K-Word #317: Neues aus der Lesbenwelt
Heute: Kate Moennig spricht erstmals über ihre lesbische Identität - und ihre Frau! Möglicher Deutschland-Start des "The L Word"-Reboots, Ellen Page, Cara Delevingne, Barbara Sukowa in Lesbenfilm, Kristen Stewart als lesbische Superheldin? Und mehr!
Von Karin Schupp
14.9.2019 - Dass The L Word-Star Kate Moennig lesbisch ist, bezweifelte wohl nie jemand ernsthaft - der einzige Gaydar, der nicht gleich anschlug, war ihr eigener: Sie erlebte ihr Coming Out erst mit Mitte 20 am Set der Lesbenserie, wo sie als „Shane“ zur Lesben-Ikone wurde. „Ich bin dreizehn Jahre lang in eine katholische Schule gegangen“, erklärte sie in RuPauls Podcast What’s the Tee? „Wenn ich heute zur Schule gehen würde, würde ich es wohl früher erkennen. Damals nicht. Da gab’s das alles nicht.“ In dem Interview plauderte sie so selbstverständlich über ihre lesbische Identität, als hätte sie das schon immer getan – dabei hat sie mit dem Drag Race-Moderator zum ersten Mal öffentlich darüber gesprochen (und als ich sie zu alten The L Word-Zeiten interviewte, waren mir „persönliche Fragen“ ausdrücklich verboten!). Aber bevor sie von der jüngeren, viel entspannteren Generation Q links und rechts überholt wird, wollte die 41-Jährige das Thema wohl ein für alle Mal und ohne großes Trara abhaken. Und so erfuhren wir auch, dass sie schon Anfang 2018 die brasilianische Musikerin Ana Rezende heiratete – eine kleine Hochzeit mit nur 15 Gästen. „Heiraten war mir, ehrlich gesagt, nie wichtig. Es ist einfach so passiert“, sagte sie. „Wenn ich schon heiraten sollte, dann nur sie, weil es einfach Sinn macht.“ Dass die beiden ein Paar sind, kursierte schon lange als Gerücht, sogar über eine Hochzeit wurde schon spekuliert, aber da waren wir ein Jahr zu früh dran (K-Word #186)!
Über die neuen Folgen The L Word: Generation Q verriet Kate Moennig nur, dass Shane nicht mehr als Frisörin arbeitet und die Hintergründe zu Jennys Tod wohl für immer im Dunkeln bleiben werden: „Ich glaube, darauf kriegen wir nie eine Antwort.“ Auf die Frage, ob Tina wiederkomme, antwortete sie nach längerem Zögern, dass Bettes Ex-Frau in den ersten beiden Folgen - die sie zum Zeitpunkt des Interviews gerade drehte - jedenfalls kein Thema sei. In den USA startet die Fortsetzung der Lesbenserie am 8. Dezember, in Deutschland müssen wir uns noch ein bisschen länger gedulden: Nach neuesten Informationen startet sie voraussichtlich im April 2020 bei Sky.
Gratulation: Die feministische Sketch-Comedy Kroymann ist für den Deutschen Comedypreis nominiert (Verleihung am 3. Okt.) – zum dritten Mal in Folge! Seit dieser Woche dreht Maren Kroymann (K-Word #310), immer noch eine der wenigen offen Lesben im deutschen Showgeschäft, neue Folgen, die ab 31. Oktober im Ersten laufen.
„Mir wurde gesagt: ‚Tu dir selbst einen Gefallen und geh nicht Händchen haltend mit deiner Freundin in die Öffentlichkeit, dann könntest du auch einen Marvel-Film bekommen‘“, sagte Kristen Stewart über die homophoben „Ratschläge“ aus Hollywood (K-Word #316). Dieselbe Erfahrung machte auch Cara Delevingne: „Das gehörte zu den ersten Dingen, die mir Harvey Weinstein [Anm. d. Red.: der Filmproduzent, dem seit Herbst 2017 etliche Frauen sexuelle Übergriffe vorwarfen] sagte: ‚Als lesbische Frau wirst du es in dieser Branche niemals schaffen – hol dir einen Alibi-Boyfriend“, sagte sie in Net-à-Porter. Weinstein lag falsch: Die 27-jährige Britin, die auch zu den weltweit erfolgreichsten Models gehört, spielte inzwischen einige Hauptrollen, aktuell in der Amazon-Serie Carnival Row. Über ihre Freundin, Ex-Pretty Little Liars-Star Ashley Benson (K-Word #307) sagte sie in dem Interview: „Ich habe nie wirklich jemanden an mich rangelassen, aus Angst, verlassen zu werden. Ich habe Menschen nie vertraut oder mich nicht wert genug gefühlt und sie immer weggestoßen. Sie ist die Erste, die sagte: ‚Du kannst mich nicht wegstoßen. Ich werde nett zu dir sein. Ich liebe dich.‘“ Hier wurden die beiden bei den US Open geknipst (Cara interessiert sich offensichtlich sehr viel mehr für Tennis als Ashley…).
Auch für Kristen Stewart bestätigten sich die düsteren Warnungen nicht: Seit ihrem offiziellen Coming Out (das sie selbst nicht so nennt: „Ich hatte kein richtiges ‚Coming Out‘. Ich war ja nicht nicht out.“) hätten sich ihre Rollenangebote nicht verändert, sagte sie während des Filmfestivals in Venedig dem Filmfachblatt Variety und äußerte die Vermutung, dass heutzutage auch Marvel „die gay kids sehr gerne als Superhelden casten würde.“ Welche Superheldin sie denn selbst gerne spielen würde? „Eine lesbische!“, sagte sie, während Anthony Mackie, ihr Ko-Star in ihrem neuen Film Seberg (der auf dem Festival Premiere hatte), ihr seine Rolle in den Marvel-Filmen abtreten würde: „Sie sollte die lesbische, weibliche Captain America spielen.“
Keine Angst vor Rollen-Schubladen hat Ellen Page. Sie sei schon oft gefragt werden, ob sie sich nicht Sorgen mache, auf lesbische Rollen festgelegt zu werden, erzählte die Oscar-nominierte Schauspielerin (Juno) am Montag auf dem Filmfestival in Toronto - seit ihrem öffentlichen Coming Out Anfang 2014 hatte sie in Freeheld, My Days of Mercy und der Netflix-Serie Stadtgeschichten lesbische/ queere Charaktere gespielt. ,„Eine heterosexuelle Schauspielerin würde man das nie über Hetero-Rollen fragen“, sagte sie. „Wieso sollte ich diese Rollen nicht spielen wollen? Offen gesagt wäre ich begeistert, wenn ich nur noch solche Rollen spielen würde!“ Die Kanadierin (32), die mit der Tänzerin und Choreographin Emma Portner verheiratet ist (K-Word #233), stellte in Toronto ihren Dokumentarfilm There’s Something in the Water vor; darin geht es um den so genannten Umweltrassismus, der besagt, dass arme Menschen am stärksten von Umweltgefahren, etwa durch Mülldeponien, bedroht sind.
Auch eine lesbische Lovestory feierte in Toronto Weltpremiere: Der französische Wettbewerbsbeitrag Two of Us erzählt von zwei Rentnerinnen, Mado (Martine Chevallier) und Nina (gespielt von der deutschen Schauspielerin Barbara Sukowa), die in zwei Wohnungen auf derselben Etage wohnen und seit Jahrzehnten ein heimliches Paar sind. Ausgerechnet als sie beschließen, gemeinsam nach Rom zu ziehen, um dort endlich offen lesbisch zu leben, gerät ihre Beziehung in eine Krise, denn Mado schafft es nicht, sich bei ihren zwei erwachsenen Kindern zu outen. Diese Szene zeigt, wie Nina ihre Lebensgefährtin vor ihrem Makler wütend zur Rede stellt:
Ab 19. September in ausgewählten Kinos: Heute oder Morgen erzählt von einer Dreierbeziehung in einem Berliner Sommer: Maria (Paula Knüpling) und Niels (Maximilian Hildebrandt) sind ein Paar und holen sich gerne mal eine dritte Person – Mann oder Frau - zum Sex dazu. Aber als sich Maria in die Britin Chloe (Tala Gouveia) verliebt, die für ein Monate in der Stadt ist, verändert sich ihre Beziehungsdynamik – und als Niels der Dritte im Bunde wird, verändert sie sich aufs Neue… Lest hier unsere Filmkritik.
Heinrich Horwitz (K-Word #314), Deutschlands einzige_r diverse_r Schauspieler_in (andere nennen es „nonbinär“), ist nächste Woche in der ARD-Reihe Bozen-Krimi zu sehen, allerdings in einer Frauenrolle (19. Sept., 20:15 Uhr). „Diese Mann-Frau-Kategorien passen für mich einfach nicht“, sagte Horwitz (35) im Interview mit Bunte und erklärte, sich schon in der Grundschule mit ihrem_seinem weiblichen Geburtsnamen „unwohl gefühlt“ zu haben und sich als lesbisch zu identifizieren: „Meine erste Liebeserfahrung war mit einer Frau. Wenn Sie mich fragen würden, ob ich Mann oder Frau sei, wäre meine Antwort, dass ich es nicht weiß, ich aber eine Lesbe bin. Ich habe selbst lange nicht verstanden, was oder wer ich bin. Das war ein schwerer, langer Prozess.“
Gerade erschienen: „Ain’t Together“, die erste Single aus King Princess‘ Debütalbum“ Cheap Queen (das am 25. Oktober rauskommt). Fun Fact: Die 20-Jährige (K-Word #312) schrieb die Songs im vergangenen Jahr, in das ihre Liebe zu und Trennung von der Schauspielerin Amandla Stenberg (K-Word #262) fiel, in chronologischer Reihenfolge - „Ain’t Together“ ist das vierte Lied auf der Platte.
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