahl (v.l.n.r.)

In der Augsburger Puppenkiste gab’s meines Wissens noch keine LGBT-Marionetten – dafür aber in der neuen Netflix-Puppenserie Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands. Im Prequel des Fantasyfilms Der dunkle Kristall (1982) wächst Hauptfigur Deet bei ihren zwei Vätern auf, und im Nebencast gibt’s ein Lesbenpaar: Tavra aus dem Vapra-Clan und Onica aus dem Sifa-Clan. Ob's auch eine Liebesszene gibt? Und wie macht man das, ohne dass sich die Fäden verheddern? 

Netflix Tavra (r.), die Schwester der Rebellin Brea, und ihre Freundin Onica

Die Windeln für ihre Drillinge wollen ja bezahlt sein: Beachvolleyball-Olympiasiegerin Kira Walkenhorst, seit ihrem verletzungsbedingten Rücktritt Anfang des Jahres quasi arbeitslos, wirbt als deutsches Gesicht für die neue Werbekampagne des Kosmetikherstellers L’Oréal. Mit dabei sind auch die bisexuelle Schauspielerin Amber Heard (K-Word #226), Elle Fanning (Alle Farben des Lebens) und das holländische Model Doutzen Kroes. Walkenhorst, die mit ihrer Frau Maria im Oktober 2018 Drillinge bekam und sich seitdem für mehr Rechte für Regenbogenfamilien einsetzt (K-Word #290), arbeitet bereits an ihrem Comeback – für Olympia 2020 wird’s allerdings nicht reichen.

In der geplanten ARD-Historienserie über das berühmte Berliner Kaufhaus KaDeWe wird es auch ein Frauenpaar geben. Regisseurin Julia von Heinz (Ich bin dann mal weg), die in ihrem Drehbuch vier junge Menschen zur Zeit der Weimarer Republik in den Mittelpunkt stellt, kündigte an: „KaDeWe wird eine große Freundschafts- und Familiensaga, eine lesbische Liebesgeschichte gegen alle Widerstände und ein Statement zu unserer Gegenwart.“ Der Sechsteiler wird 2020 gedreht, ein Ausstrahlungstermin ist noch nicht bekannt.

Jetzt im Kino: In Der Honiggarten – Das Geheimnis der Bienen verlieben sich die allein erziehende Fabrikarbeiterin Lydia und die Ärztin Jean ineinander – blöd nur, dass das in einer konservativen schottischen Kleinstadt Anfang der 1950er Jahre passiert. Lest hier unsere Filmkritik und erfahrt darin auch, weshalb die lesbische Autorin der Romanvorlage mit dem veränderten Schluss des Films nicht einverstanden ist.

Capelight Pictures Lydia (Holliday Grainger, l.) und Jean (Anna Paquin) in "Der Honiggarten"

Wieso gibt‘s eigentlich in der angeblich so konservativ-spießigen Schlagerwelt so viel mehr offen lesbische, bisexuelle und schwule SängerInnen - etwa Patrick Lindner, Ross Antony, Kerstin Ott oder Voxxclub-Sänger Christian Schild - als in der Pop- und Rockbranche? Auch in Österreich, wo Tina Anders‘ neues Video „Sei wie du bist“ (auch) ein Frauenpaar zeigt – nicht der erste Toleranz-Song der Obersteirerin die seit 2012 mit ihrer Frau Julia verpartnert ist: Schon „Du stehst zu dir“ (2014) war LGBT-Menschen gewidmet. „Ich möchte unserer Community durch dieses Lied etwas ‚geben‘, weil ich weiß wie viele Menschen da draußen sind, die sich nicht trauen, sich zu ‚outen‘ oder zu ihrer Lebensweise zu stehen“, sagte sie damals dem österreichischen Magazin Pride.

Wochenlang hat Schwester Miriam im sanft beginnenden Lesbenplot der ARD-Krankenhaus-Soap In aller Freundschaft (K-Word #315) vergeblich auf Rieke Macholds Anruf gewartet - jetzt freut sie sich, ihrem Schwarm wiederzubegegnen. Aber ihre Hoffnungen, dass sich etwas zwischen ihnen anbahnen könnte, werden (zunächst…) zerstört (Di, 10. Sept., 21 Uhr).

Sebastian Kiss/ MDR Wissen es noch nicht, sind aber füreinander bestimmt: Miriam (Christina Petersen, l.) und Rieke (Liza Tzschirner) in "In aller Freundschaft"

Noch bis Mitte September dreht Ulrike Folkerts in Boston den Fernsehfilm Ein Haus am Meer. In dem ZDF-Movie der Reihe Katie Fforde spielt sie die 60-jährige Anwältin Anne, die gerade wegen ihres Alters entlassen wurde, während sich der viel ältere Lover ihrer Tochter Holly als ihre Jugendliebe Joe entpuppt. Wann der Film läuft, steht noch nicht fest.

Rick Friedman/ ZDF Eine lesbische Jugendliebe wäre mir ja lieber: Anne (Ulrike Folkerts), Joe (Götz Schubert) und Holly (Romina Küper)

Geht schon mal gut los: Sexy Feuerwehrfrauen zeigt das erste Video der Supergroup The Highwomen, die die dreifache Grammy-Gewinnerin Brandi Carlile (K-Word #289) mit ihren Kolleginnen Amanda Shires, Maren Morris und Natalie Hemby gründete. Heute erscheint ihr erstes Album, in dem sie auch vor politischen Themen wie Immigration, Rassismus und Sexismus nicht zurückschrecken. „Meine Existenz ist politisch“, erklärte der lesbische Country-Folk-Star der New York Times. „Ich war schon verheiratet, bevor das in den USA legal war. Ich weiß nicht, wie ich das aus meiner Musik heraushalten könnte.“

ACHTUNG: Das nächste K-Word erscheint am Samstag, 14. September!

Weiterlesen: K-Word #315: Neues aus der Lesbenwelt

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